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0534 - Der Unsichtbare

0534 - Der Unsichtbare

Titel: 0534 - Der Unsichtbare
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Para-Fähigkeiten bereits latent durch, die er natürlich noch längst nicht bewußt steuern kann.«
    »Nenn ihn nicht immer Lord Zwerg«, protestierte Patricia schwach. »Er hat einen Namen, den du sehr gut kennst!«
    »Aber Lord Zwerg klingt lustiger«, beharrte Nicole auf dem kleinen Dauerstreit zwischen ihnen.
    Die Schottin erhob sich von ihrem Liegestuhl. Sie ging zum kleinen Servicewagen mit den gekühlten Getränken und füllte ihr Glas nach.
    »Wenig kollegial, meine Liebe«, beschwerte Nicole sich.
    Patricia zuckte mit den Schultern. »Solange du Rhett Lord Zwerg nennst, pflege ich meinen gesunden Egoismus«, behauptete sie. »Übrigens glaube ich nicht, daß es an ihm liegt. Seine Para-Fähigkeiten können noch gar nicht zum Tragen kommen, auch nicht ungesteuert. Das widerspricht allem, was über die Llewellyn-Erbfolge bekannt ist. Rhys hat mir damals genug darüber erzählt, und zur Not frag Zamorra oder den Silbermond-Druiden mit dem unaussprechlichen Namensbandwurm, diesen Gryf ap Llandrysgryf. Sie werden es dir beide bestätigen. Gryf kennt Rhys und alle seine früheren Inkarnationen seit acht Jahrtausenden. Und warum sollte es gerade jetzt bei Rhett anders sein? Erst wenn er in die Pubertät kommt, werden auch seine Para-Fähigkeiten erwachen, und das dauert noch über ein Jahrzehnt. Außerdem bin ich nicht ganz sicher, ob das, was ich beobachtet habe, zu den Spezialitäten des Llewellyn-Clans gehört.«
    »Hm«, machte Nicole. Sie nippte den Rest Fruchtsaft aus ihrem Glas und überlegte, ob sie der Schottin etwas von einer weiteren Beobachtung erzählen sollte, die sie erst heute, vor ein paar Stunden, in den unergründlichen Keller-Tiefen des Châteaus gemacht hatte. Aber das würde Patricia Saris ap Llewellyn vermutlich nur weiter beunruhigen. Und schließlich war sie von Zamorra und Nicole eigens aus der Einsamkeit von Llewellyn-Castle in den schottischen Highlands hierher geholt worden, um sich mit ihrem Sohn sicher fühlen zu können. Nicht nur im abgeschirmten Bereich des Châteaus, sondern auch draußen, wo es immer Freunde gab, die ihr helfen konnten, falls Diener der Schwarzen Magie versuchen sollten, sie in Bedrängnis zu bringen.
    »Hallo, die Damen«, erklang Zamorras Stimme.
    Er trat aus dem Gebäude, nickte Patricia grüßend zu und küßte Nicole, die aufgesprungen war, um ihn zu umarmen. »Alles erledigt?« erkundigte sie sich schließlich, trat zum Servicewagen und schenkte nicht nur sich nach, sondern auch Zamorra neu ein. Sie prosteten sich zu.
    »Alles zur vollsten Zufriedenheit erledigt«, bestätigte er. »Christopher läßt herzlich grüßen.« Er war in Lyon gewesen, bei seinem Hausanwalt Christopher Flambeau. Es hatte Unregelmäßigkeiten mit einem Buchverlag in Brasilien gegeben, der mehrere von Professor Zamorras wissenschaftlichen Abhandlungen angekauft, aber mit dem Bezahlen der Tantiemen gewaltig ins Schleudern gekommen war.
    »Wer war denn zu Besuch hier?« fuhr er neugierig fort.
    »Besuch?« staunte Nicole. »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe kurz bei Mostache 'reingeschaut, als ich aus Lyon zurückkam. Pater Ralph sagte so etwas…«
    »Bei Mostache. Natürlich… wenn Männer 'ne Kneipe sehen, nehmen sie sogar einen Umweg in Kauf«, unterbrach Nicole grinsend.
    »He, ich war dort kurz mit Pascal verabredet. Er hat mir die neuesten Zeitungsartikel mitgegeben. So braucht er sie nicht selbst einzuscannen und über DFÜ in unseren Computer zu schicken.«
    »Ja, ja«, sagte Nicole. »Wenn Männer mal keine Ausrede haben…«
    »Werde nicht frech, Weibchen«, warnte er und versetzte ihr einen Klaps auf den Po.
    »He, Frauen hauen ist verboten!« protestierte Nicole. »Außerdem habe jetzt ich die ganze Arbeit mit den Artikeln! Typisch! Männer!«
    »Richtig, gib's ihm!« stimmte Patricia zu. »Laß dir von diesem Macho nichts gefallen!«
    »Also, so frech, wie ihr beide euch aufführt, war der Besuch ein Liebhaber!« vermutete Zamorra heiter. »Wessen? Oder habt ihr ihn euch schwesterlich geteilt?«
    »Hier war kein Besucher!« protestierte Nicole. »Ist wohl 'ne Kneipenhalluzination! Glaubst du, ich würde hier splitternackt herumlaufen, wenn fremder Besuch im Hause wäre?«
    »Pater Ralph kam jedenfalls gerade bei Mostache herein, als ich mit Pascal sprach, und sagte, er hätte vor einer Stunde ein fremdes Auto gesehen, das zum Château hinauf gefahren sei. Ein grauer Volvo 940 oder 960.«
    »Hier war niemand«, wiederholte Nicole stirnrunzelnd. »Höchstens, daß
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