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0534 - Der Unsichtbare

0534 - Der Unsichtbare

Titel: 0534 - Der Unsichtbare
Autoren: Werner Kurt Giesa
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als die von normalen Menschen. Fußballen, Ferse und Außenkante bildeten einen scharfen Halbkreis. Die Zehen zeichneten sich nur als kleine Spitzen ab. Entweder waren sie wesentlich kleiner als bei Menschen, oder hier hatten sich nur Krallenspitzen abgezeichnet.
    Langsam richtete Zamorra sich wieder auf. »Wann hast du diese Spuren entdeckt?«
    »Heute, kurz vor Mittag. Als du nach Lyon gefahren bist, um mit Flambeau wegen dieses brasilianischen Verlages zu reden, wollte ich Ted und Carlotta in Rom einen Überraschungsbesuch abstatten. Aber die beiden waren nicht in der Villa. Als ich zurückkehrte, entdeckte ich eher zufällig diese Spuren.«
    »Das heißt also, daß sich vermutlich ein Fremder hier herumtreibt«, überlegte Zamorra. »Einer, der weder von der weißmagischen Sperre aufgehalten wird, noch menschlicher Gestalt ist. Das kann mir gar nicht gefallen, solange wir nicht wissen, mit wem wir es zu tun haben. Ich mag solche Überraschungen nicht.«
    »Glaubst du, daß dieses Wesen gefährlich ist?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? Es kann zumindest nicht schwarzmagisch sein, denn sonst wäre es ja nicht durch die Sperre gekommen. Aber es paßt zu euren Beobachtungen.«
    »Du glaubst, dieses Wesen spukt durch das Château?«
    »Zumindest sollten wir damit rechnen«, gab Zamorra zu bedenken. »Ich bin mir ziemlich sicher, daß ihr beide keine Halluzinationen habt. Also gibt es dieses Wesen wirklich, von dem ihr euch beobachtet fühlt, und wahrscheinlich ist es hier durch den Keller ins Château gekommen. Ich frage mich allerdings nach dem Wann und nach dem Warum. Beides läßt sich durch diese Spuren ja leider nicht eruieren.«
    »Vielleicht sollten wir Ted warnen.«
    »Hast du das noch nicht getan?« fragte Zamorra. »Immerhin ist deine Entdeckung schon ein paar Stunden alt!«
    »Ich wollte erst mit dir darüber reden.«
    Zamorra seufzte. »Da wir gerade hier unten sind, dicht bei den Blumen, liegt es eigentlich nahe, mal eben 'rüberzugehen und ihm einen Zettel auf den Wohnzimmertisch zu legen. Oder später auf seinen Anrufbeantworter zu sprechen.«
    »Vielleicht«, schlug Nicole vor, »sollten wir aber erst herausfinden, mit wem wir es zu tun haben.«
    »Hast du mal an den Planeten Tharon gedacht?« fragte Zamorra. [1]
    »Tharon?«
    »Dieser Planet, dessen Bevölkerung von den Ewigen unterjocht wurde. Wir haben ihn erreicht, als wir die Regenbogenblumen auf spielerische Art angetestet haben. Erinnerst du dich daran, daß du…?«
    »Sicher«, stieß sie hervor. »Da war ein Unsichtbarer, und ich hatte ihn sogar zwischen den Fingern. Ich habe ihn gesehen. Aber nicht lange genug, um zu erkennen, wie er aussah. Das ist doch verrückt!«
    »Wieso? Warum soll dieser Unsichtbare uns nicht gefolgt sein?«
    »Warum hat er sich uns dann nicht viel früher gezeigt?« hielt Nicole ihm entgegen.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Er hat sich uns ja auch jetzt nicht gezeigt. Du bist nur zufällig über seine Spur gestolpert. Allerdings frage ich mich, warum er sich ausgerechnet Château Montagne als Basis ausgesucht hat.«
    »Als Basis? Wie kommst du darauf?«
    »Die Häufung der Spuren hier«, erklärte der Dämonenjäger. »Wer auch immer er ist – sofern er ein er und nicht eine sie oder ein es ist –, er ist nicht nur einmal in diese Kammer hinein und wieder hinaus gegangen. Laß mal sehen…«
    Er wollte Nicole die Lampe aus der Hand nehmen, doch sie kam ihm zuvor und leuchtete die Kammer im Urgestein aus. An einer Stelle war der Staub etwas großflächiger fortgewischt. »Hier könnte er gelegen haben«, vermutete Zamorra.
    »Mehr aber auch nicht«, wandte Nicole ein. »Es deutet nichts anderes darauf hin, daß hier jemand gelebt oder gewohnt haben könnte. Gut, vielleicht hat er hier geschlafen – das war aber auch schon alles.«
    Zamorra nickte. »Bad und Toilette kann er, eben unsichtbar, ja auch oben im Château unbemerkt benutzt haben. Vielleicht hat er auch heimlich die Küchenvorräte geplündert.«
    »Dann hätte Raffael längst Alarm geschlagen«, wandte Nicole ein. »Derlei wäre ihm garantiert aufgefallen. Er braucht nicht mal Listen. Sein Gedächtnis reicht aus. Frage ihn, wieviele Dosen Champignons vorrätig sind oder wieviele Packungen Spaghetti, und er wird dir auswendig die richtige Menge nennen. Er merkt auf jeden Fall noch lange vor der Köchin, ob die Vorräte schrumpfen und wieder Einkäufe gemacht werden müssen. Wenn ein Fremder sich bei uns durchgefressen
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