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0520 - Ich jagte das Hexen-Trio

0520 - Ich jagte das Hexen-Trio

Titel: 0520 - Ich jagte das Hexen-Trio
Autoren: Jason Dark
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die der Wind wie ein Gespinst bewegte.
    Warum stieg ich nicht aus? Weshalb ging ich nicht hinter Julie her und hielt sie zurück? Sie lief in ihr Verderben, die anderen wollten sie töten.
    Es war das Schlimmste an meiner Situation. Ich bekam alles mit, konnte völlig normal denken und auch Entschlüsse fassen. Nur war es mir nicht möglich, sie in die Tat umzusetzen.
    So blieb ich sitzen und schaute zu, wie sich Julie den drei Hexen näherte.
    Sie warteten auf das Mädchen. Ein alter Fluch hielt Julie umklammert. Ein Todesfluch, der irgendwann in der Vergangenheit ausgesprochen worden war und sie nicht mehr losließ.
    Julie hatte mich als Helfer geholt und einfach abgeschoben. Sie hatte nicht mehr sterben und erneut wiedergeboren werden wollen.
    Weshalb ging sie dann auf die Grandi-Schwestern zu?
    Ich kam da einfach nicht mit. Es war zu hoch für mich. Hier hatten sich Kräfte eingemischt, denen ich nichts entgegensetzen konnte. So blieb mir nichts anderes übrig, als auch weiterhin die Rolle des Zuschauers zu spielen.
    Die Grandi-Schwestern bewegten sich. Es wirkte auf mich, als würden sie tanzen, so fließend und gleitend waren die Bewegungen.
    Sie streckten die Arme hoch, bewegten sich im Halbkreis wieder nach unten und drehten auch ihre Körper. Dabei wiegten sie sich dem ankommenden Mädchen entgegen.
    Mir kam es sogar vor, als würden sich die Bäume vor Julie verneigen. Meine Blickperspektive veränderte sich abermals. Von den beiden Seiten her schob sie sich zusammen, und ich konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen tun.
    Die Schatten schoben sich näher. Der Wald rückte zusammen, er verdichtete sich, bis er nur mehr eine kompakte Masse bildete, die nur einen kleinen Ausschnitt freiließ.
    In ihn sah ich Julie gehen.
    Dann überkam mich die Dunkelheit. Der Bann ließ nach, das merkte ich, spürte gleichzeitig die Schwäche und kippte zur Seite, wobei ich vom Gurt gehalten wurde.
    Aber ich wollte diesen Bann um alles in der Welt lösen. Schräg fuhr meine Hand über den Körper. Sie drang in die Öffnungen zwischen den Knöpfen, meine Finger bewegten sich weiter, auch wenn es mir schwerfiel, ihnen den Befehl zu übermitteln.
    Trotzdem schaffte ich es, mit der Hand das Ziel zu erreichen. Es war das Kreuz!
    Für mich diente es in diesem Fall als Rettungsanker. Wenn niemand den Bann lösen konnte, das Kreuz würde es schaffen, davon ging ich einfach aus.
    Kaum lag meine Hand auf dem silbernen Talisman, als ich den Gegenstoß spürte, der durch meinen Körper schoß. Plötzlich konnte ich mich wieder normal bewegen, und auch mein Geist war frei. Ein herrliches Gefühl, nicht mehr unter diesem grauenvollen Bann zu stehen. Ich freute mich innerlich, hätte jubilieren können und blieb trotzdem sitzen, weil mir die Umgebung so fremd vorkam.
    Ich schaute in den Innenspiegel. Der Weg, über den ich gefahren war, zog sich als dunkles Band durch das Moor, in dem ich steckte.
    Ich wischte über meine Stirn und dachte an das eben Vergangene, als wäre es ein Traum.
    Hatte ich geträumt?
    Wind strich über das Moor. Er berührte auch das kahle Geäst der Bäume und ließ es zittern.
    Irgendwo am Himmel segelten dunkle Vögel mit lautlosen Flügelschlägen.
    Ein Morgen war erwacht, noch lag leichter Nebel über dem Land, und auch ich war erwacht.
    Dann kehrten meine Gedanken zurück. Und plötzlich sah ich wieder alles vor mir.
    Da war die Fahrt gewesen, Julies ernstes Gesicht, dann der Weg nach Buckland in the Moor und schließlich das Hineinfahren in das Gelände, weil Julie hatte aussteigen wollen.
    Den Ausdruck ihrer Pupillen würde ich nie vergessen können. Sie hatte mich mit einem einzigen Blick unter ihre Kontrolle gebracht, damit sie tun und lassen konnte, was sie wollte.
    Das hatte sie getan.
    Sie war gegangen.
    Ich dachte an die drei Grandi-Schwestern, die am Waldrand und nebelumflort erschienen, warteten. Ein gespenstisches Trio, das auf Julie gewartet hatte, um den Fluch fortzuführen.
    Aber Julie wollte leben, sie sollte leben, und ich wollte dafür sorgen!
    Allerdings nicht hier im Wagen. Ich löste den Sicherheitsgurt und stieß die Tür auf.
    Im Rover war es warm gewesen. Die Außentemperaturen lagen knapp über dem Gefrierpunkt. Es schneite nicht, aber der über das Moor streichende Wind war doch ziemlich kühl, als er mir ins Gesicht wehte.
    Wenn ich Sumpfgelände betrete, habe ich stets das Gefühl, mit dem nächsten Schritt in eine Falle zu tappen, aus der es kein Entrinnen mehr gab. Auch jetzt
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