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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Muezzin auch den Dschinn zu seinen vorgeschriebenen Gebeten… imaginär oder nicht.
    Andere Bilder zeigten andere Orte und Landschaften. Aber das hier, das größte der Bilder, war offenbar jenes, das dem Dschinn am meisten bedeutete. Seltsamerweise war das, welches Château Montagne zeigte, kaum kleiner.
    Zamorras Hand drang in das Moschee-Bild ein!
    »Upps!« stieß Nicole hervor. »Eben, als ich das probierte, ging's nicht…«
    »Da war die Flasche ja auch noch nicht wieder verschlossen«, erklärte der Dschinn. »Deshalb bestand keine Notwendigkeit, in die IMAGINÄRE WELT zu gehen. Die reale Welt stand uns allen ja offen.«
    »Nun, wir werden sehen, ob wir Menschen nicht doch in die reale Welt zurückkönnen«, sagte Zamorra. »Etwas anderers wird uns wohl vorläufig auch gar nicht übrig bleiben. Schaffen wir es, werden wir den Korken aus dieser Flasche wieder herausziehen. Wenn nicht…« Er zuckte mit den Schultern.
    »Und wie stellen wir fest, in welcher dieser Welten wir uns befinden?« fragte Nicole.
    Zamorra grinste. »Wir nehmen unseren Freund bei der Hand. Ist er nach dem Durchgang noch bei uns, stecken wir in der IMAGINÄREN WELT fest. Ist er verschwunden, sind wir in der realen angelangt. Einwände?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob Hadschi Achmed materiell derart stabil ist. Vorhin bin ich durch ihn hindurchgeflogen. War kein angenehmes Gefühl.«
    »Nichts, das ich als Einwand anerkennen würde. Es bleibt uns nichts, als es auszuprobieren.«
    Insgeheim hatte er gehofft, daß Merlins Stern sich auf die eine oder andere Weise bemerkbar machen würde. Aber dem Amulett-Bewußtsein fiel hierzu scheinbar nichts Gescheites ein.
    »Natürlich kann ich körperlich stabil sein«, versicherte der Dschinn. »Als wir so gewaltig durchgeschüttelt wurden, zog ich es allerdings vor, mich durchdringbar zu machen. So vermeide ich, von herumfliegenden Gegenständen verletzt zu werden.«
    Er streckte beide Hände aus. »Wohin gehen wir?«
    »Natürlich zum Château Montagne!« entschied Zamorra. »Hat jemand etwas anderes erwartet?«
    Hadschi Achmed Dawuhd verzog das Gesicht. Ihm wäre seine Traumstadt vermutlich lieber, weil sicher vertrauter, gewesen. Aber die Flasche befand sich in der realen Welt eben im Château Montagne.
    Sie brauchten nicht hochzuklettern oder durch den Bilderrahmen zu springen wie der Zirkuslöwe durch den Reifen. Sie gingen nur einfach an der Stelle, an welcher das Bild hing, auf die Wand zu - und hindurch…
    ***
    Vor der Tür des Kaminzimmers trafen Raffael und William sich erneut. »Doch noch recht aktiv heute, Monsieur Bois?« konnte der Schotte sich den knappen Kommentar nicht verkneifen. »Was soll da drinnen überhaupt geschehen? Ich kann mich doch ebensogut um die Sache kümmern und…«
    Raffael schob ihn beiseite und trat ein. Mit einem Blick sah er, daß weder Zamorra und Nicole oder der Flaschengeist zurückgekehrt waren; zumindest zeigte letzterer sich nicht. Nun, auf dem Weg vom »Zauberzimmer« bis hierher hatte Raffael genug Zeit gehabt, über die Sache nachzudenken und sich eine Theorie zurechtzuzimmern. Seiner Ansicht nach konnte es egal sein, ob der Dschinn mittlerweile ausgeflogen war oder nicht. Wenn die Flasche zerstört wurde, mußten automatisch auch die beiden menschlichen Gefangenen frei werden. Das war also so oder so der beste Weg.
    Und zugleich war es eine Lektion für den überheblichen Flaschengeist, der es gewagt hatte, Raffaels Geist zu unterjochen - der Professor äußerte solche Vorwürfe schließlich nicht zum Spaß!
    Schnurstracks eilte Raffael auf die Zauberflasche zu, packte sie und riß sie hoch, um sie kraftvoll auf den Boden zu schleudern.
    Scherben bringen Glück…
    ***
    Zamorra spürte, wie er den Berührungskontakt zu dem Dschinn im gleichen Augenblick verlor, als er die widerstandslos gewordene Wand durchschritt. Im ersten Moment atmete er auf, weil er jetzt sicher sein konnte, es geschafft zu haben, aber als er sich nach Nicole umwandte, die die andere Hand des Flaschengeistes gehalten hatte, konnte er sie nicht sehen.
    »Nicole…?«
    Sie antwortete auf seinen Ruf nicht. Er wandte sich um und suchte nach dem Durchgang, der ihn wieder in die Flasche zurückbringen sollte, konnte aber nichts erkennen. Er befand sich am Berghang, etwa fünfhundert Meter unterhalb des Châteaus, mitten im Feld. Er rief lauter. »Nicole!« Sie mußte doch irgendwo stecken! Er konnte sich nicht vorstellen, daß nur er es geschafft hatte, hinüberzuwechseln, und sie
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