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0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich

0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich

Titel: 0540 - Der Vampir, die Mörderin und ich
Autoren: Jason Dark
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die Schultern. »Ist sie überhaupt noch ein Mensch? Oder können wir sie zur schwarzmagischen Seite zählen?«
    »Das glaube ich nicht. Dämonische oder dämonisch beeinflußte Personen reagieren irgendwie anders. Allein wie sie sich gegen den Rover geworfen hatte, das war schon artistisch.« Ich schüttelte den Kopf, als ich daran dachte. »So etwas bringt ein Laie nicht fertig.«
    »Dann ist sie ein Profi.«
    »Genau.«
    »Und wo findet man Profis?«
    »Im Zirkus, in Turnvereinen, in…«
    »Auch beim Film«, sagte Suko trocken. »Überleg mal, John, jeder Action-Film braucht Stuntmen und auch Stuntgirls…«
    Ich fuhr unwillkürlich langsamer, weil mich Sukos Worte stark beeindruckt hatten. »Du kannst recht haben. Stell dir mal vor, diese Frau ist eine aus dem Team.«
    »Daran dachte ich.«
    »Das wäre echt ein starkes Stück. Wir werden uns beim Team erkundigen, ob dort ein rotblondes Stuntgirl beschäftigt ist. Wenn ja, werden wir sie auch kriegen.«
    Die Straße verengte sich. Auch die Sonne verschwand. Zwar nicht hinter den Wolken, doch der Wald rückte näher heran. Er war sehr dunkel, wirkte fast undurchdringlich und war durch sehr dicht wachsendes Unterholz kaum begehbar.
    Helle und dunkle Flecken tanzten über die Motorhaube oder blitzten in den Scheiben. Sie traten immer dann auf, wenn die Sonnenstrahlen durch Lücken fielen oder zurückgehalten wurden.
    Dann geschah es.
    Vielleicht waren wir beide zu sehr in Gedanken versunken gewesen. Wir hätten es bei einer starken Wachsamkeit sicherlich merken können, so sahen wir nichts und spürten nur den Erfolg.
    Am rechten Vorderreifen stimmte etwas nicht. Er wurde weich, die Fahrt kam mir schwammig vor, die Lenkung funktionierte noch, aber die Räder gehorchten nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    Ich stoppte.
    Auch Suko war etwas aufgefallen. Er verließ den Wagen vor mir, und ich hörte ihn schimpfen.
    »Schau dir das an«, sagte er, als ich neben ihm stand. Suko deutete auf den Reifen, der schon fast platt war. Aus ihm schaute ein Dart-Pfeil hervor.
    Wir fühlten uns beide verdammt unwohl. Ich spürte die Gänsehaut auf dem Rücken. Wieder einmal hatte uns die Rotblonde bewiesen, wie gefährlich sie war. Sie beherrschte die Pfeile meisterhaft. Es war schon eine Kunst, den Reifen eines fahrenden Wagens zu treffen.
    Suko erging es nicht anders als mir. Er ließ seine Blicke über den Rover hinwegstreifen und suchte den Waldrand nahe der Straße ab.
    Im Unterholz konnte sich leicht jemand verstecken. Ich hatte mich gedreht. Meine Blicke glitten an der anderen Waldrandseite vorbei, und ich fühlte mich verflixt unwohl.
    Irgendwo aus dem dichten und verfilzt ineinander gewachsenen Grün konnte jeden Augenblick etwas blitzendes hervorhuschen und uns erwischen. Zudem waren wir ohne Deckung.
    »Ist kein gutes Gefühl, auf dem Präsentierteller zu stehen«, meinte Suko und hatte mir aus der Seele gesprochen.
    »Wir müssen den Reifen wechseln.«
    Suko verzog die Lippen. »Nicht schlecht, aber auch nicht beruhigend, wenn du damit rechnen mußt, von einer Mörderin beobachtet zu werden. Dabei sieht alles so harmlos aus. Sonne, Wärme, Wald, das Zwitschern der Vögel…«
    Mein Freund gab noch einen weiteren Kommentar ab. Ich hörte nicht hin, weil ich mir noch einmal den Pfeil anschaute. Er steckte schräg im Reifen. Sein Ende wies nach oben. Dieser Winkel ließ nur einen Schluß zu. Die Werferin mußte bei ihrer Tat höher gesessen haben. Möglicherweise in einem Baum. Von dieser Stelle aus konnte sie alles perfekt beobachten.
    Dann hörten wir einen anfahrenden Wagen. Schon sehr bald tauchte er auf. Es war ein Ford-Kombi, der schon einige Jahre auf dem Buckel hatte. Der Fahrer lenkte sein Auto auf uns zu und stoppte neben dem Rover. Dann streckte er den Kopf aus dem Fenster.
    »Ärger gehabt?«
    »Ja, der Reifen ist platt.«
    Der Mann verzog sein von der Sonne gerötetes Gesicht. »Das ist Mist. Wo wollten Sie denn hin?«
    »Nach Green Heaven«, sagte ich.
    »Da muß ich auch hin. Es sind noch knapp zwei Meilen. Hinter dem Wald liegt der Ort. Sollen wir den Reifen wechseln?«
    »Wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben.«
    »Ich helfe Ihnen.«
    Der Mann fuhr seinen Kombi vor und stieg aus. Er war groß und kräftig. Auf seinem Kopf wuchs dünnes, blondes Haar. Ebenso blaß war der Oberlippenbart.
    Bevor er sich bückte, hatte ich schon das Beweisstück aus dem Reifen gezogen. Er schaute sich die Stelle an, sah auch das Loch, das mehr einem Schnitt
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