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0520 - Ich jagte das Hexen-Trio

0520 - Ich jagte das Hexen-Trio

Titel: 0520 - Ich jagte das Hexen-Trio
Autoren: Jason Dark
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»nicht mehr…«
    »Weshalb nicht? Willst du nicht nach Hause?«
    »Rechts, du mußt nach rechts fahren!«
    »In den Sumpf?«
    »Ja, der Weg ist dort. Ich merke es. Sie sind da. Ich glaube, daß sie da sind!«
    »Unsinn!« Ich lachte. »Niemand ist da. Du hast dich…«
    »Du sollst tun, was ich dir sage!« Plötzlich hatte sich ihre Stimme verändert. Sie drehte mir den Kopf zu, ich hatte sie auch angeschaut und sah, daß sich ihre Augen abermals verändert hatten.
    Jetzt richtete sich der Blick ihrer Pupillen genau auf mich! Julie hatte sich verändert. Äußerlich war sie bis auf den Blick der Augen die gleiche gewesen.
    Mich aber erwischte es wie ein Schlag! Ein Treffer auf die Seele, hinein in mein Bewußtsein, das plötzlich von einer anderen Welle überschwemmt wurde.
    Ich konnte mich nicht dagegen wehren. Die Welle war da, sie füllte mich aus, ich bekam plötzlich keine Luft mehr, die Umgebung verschwamm vor meinen Augen, sie wurde stockfinster.
    Wie lange ich die Schwärze erlebte, konnte ich nicht sagen. Sekunden, Minuten, jedenfalls öffnete ich die Augen wieder und sah alles normal vor mir.
    Tatsächlich nur normal?
    Nein, da war noch etwas, das meinen Blickwinkel einengte. Zwar konnte ich durch die Scheibe schauen und den Sumpf sehen, auch den über ihm treibenden Dunst, trotzdem bekam ich den Eindruck, als würde alles auf einem Bildschirm schwimmen.
    »Hatte ich dir nicht gesagt, daß du nach rechts fahren sollst?« fragte Julie.
    »Ja!« Ich gab die Antwort automatisch.
    »Warum tust du es nicht, John?«
    »Entschuldigung.« Ich kurbelte das Lenkrad in die entsprechende Richtung. Der Übergang von der Straße in den Sumpf war fließend.
    Es gab keinen trennenden Graben, und schon wenig später wühlten sich die Reifen des Rover durch die feuchte Erde.
    Auf und nieder ging es. Ich sah die Büsche plötzlich tanzen.
    Dunstschleier hingen zwischen ihnen wie blasse Tücher.
    »Weiter, immer weiter…«
    Julies Stimme hallte in meinem Kopf. Ich wußte genau, daß sie mich unter Kontrolle hielt, konnte aber nichts dagegen unternehmen. Die Kraft des Kindes war einfach stärker.
    Und so fuhr ich weiter.
    Die Strecke ließ sich besser fahren, als ich geglaubt hatte. Ich kam relativ gut durch, auch wenn sperriger Bewuchs oftmals fast wütend gegen die Karosserie hieb.
    Dann sah ich den Wald. Er schaukelte vor mir her. Mein Sichtfeld blieb auch weiterhin begrenzt. Als graudunkle Fläche sah ich die dicht stehenden Bäume. Auch zwischen den Stämmen hatten sich die Nebelschleier festgesetzt und streckten sich hoch bis zum kahlen, blattlosen Geäst.
    »Gleich«, flüsterte Julie. »Gleich werden wir sie sehen. Ich habe sie gespürt. Sie sind da und warten auf mich. Dann werde ich sie fragen, ob sie meine Großeltern tatsächlich nicht getötet haben. Da kannst du erleben, daß ich mich nicht irrte.«
    Sie sprach mehr zu sich selbst, ich konnte ihre Worte nur hören, reagierte allerdings nicht darauf und konzentrierte mich auf das Fahren.
    »Jetzt mußt du halten, John.«
    Mein Fuß drückte das Pedal nach unten. Der Wagen schaukelte noch einmal nach, dann stand er.
    »Schau zum Wald hin!«
    Ich konnte nicht viel erkennen, aber zwischen den Bäumen glaubte ich, eine Gestalt zu sehen, die sich in die feinen Dunstschleier hineingedreht hatte.
    War das eine der Hexen?
    Da öffnete Julie die Tür. »Ich werde dich jetzt verlassen, John. Alles ist anders gekommen, als ich es dachte. Ich werde mich ihnen stellen. Ich hatte dich gebeten, mir zu helfen, aber du hast mir nicht vertraut. Du denkst, daß ich dich anlüge, daß ich dir etwas vormachen, aber das stimmt nicht. Alles ist wahr, was ich gesagt habe, daran solltest du denken, wenn ich nun gehe.«
    Ich tat nichts, um Julie aufzuhalten. Es war mir einfach nicht möglich. So sah ich zu, wie sie ausstieg und den Kragen des Winter-Anoraks aufstellte, um sich vor dem kühlen Wind zu schützen. Ich selbst hatte den Eindruck, als würde ich einen Film miterleben, wahrscheinlich deshalb, weil mein Blickfeld so begrenzt war.
    Und Julie ging.
    Sie kam mir vor wie eine Traumgestalt. Obwohl sie den Untergrund berührte, hatte ich den Eindruck, als würde sie einfach über ihn hinwegschweben.
    Ein kleiner, blonder Engel, der mit dem Tod kokettierte. Denn am Waldrand warteten die drei Hexen.
    Ich war jetzt in der Lage, die drei Gestalten zu zählen, dieses furchtbare Hexen-Trio. Sie glichen den alten, verfaulten, knorrigen Büschen. Auf ihren Köpfen wuchsen helle Haarfäden,
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