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0527 - Der Grausame

0527 - Der Grausame

Titel: 0527 - Der Grausame
Autoren: Jason Dark
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Marcel, der sich nicht mehr rührte, denn er hatte vom Gang her Schritte gehört. »Er kommt«, flüsterte er, löste sich von Arlette und griff zum Kerzenständer. »Jetzt gilt es.«
    Sie nickte. Ihr Gesicht war eine Maske. Die Lippen lagen fest aufeinander. Sie wirkten blutleer. Arlette hatte ihre dicke Winterjacke geöffnet. Sie schlüpfte aus dem Kleidungsstück, legte es griffbereit neben sich auf einen kleinen Tisch und faßte den Saum des Pullovers an.
    Ihre Augen schwammen in Tränenwasser. »Ich habe so etwas noch nie getan…«
    »Dann mach es jetzt!« zischte Marcel, der bereits im toten Winkel der Tür stand und mit schlagbereit erhobenem Kerzenständer darauf wartete, daß van Akkeren kam.
    Er hatte bereits die Tür erreicht.
    Sie hörten sein Klopfen, das Signal, das er ihnen bei seinem letzten Besuch versprochen hatte.
    Dreimal pochte es!
    »Ich bin da!« hörten sie die Stimme van Akkerens. »Jetzt ist die Zeit reif. Ich will eure Seelen…«
    »Pullover aus!« zischte Marcel.
    Arlette überwand sich selbst und streifte ihn ab. Sie hielt ihn in der Hand. Über ihren nackten, milchkaffeebraunen Oberkörper huschte eine Gänsehaut.
    Der Schlüssel drehte sich von außen.
    Dann wurde die Tür aufgestoßen. Nur spaltbreit, so daß van Akkeren soeben hineinschauen konnte.
    Marcel wartete schlagbereit.
    Arlette zitterte, dennoch versuchte sie es mit einem koketten Lächeln und hoffte, daß van Akkeren darauf hereinfiel.
    Er trat einen Schritt vor, und er brachte etwas mit. Marcel sah den Lauf der Maschinenpistole, der in das Zimmer hineinstach, und plötzlich war er sich nicht mehr so sicher.
    Sollte er jetzt schon…?
    Er schlug zu!
    Es klirrte, als der schwere Kerzenleuchter den Waffenlauf so hart erwischte, daß van Akkeren die MPi aus den Händen geschleudert wurde und zu Boden prallte. Im nächsten Augenblick wirbelte Marcel um die Türkante, er sah das erschreckte Gesicht Vincent van Akkerens, hob den Kerzenleuchter ein zweites Mal an und schlug mitten hinein in die graue Fratze des menschlichen Teufels.
    Er hörte van Akkeren röcheln, sah ihn wanken und mit dem Rücken gegen die andere Gangwand prallen, wo er die Arme ausbreitete und sich abstützte.
    »Arlette!« brüllte er. »Komm, Arlette. Nimm deine Sachen, schnell!« Er wollte über alle Berge sein, bevor sich van Akkeren von diesem Treffer erholt hatte.
    Er war nicht bewußtlos. Entweder konnte er unheimlich viel einstecken, oder er war nicht richtig erwischt worden.
    Arlette rannte mit ihren Sachen in der Hand aus dem Zimmer.
    Ihr Freund packte zu und wuchtete sie in den Gang hinein.
    »Lauf weg, ich…«
    Da griff van Akkeren zu. Seine Hand war wie eine Klammer, die das rechte Fußgelenk des Mannes erwischte und daran riß.
    Marcel Wächter verlor das Gleichgewicht. Er riß die Arme hoch und schlug zuerst gegen die Wand, bevor er selbst von den Beinen gerissen wurde.
    Arlette hatte es gesehen. Sie wußte plötzlich, daß Marcel Hilfe brauchte, rannte zurück und griff van Akkeren in dem Augenblick an, als er sich aufrichten wollte.
    Mit den Stiefelsohlen trat sie zu. Sie trat vor allen Dingen gegen seinen Arm, dessen Hand Marcels Knöchel umklammerte. Beim dritten Tritt ließ er los, so daß Marcel frei war und sich auf die Füße stemmen konnte, was er mit einem Schwung tat.
    Fast hätte ihn die nachgreifende Hand van Akkerens noch erwischt, aber Arlette faßte mit beiden Händen zu und riß ihn schwungvoll in den Gang hinein.
    Leider nicht in Richtung Treppe. Sie liefen entgegengesetzt, und für eine Umkehr war es zu spät, dann hätte van Akkeren wieder zwischen ihnen gestanden.
    Arlette keuchte. Sie hatte nicht die Zeit gefunden, um ihre Kleidung überzustreifen. Mit, nacktem Oberkörper rannte sie neben ihrem Freund her, zitterte, keuchte und hustete.
    Marcel wurde als erstem klar, daß sie in einer Sackgasse gelandet waren. Der Gang endete vor einer Wand. In der Nähe leuchtete eine letzte Kerze wie ein vergessenes Totenlicht. Beide schauten sich an. In ihren Blicken stand die Verzweiflung. Arlette schlüpfte wieder in den Pullover, auch die gefütterte Jacke streifte sie über.
    Marcel blickte den Weg zurück, den sie gelaufen waren. Was er zu sehen bekam, ließ sein Herz nicht gerade jubeln.
    Van Akkeren hatte es längst geschafft, wieder auf die Füße zu kommen. Er verschwand in dem Zimmer, aus dem sie geflüchtet waren. »Jetzt holt er die Waffe!« flüsterte Marcel.
    »Und dann?«
    »Wird er schießen!«
    »Nein!« Arlette
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