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0538 - Die drei aus dem Totenhaus

0538 - Die drei aus dem Totenhaus

Titel: 0538 - Die drei aus dem Totenhaus
Autoren: Jason Dark
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standen, die schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel hatten.
    Knorrig streckten sie die Arme aus, berührten sich, als wollten sie sich gegenseitig verschlingen. Umrahmt von einem dichten Unterholz, in dem die Grabsteine oftmals nicht mehr zu sehen waren, weil die Natur sie eben zugewuchert hatte.
    Auch Suko benötigte ein Hilfsmittel, um sich orientieren zu können. Er nahm seine Stableuchte und ließ den Strahl über den Boden wandern.
    Er tastete sich auch ins Unterholz hinein, erfaßte Grabsteine und ließ deren Flächen silbrig glänzen. Viele Steine waren mit Moos überwachsen oder wurden durch Efeuranken umschlungen, als wollten diese die Steine erwürgen.
    Sein Ziel fand er noch nicht, bis er wieder eine Kreuzung erreichte, wo noch einer dieser alten Wasserbottiche stand. Ihm gegenüber sah Suko eine Bank, und auf ihr hockte eine Gestalt, die zusammengesunken wirkte, als wäre sie eingeschlafen.
    Die Gestalt hatte den Ankömmling gesehen. Es war ein Mann. Er trug einen dunklen Hut auf dem Kopf. Die Krempe war tief in die Stirn gebogen und verdeckte einen Teil des Gesichts.
    War das der Kuttenträger?
    Suko konnte es nicht glauben. Der Kapuzenmann gehörte bestimmt nicht zu der Sorte Mensch, die sich auf eine Bank setzten und Schnaps tranken. Das tat der andere. Obwohl Suko ihn noch nicht erreicht hatte, wehte ihm bereits eine Ginfahne entgegen.
    »Das ist mein Abendbrot«, sagte der Schlapphutträger und schlug mit der flachen Hand neben sich. »Komm mein Freund, setz dich zu mir. Ich habe noch einen Schluck übrig.«
    »Nein, danke, aber setzen kann ich mich.«
    »Wie du willst, Bruder.«
    Suko stellte fest, daß der einsame Schluckspecht noch nicht so alt war. Er sah in dessen Gesicht, das zwar von dunklen Bartschatten umgeben war, doch die Haut zeigte kaum Falten.
    »Bist du öfter hier?«
    »Ja, das ist meine Heimat.«
    »Dann kennst du dich hier aus?«
    »Und wie.« Er lachte. »Mich kennt auch jeder. Pete, also ich bin so etwas wie das Faktotum des Friedhofs. Ich lebe auch tagsüber auf dem Gelände.« Er vollführte eine Handbewegung, als würde ihm alles gehören. »Hin und wieder gibt man mir einen Job. Dann pflege ich Gräber und wasche auch Leichen, verstehst du?«
    »Klar.«
    »Erst heute morgen habe ich wieder welche gewaschen.«
    »Wo?«
    »In der großen Leichenhalle. Das heißt, in einem Anbau. Dort sind sie aufbewahrt worden. Drei Männer.«
    »Die richtig tot waren?« fragte Suko.
    Pete überlegte und nahm dabei einen Schluck. Er leerte die Flasche, warf sie zu Boden und schüttelte den Kopf. »He, was redest du da so komisch, Mann? Wie heißt du überhaupt?«
    »Du kannst Suko sagen.«
    »Bist du ein Gelber?«
    »Chinese.«
    »Klar, meine ich auch. Ich habe mich nur über deine Frage gewundert. Klar, ich wasche Tote. Sie sind immer tot, wenn ich sie wasche. Du kannst vielleicht komisch fragen.«
    Suko wiegte den Kopf. »Das geschah ja nicht ohne Grund, wie du dir denken kannst.«
    »Nein?«
    »Wenn du dich hier auskennst, dann wirst du auch wissen, daß es hier einige Vorfälle gegeben hat…«
    Pete erstarrte. »Die von innen aufgebrochenen Gräber und die Leichen ohne Köpfe?«
    »Sehr richtig.«
    »Du weißt Bescheid.« Pete setzte sich so hin, daß er Suko von der Seite her anschauen konnte.
    »Ich würde mir die Gräber gern einmal ansehen, wo es geschehen ist.«
    »Bist du deshalb hier?«
    »Ja.«
    Pete stand auf und fluchte. Dann sagte er: »Irgendwie riecht es hier komisch. Wie auf einer Weide.«
    »Sag nur nicht nach Bulle.«
    »Das habe ich aber gedacht.«
    »Okay, ich will ehrlich sein. Ich bin tatsächlich Polizist. Komisch, nicht wahr?«
    »Überhaupt nicht. Ich habe mir denken können, daß ihr nicht lockerlaßt. Aber was wißt ihr schon?«
    »Zum Beispiel, daß es lebende Leichen gibt.«
    Pete drehte sich hastig um. »Tatsächlich?«
    »Ja.« Auch Suko stand auf. »Willst du mir die Gräber nun zeigen oder nicht?«
    »Meinetwegen.«
    »Ist es weit?«
    »Kaum.« Pete grinste und schob seinen Hut nach hinten, weil ihn die Krempe doch störte. »Ich kenne eine gute Abkürzung, die können wir nehmen, dann ist alles klar.«
    »Dann geh mal vor.«
    Die Abkürzung erwies sich als ziemlich schwierig. Suko kam sich manchmal vor, als würde er über einen schmalen Dschungelpfad gehen, der zudem noch zugewachsen war.
    Pete ging vor. Suko vertraute ihm völlig, denn der neue Verbündete wand sich schlangengleich an den manchmal kaum erkennbaren Grabsteinen entlang. Er war tatsächlich
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