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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Welt explodierte…
    ***
    In der einen Hand hielt Zamorra die Flasche, in der anderen den Korken. So stand er neben dem umgestürzten Sessel, neben ihm Hadschi Achmed. Raffael und William starrten ihn maßlos verblüfft an. Nicole sprang aus dem anderen Sessel auf, und Achmed, auf sie aufmerksam werden, gab ein entsagungsvolles Seufzen von sich, da sie zwischenzeitlich weder Gelegenheit noch Interesse gehabt hatte, den Hausmantel wieder anzuziehen. »Giaure«, murmelte er. »Allah bewahre mich vor diesem Anblick - oder besser doch nicht?«
    »Er lernt«, grinste Zamorra.
    »Macho!« fauchte Nicole und beeilte sich, das Textil wieder anzulegen; der Dschinn seufzte erneut entsagungsvoll.
    »Was ist passiert? Wie ist das möglich? Haben Sie eine Erklärung für diese Phänomene, Professor?« stieß William hervor.
    »Die dauert vermutlich etwas länger«, behauptete er. »Ich werde versuchen, Ihnen das, was ich zu wissen glaube, zusammenzustammeln. Aber vielleicht sollte ich vorher noch etwas zu klären versuchen. - Wer von Ihnen hat den Korken in die Flasche gesteckt?«
    »Ich«, bekannte William.
    »Warum?«
    Der Schotte zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es selbst nicht, Monsieur. Ich hielt es nur irgendwie für richtig.«
    »Ich wollte es auch tun«, sagte Raffael. »Er kam mir nur zuvor. Ich wollte die Flasche auch zerstören, um Sie beide aus der Gefangenschaft dieses unheimlichen Wesens zu befreien.«
    »Beides war falsch«, sagte Zamorra. »Können Sie sich nicht vorstellen, daß von dem Dschinn keine Gefahr ausgeht? Wie hätte er sonst mit Ihnen, Raffael, durch die Abschirmung kommen können? Er hat, bei Allah, nichts Böses im Sinn.«
    »Laß Allah aus dem Spiel, Effendi, damit sein Zorn dich nicht verbrennt«, warf der Dschinn ein.
    Zamorra lächelte - kannte er diese Worte nicht?
    »Es war keine Gefangennahme«, fuhr er fort. »Hadschi Achmed wollte uns nur seine Welt zeigen. Nun, es ist alles gut gegangen, und ich kann niemandem einen Vorwurf machen. Jeder von Ihnen hat nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.« Und trotzdem hättet ihr uns damit beinahe umgebracht. Aber diesen Vorwuf würden sie sich wohl selbst noch stellen, wenn sie erst die ganze Geschichte kannten.
    Zamorra wandte sich wieder dem Dschinn zu. »Eine Frage ist noch offen«, sagte er. »Wer hat dich mit diesem Fluch belastet, in der Flasche gefangen zu bleiben, und warum?«
    »Es war einer, der in diesem Bauwerk lebte«, sagte der Dschinn. »Castillo Montego wurde es damals genannt.«
    Zamorra horchte auf. Er erinnerte sich nur zu gut an die Zeit, in der Château Montagne vorübergehend diesen Namen getragen hatte. Damals hatte Don Christofero hier residiert, der aus Zamorras spanischer Vorfahrenlinie stammte und der zwei Jahre in der Gegenwart zugebracht hatte, bis Zamorra ihn wieder in seine eigene Zeit zurückgeleitete. Ihn und seinen Zauberer, den schwarzhäutigen, namenlosen Gnom, einem liebenswerten Geschöpf, das nur den Fehler hatte, daß ihm nahezu jeder Zauber erst einmal gründlich mißlang… [8] [9]
    »Ein kleiner, schwarzer Mann, der keinen Namen trägt und doch der gewaltigste Zauberer ist, den ich, beim Barte des Propheten!, jemals erlebte«, fuhr Hadschi Achmed denn auch prompt fort. »Ein Spanier fand die Flasche und brachte sie in dieses Castillo… oder Château… oder wie auch immer Ihr es nennen wollt. Doch der Schwarze bannte mich mit dem Fluch, der mir jede Freiheit nimmt. Sogar die, mir einen neuen Herrn zu suchen. Aber ich weiß nicht, warum er das tat. Ich griff ihn nie an, bestritt niemals seine älteren Rechte. Ich diente mich nicht einmal ausnahmsweise seinem Herrn an, wohl wissend, daß er das übelnehmen könnte. Und dennoch…«
    Zamorra nickte. »Das tut mir leid, Hadschi«, sagte er. »Ich kenne diesen kleinen, aber mächtigen Zauberer.«
    »Woher? Es liegt Jahrhunderte zurück«, entfuhr es dem Dschinn. »Bist du etwa einer der legendären Auserwählten, die ewig leben können, wenn sie es nur wollen und man sie läßt?«
    Zamorra nickte. »Aber das spielt keine Rolle; der Gnom war in der Gegenwart. Wie gesagt, ich kenne ihn. Und ich bin sicher, daß er es nicht mit Absicht tat. Er ist ein gewaltiger Zauberer, aber ihm mißlingt vieles. Das ist sein Fluch. Vermutlich hat er es nicht einmal gewollt, daß du auf alle Zeiten eingesperrt sein solltest, hat es wahrscheinlich nicht einmal geahnt, weil er vielleicht glaubte, du hättest dich freiwillig zurückgezogen… Aber ich bin sicher, daß der
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