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0542 - Himalaya-Grauen

0542 - Himalaya-Grauen

Titel: 0542 - Himalaya-Grauen
Autoren: Jason Dark
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Diener erkannten, daß wir keine Fesseln mehr besaßen. Sie konnten es nicht fassen. Wie dumpfe Musik klangen ihre raunenden und flüsternden Stimmen durch den großen Raum.
    Daß wir uns so plötzlich bewegen konnten, da gab es für sie keine Erklärung, aber Shao wußte Bescheid.
    »Sehr gut gemacht, Mark Baxter!«
    »Du weißt Bescheid?« rief Suko und starrte mich dabei an. Von mir bekam er keine Antwort. Die gab Shao ihm.
    »Natürlich weiß ich Bescheid. Rate mal, wer dich in Moskau gerettet hat und mir einen Stoß gab? Es war Mark, und ich hatte alles mit ihm abgesprochen.«
    Jetzt begriff auch Gigantus. Er sah plötzlich aus, als wollte er in die Höhe springen. »Du!« keuchte er, »du bist ja tatsächlich eine Verräterin. Du hast von Beginn an ein falsches Spiel mit mir getrieben, verdammt noch mal!«
    »So ist es.«
    »Und dir habe ich vertraut. Ich wollte dich zu meiner Königin machen. An meiner Seite hättest du…«
    »Gar nichts hätte ich!« rief Shao dazwischen. »Ich kenne deine Pläne, Gigantus. Der Geist des Magiers steckt in dir. Du hast es geschafft, wie auch immer, Padmasambhava auf die Seite des Bösen zu ziehen. Du hast ihm so lange eingeredet, daß ihr die Weltherrschaft übernehmen könntet, wenn es dir gelingt, Amaterasu zu vernichten. Ihr seid auf mich gekommen, ihr habt mich umgarnt, aber ihr habt nicht mit der Stärke der Sonnengöttin gerechnet, die auch meine Kraft geworden ist. Für mich war es plötzlich leicht, dein Spiel zu durchschauen, sehr leicht sogar. Es ist vorbei, Gigantus. Jemand wie du hat sein Recht auf eine Existenz verwirkt. Man darf als Mensch die Götter nicht für sich einspannen.«
    »Ein Mensch?« schrie er und zeigte ihr seine Hände. »Sehen so die Finger eines Menschen aus?«
    »Vielleicht.«
    »Ich bin kein Mensch, ich bin Gigantus, etwas Besonderes. Künstliche Intelligenz plus Magie. Ihr werdet mich noch kennenlernen, alle werdet ihr vernichtet, ihr…«
    Da fauchte der Tiger!
    Es war ein Geräusch, das selbst die Stimme des Gigantus übertönte. Laut und drohend hallte es von den Wänden wider.
    Gigantus war ruhig, auch Shao zeigte sich irritiert. Ich winkte Suko und Wladimir zu. Es war am besten, wenn wir die verdammte Treppe stürmten.
    Dazu kam es zunächst nicht mehr.
    Plötzlich schoß aus den Nacken des Tigers eine gewaltige, dunkle Fontäne in die Höhe.
    Blut!
    Da wußten wir, wo Mark Baxter stand und wie er in die Auseinandersetzung eingegriffen hatte…
    ***
    Shao wollte alles zu Ende bringen und schießen. Im gleichen Augenblick sprang der Tiger hoch, Shao aber nicht an. Der Pfeil hatte die Armbrust bereits verlassen und drang in die Schnauze der Bestie. Er traf den Unterkiefer, und das machte den Tiger noch wütender. Blut sprudelte aus der Wunde, im Maul steckte der Pfeil, und Gigantus brüllte wie am Spieß.
    Suko, Wladimir und ich jagten die Stufen hoch. Wir hatten unsere Waffen gezogen, aber wir feuerten nicht, denn trotz allem war es Gigantus gelungen, das Tier herumzureißen. Es war schwer angeschlagen, aber nicht tödlich getroffen.
    Mit einem Riesensatz sprang er über unsere Köpfe hinweg und hinein in die Gruppe der Diener.
    Glücklicherweise drosch er nicht mit seinen Pranken um sich.
    Einige Männer stürzten zwar zu Boden, ansonsten passierte nichts, und die Bestie raste auf den Ausgang zu.
    »Der Stab, Shao! Setz den Stab ein!« Selten hatte ich Suko so schreien hören.
    Shao griff danach. Die Armbrust ließ sie fallen, aber auch sie kam zu spät.
    Gigantus und der Tiger waren einfach zu schnell. Sie jagten nach draußen und waren unseren Blicken entschwunden. Wladimir Golenkow und ich hetzten auf den Innenhof, um nachzuschauen, ob er noch in Sichtweite war, ohne Erfolg.
    Der Himmel schien ihn verschluckt zu haben. Wir sahen nichts von ihm und auch nichts von den beiden Bestien.
    Neben mir fluchte Wladimir auf Russisch und stampfte vor Wut mit dem rechten Fuß auf.
    Ich schlug dem Russen auf die Schulter. »Laß gut sein, Towaritsch, wir haben es geschafft.«
    »Was sagst du?«
    »Wir sind aus dem Schneider.«
    »Unsinn.« Er schüttelte den Kopf. »Gigantus ist weg, verschwunden. Wir stehen wieder da, wo wir schon einmal gestanden haben. Am Anfang, aber nicht am Ende.«
    »Diesmal sind die Vorzeichen andere, mein Freund. Er wird sich rächen wollen. Und jemand, der Rache will, wird unvorsichtig. Ich bin davon überzeugt, daß er wieder erscheinen wird, um sich uns vorzunehmen. Besonders Shao, die hat ihn geleimt.«
    Wladimir tat
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