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0541 - Im Banne des Panikfeldes

Titel: 0541 - Im Banne des Panikfeldes
Autoren: Unbekannt
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Verfügung. Er war allein und nur auf sich selbst angewiesen.
    „Harno! Bekommst du Kontakt ...? Versuche es, Harno, bitte versuche es! Ich halte es nicht mehr lange aus..."
    Die Loslösung gelang nicht vollständig. Gucky bemerkte es halb im Unterbewußtsein, als er die Augen öffnete.
    Er sah mit seinen eigenen Augen! Das war der gewaltige Unterschied zu damals, als er körperlos im Raum zu schweben glaubte und sich selbst unten auf dem Bett liegen sah. Damals war er praktisch zweimal vorhanden gewesen - einmal als Bewußtsein und einmal als Körper.
    Die Trennung war diesmal nicht geglückt.
    Aber die geistige Anstrengung war dennoch nicht umsonst gewesen.
    Die telepathische Stimme in seinem Bewußtsein war wie ein mentales Flüstern, das nur undeutlich und unendlich schwach bis zu seinen Sinnen vordrang. Aber er verstand es.
    „Gucky...! Du hast mich gefunden...?"
    Der Mausbiber verdoppelte seine Anstrengungen, ohne noch Energie für den Versuch zu verschwenden, sich von seinem eigenen Körper zu lösen. Er versuchte nur noch, den Kontakt zu Harno zu halten.
    „Du bist bei mir, Harno, ganz dicht bei mir! Du liegst auf meiner Brust -deine Materie. Wo ist dein Bewußtsein?"
    „Verloren - verloren in Raum und Zeit. Hinausgeschleudert durch den plötzlichen Wegfall aller Fesseln, die ich ewig zu sprengen versuchte. Ich finde mich nicht mehr wieder."
    „Doch, das wirst du!" Gucky wußte nun, daß es nur darauf ankam, den Kontakt zu halten und dem Bewußtsein Harnos einen Halt zu geben. „Du empfängst mich? Klar und deutlich?"
    „Nur schwach, aber klar genug. Vielleicht gelingt es mir, dich in dem Dickicht zu finden. Höre nicht auf zu denken, mein Freund.
    Die Koordinatenbestimmung muß jetzt gelingen ..."
    Und Gucky dachte ... er dachte intensiv an das Unbegreifliche, das mit Harno geschehen sein mußte. Das Energiewesen konnte keine Seele im menschlichen Sinne besitzen. Da es aus Energie, Materie, Raum und Zeit bestand, hatten sich lediglich diese verstandesmäßig erfaßbaren Dinge getrennt. Zurückgeblieben war nur die unscheinbare braune Kugel, die auf der Brust des Mausbibers ruhte, klein und unverändert.
    Materie ohne Energiegehalt! Verloren im Raum, irgendwo. Und verloren in der Zeit, irgendwann.
    „Bist du noch da, Harno ...?"
    Die Antwort, nicht stärker oder schwächer: „Ich bin noch da, und ich werde uns finden."
    Es fiel Gucky nicht schwer, längere Zeit intensiv zu denken.
    Dieses intensive Denken konnte mit dem normalen Denkvorgang nicht verglichen werden. Der Mensch „denkt" ständig und pausenlos. Es erfordert sogar eine ungeheure Willensleistung, nicht zu denken. Irgend etwas geht im Gehirn des Menschen immer vor, auch wenn es unproduktive Gedanken sind, die erzeugt - und sofort wieder vergessen werden.
    Das Intensivdenken jedoch erforderte unvorstellbare Konzentration auf einen ganz bestimmten Gegenstand geistiger oder materieller Natur. Es erfordert bewußtes Denken bis hinab in die tiefsten Tiefen des Unterbewußtseins. Es erfordert somit die gesamte Willenskraft des Betreffenden.
    Nur ein Mutant wie Gucky besaß diese Willenskraft - und die Fähigkeit.
    Immer öfter trafen Harnos Bestätigungen ein. Er verlor für keine Sekunde mehr den Kontakt mit dem Mausbiber.
    „Die Zeit... die Zeit...! Wann bin ich ...? Ich kann es nicht bestimmen. Aber ich habe die Richtung, die Koordinaten..."
    Gucky begann zu schwitzen, so sehr strengte ihn die Prozedur an. Aber er spürte den herannahenden Erfolg, und das gab ihm neue Kräfte. Seine Intensivgedanken wurden persönlicher, ganz auf Harno selbst konzentriert, nicht mehr so allgemein wie zuvor.
    „... der Schwarm - erinnerst du dich, Harno? Er hielt dich im Hypno-kristall gefangen, wir befreiten dich. Der Schock ..."
    „Ich habe es gleich - ein paar Millionen Jahre zurück ..."
    Ist unsere Zukunft noch so weit entfernt, dachte Gucky unwillkürlich und stark - und zugleich erleichtert. Wird es je ein Ende der Zukunft geben?
    „Es gibt auch Zeit noch jenseits eurer Zukunft", kam es klar und deutlich zurück.
    „Das Ende der Zeit liegt in unvorstellbarer Ferne ..."
    Das Gewicht der braunen Kugel auf Guckys Brust veränderte sich nicht, wohl aber ihr Volumen. Der Mausbiber bemerkte es, als sein Blick auf sie fiel. Die Kugel wurde größer.
    „Du kehrst zurück, Harno ...?•' „Der Weg durch die Zeit ist lang und beschwerlich, Gucky. Er ist schwerer als der Weg durch den Raum, den ihr auch beherrscht. Er ist viel schwerer - und gefährlicher.
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