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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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oft in der IMAGINÄREN WELT aufgehalten, aber sie konnte ihn nicht befriedigen. Sie bot ihm keine Überraschungen.
    Einen Teil des IMAGINÄREN hatte er in die reale Welt einfließen lassen. Die Grundvoraussetzungen hatten sich dadurch zu seinen Gunsten vereinfacht. Jetzt lag es an ihm, was er daraus machte.
    Er mußte sich unentbehrlich machen. Er mußte benötigt werden. Er mußte ständig benötigt werden. Die Sterblichen durften keinen Grund finden, auf seine Hilfe verzichten zu können und ihn deshalb wieder in sein Gefängnis zu verbannen.
    Die Sterblichen ?
    Irgendwie hatte er das Gefühl, daß sie nicht alle sterblich waren, mit denen er es jetzt zu tun hatte.
    In dem Bauwerk, das er aus einer lange zurückliegenden Zeit kannte…
    ***
    Zamorra sah überrascht auf, als Nicole eintrat. »Ach, du bist hier… Alles in Ordnung? Die Tür zum ›Zauberzimmer‹ stand offen, und ich wollte wissen, warum. Du hast experimentiert? Darf man fragen, woran?«
    Im gleichen Moment wurde Zamorra klar, daß sie dem gleichen Effekt unterlag wie Raffael. Sie wußte von nichts! Für sie war die Situation absolut unbekannt!
    »Ich habe versucht, ein Paradoxon zu klären«, wich er aus. Und ganz so falsch war das ja auch nicht - nur, daß er mit seinem Versuch dieses »Paradoxon« erst geschaffen hatte. Nein , verbesserte er sich sofort. Nicht ich - sondern Raffael!
    »Was für ein Paradoxon?« wollte Nicole prompt wissen.
    Zamorra winkte ab. Er glaubte nicht, daß es einen Sinn hatte, mit ihr über das Unglaubliche reden zu können. Sie würde es ebenso ablehnen, wie Raffael es abgelehnt hatte. »Weißt du's nicht mehr?« wich er aus. »Falsche Realitäten…«
    Wenn es eine Möglichkeit gab, verschüttete Erinnerungen in ihr zu wecken, dann vermutlich nur über Stichworte wie dieses, das er ihr gerade gegeben hatte. Immerhin sollte zumindest sie sich erinnern können, weil sie para-begabt war wie Zamorra, und sogar in noch viel stärkerem Maße als er. Zumindest seit damals, als sie Vampirblut in ihren Adern gehabt hatte. Der Vampirkeim war zerstört worden, das Übersinnliche war geblieben. [3]
    Aber sie reagierte nicht so, wie er es sich erhofft hatte. »Falsche Realitäten? Keine Ahnung, was du meinst…«
    Er griff zu einem unfairen Mittel; viellicht ließ sie sich davon aktivieren: »Typisch Frau! Gedächtnis wie'n Sieb - nur noch etwas löcheriger…«
    »Da verwechselst du sicher was«, konterte sie. »Aber Männer haben sowas ja noch nie begriffen. Dazu muß man eben die Intelligenz und den globalen Überblick haben, wie er nur uns Frauen zu eigen ist…«
    »Dann müßtest du ja eigentlich wissen, worum es ging.«
    »Stell dir vor, du wärst in der Schule, und dein Wissen würde geprüft. Natürlich weiß der Lehrer, was er dich fragt. Er will nur wissen, ob du es auch weißt.«
    »Na schön, wenn du Lehrer spielst, weißt du es ja auch. Und da wir bekanntlich beide seit ein paar Jahren nicht mehr in der Schule sind, brauche ich das Spiel auch nicht mitzumachen.«
    »He, komm mir nicht so!« protestierte sie. »Was ist das nun mit den falschen Realitäten?«
    »Das eben wollte ich herausfinden«, sagte er. »Und scheinbar hat es nicht ganz so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe.«
    »Du wirkst ziemlich ablehnend und angriffslustig«, stellte sie fest. »Du bist doch sonst nicht so.«
    Zamorra winkte heftig ab. »Hättest du die Güte, dir darüber keine Gedanken zu machen? Wenn dir ein Experiment dermaßen aus dem Ruder gelaufen wäre, hättest du wahrscheinlich auch kein Interesse an hochgestochener Unterhaltung oder Manöverkritik durch jemanden, der an der Sache gar nicht beteiligt war.«
    »Hast recht«, gestand sie ihm zu. »Ich lasse dich in Ruhe. Wenn du wieder aufgetaut bist, sag mir Bescheid, d'accord?«
    »Einverstanden«, bestätigte er.
    Sie verließ das Zimmer wieder, wie es einige Zeit vor ihr auch schon Raffael getan hatte. Der Professor sah sich um. Bedächtig räumte er die anscheinend nicht gebrauchten Utensilien wieder in Regal und Vitrine, wohin sie gehörten.
    Einmal mehr fragte er sich, ob er sich in einem Traum oder gar Alptraum befand. Wenn sogar Nicole dieser falschen Realität unterlag - war das nicht ein Indiz dafür, daß er, Zamorra, sich irrte?
    Entwickelte er neuerdings Wahnvorstellungen und projizierte sie in die Wirklichkeit?
    Unwillkürlich mußte er grinsen.
    Die direkte Gegenüberstellung mit einem Dämon mußte es eigentlich beweisen. Wenn er wahnsinnig war, würden die
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