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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Aber es fehlten noch wenige Millimeter, stellte Zamorra erleichtert fest.
    »Hast du feststellen können, ob er auf irgendeine Weise beeinflußt wurde?« fragte Nicole.
    »Irgendwie muß er ja schließlich zu seinem doch leicht verrückten Tun gekommen sein.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das Amulett hat nichts angezeigt. Ich selbst habe auch keine Veränderung an ihm gespürt. Zugegeben, ich habe natürlich auch nicht weiter darauf geachtet, aber… nun gut, ich bin weder Empath noch ein besonders guter Telepath. Du bist da wesentlich besser. Hast du etwas registriert, als er an unserem Tisch saß?«
    »Hätte ich einen Grund dafür haben müssen?« erkundigte sie sich. »Warum hätte ich in seinen Gedanken herumwuseln sollen? Es war ja nicht ersichtlich, was anschließend passieren würde. Ich wunderte mich zwar, weshalb er auftauchte, aber…«
    »Na schön. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als Raffael direkt zu befragen. Schauen wir mal, wo er abgeblieben ist…«
    Sie fanden ihn in Zamorras Arbeitszimmer. Dort saß er an dem großen, hufeisenförmig geschwungenen Arbeitstisch des Professors und hatte die Flasche oder Vase vor sich zwischen die drei Computer-Monitore gestellt, um sie gedankenverloren zu betrachten. Er atmete ruhig, konnte also nicht hektisch gerannt sein, und wandte nicht einmal den Kopf, als Zamorra und Nicole hintereinander eintraten.
    »Raffael…« sprach Zamorra ihn an.
    Da reagierte er und erhob sich hastig aus dem Schreibtischsessel. Er errötete leicht; offensichtlich war es ihm peinlich, als Diener ausgerechnet am Arbeitsplatz seines Chefs erwischt worden zu sein. »Monsieur…«
    Betont scharf formulierte Zamorra: »Wollten Sie mich nicht aus dem Dorf hierher mitgenommen haben? Warum sind Sie einfach losgefahren, kaum daß ich Ihnen den Rücken gekehrt habe? Wenn Nicole nicht zufällig mit dem Wagen unten gewesen wäre, dürfte ich jetzt zu Fuß den Berg hinauf wandern, oder müßte mich per Taxi fahren lassen. Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen, Monsieur«, sagte Raffael bestürzt. »Sie waren unten im Dorf?«
    Zamorra atmete tief durch. Er begriff, daß Raffael anscheinend keine Erinnerung an das Vorgefallene mehr hatte!
    Sie war ihm genommen worden!
    Von der »Flasche«?
    Aber warum? Wenn sie mit Schwarzer Magie aufgeladen wäre, hätte er einen Sinn darin gesehen.
    Aber dann wäre sie nicht durch die Abschirmung gelangt. Die unsichtbare weißmagische Schutzglocke über dem Château hätte ihr ein absolutes Stop zugerufen. Der Wagen wäre nicht hindurchgekommen, sondern gewaltsam und ruckartig abgebremst worden - und wenn die »Flasche« statt im Kofferraum oder auf dem Beifahrersitz hinten auf der Hutablage gelegen hätte, hätte sie mit dem Tempo des fahrenden Wagens die Heckscheibe durchschlagen. Im Kofferraum dagegen wäre sie gegen das Heckblech geknallt und vermutlich zerschellt - was den Wagen trotzdem gestoppt hätte, denn selbst die unzähligen winzigen Splitterchen hätten die Abschirmung nicht durchdringen können.
    »Sie wissen also nicht, was passiert ist…? Ist Ihnen wenigstens bewußt, daß sie nach Feurs gefahren sind, um Einkäufe zu tätigen?«
    Raffael nickte. »Selbstverständlich, Monsieur.«
    »Und warum sitzen Sie dann jetzt hier in meinem Arbeitszimmer und starren diese Flasche an, statt die eingekaufte Ware auszuladen und ordentlich unterzubringen?«
    »Aber das habe ich doch getan!« protestierte Raffael entgeistert. »Monsieur…«
    »Und warum steht das Auto dann noch direkt vor der Tür und nicht in der Garage?«
    »Monsieur!« Raffael runzelte die Stirn. »Bei allem Respekt, aber ich habe das Auto in die Garage gefahren, nachdem ich es entladen habe. Wenn Sie sich bitte die Mühe machen würden, nachzuschauen…«
    »Diese Mühe sollten Sie sich wohl besser machen«, sagte Zamorra. »Schauen Sie einfach mal in den Hof.«
    Raffael runzelte die Stirn. »Wenn Sie das für unumgänglich erachten, Monsieur…?«
    Zamorra nickte. Da endlich setzte Raffael sich in Bewegung. Früher hatte er sich noch wesentlich geschraubter ausgedrückt, wie Zamorra sich erinnerte. Damals hätte er noch ein respektvolles
    Monsieur le professor von sich gegeben. Aber das hatte ihm Zamorra recht bald untersagt, als ihm Raffaels Wortbandwürmer einfach auf den Geist gingen.
    Raffael trat auf den Korridor hinaus und ans Fenster. Von hier aus war der gepflasterte Innenhof einzusehen. Der alte Diener zuckte heftig zusammen,
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