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0513 - Sandra und die Mördermaske

0513 - Sandra und die Mördermaske

Titel: 0513 - Sandra und die Mördermaske
Autoren: Jason Dark
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sprechen.
    Sie redete in die teigige Masse des Gesichts hinein, sie streichelte dabei die Wangen, stammelte Worte, die von Geschwisterliebe erzählten, und erntete keine positive Reaktion.
    Wir gaben genau acht und ahnten schon im voraus, was noch kommen würde. Basil reagierte nicht so, wie es seine Schwester angenommen hatte. Er stieß sie von sich. Seine Hände drückten schwer gegen ihren Körper, so daß es schon wie ein wegstemmen aussah.
    Dem konnte Sandra nichts entgegensetzen. Sie war einfach zu schwach, und Suko fing sie ab.
    Basil stand breitbeinig da. Die Arme schaukelten wie Pendel zu beiden Seiten des Körpers. Er glotzte nicht einmal, er stierte nur ins Leere, um sich danach schwerfällig umzudrehen und uns den Rücken zuzuwenden. Er ging fort.
    »Sollen wir ihn lassen?« fragte Suko.
    »Sicher.«
    »Basil…« Sandra rief mit schwach klingender Stimme hinter ihrem Bruder her.
    Der lebende Tote hörte nicht. Breitbeinig schwankte er vor uns her und ging dorthin, wo wir zuerst das Licht und danach die Gestalten der Geister gesehen hatten.
    »Ich finde, wir sollten ihn nicht allein laufenlassen«, meinte Suko lächelnd.
    »Ja, gut.«
    Auch Sandra war unserer Ansicht. »Vielleicht können wir ihn noch retten. Bitte, kommen Sie. Kommen Sie schnell!«
    Ich beruhigte sie und hielt sie auch fest, weil sie weglaufen wollte.
    »Langsam, Mädchen, langsam. Wir bringen alles in die Reihe, darauf können Sie sich verlassen.«
    Sandra nickte.
    Wir ließen Basil Wieran einen genügend großen Vorsprung, damit er sich sicher fühlen konnte. Aus den Augen ließen wir ihn dabei nicht und stellten fest, daß dieses alte Gebäude doch länger war, als wir erst angenommen hatten.
    Nach unserer Berechnung mußten wir ungefähr die Stelle erreicht haben, wo die Mönche erschienen waren, als ich zum erstenmal die Reaktion meines Kreuzes spürte.
    Es erwärmte sich.
    Ich machte Suko darauf aufmerksam.
    »Ein schwarzmagisches Feld, John!«
    »Das denke ich auch.«
    »Willst du weiter?«
    »Sicher!«
    Und wir gingen dorthin, wo wir einen helleren Schein sahen, der die Form eines halbbogenartigen Tors angenommen hatte. Der Schein baute sich vom Boden hei auf. Mauerwerk erkannten wir nicht. Vielleicht war auch keines mehr vorhanden, so daß wir uns einem transzendentalen Tor näherten. Das sind Öffnungen und Durchlässe, die verschiedene Ebenen miteinander verbinden, Brücken zwischen sichtbaren und unsichtbaren Welten schlagen. Oft hineinführen in das Pandämonium oder in die ferne Vergangenheit eines unheimlichen Reiches aber auch der Erde.
    Das alles hatten wir schon erlebt und näherten uns dem Durchgang entsprechend vorsichtig.
    Es dauerte nicht lange, als das strahlende Tor auch uns erfaßte und unsere Körper mit seinem bleichen Schein übergoß, so daß wir mehr aussahen wie Zinnfiguren.
    Ich spürte keine Blendung, etwas war doch anders geworden. Ein leichtes Kribbeln lag auf der Haut, als würde Strom über sie hinwegfließen. Und mein Kreuz reagierte weiterhin warnend, als wollte es mich zurückhalten, diese andere Welt zu betreten.
    Ich ging trotzdem durch, schaute nach vorn und konnte das Bild kaum glauben, das sich mir bot.
    Ich wurde gleichzeitig auch abgelenkt, denn hinter mir hörte ich Sukos Schrei und den seiner Begleiterin.
    Da war es schon passiert.
    Sandra und Suko hatten sich ohne den Schutz einfach zu weit vorgewagt. Ihnen erging es wie Bill Conolly. Sie konnten sich gegen die Kräfte nicht mehr wehren.
    Beide Gestalten sah ich zerfließen. Sie glitten hinein in die Szene, die sich meinen Blicken bot und die ich als so unglaubhaft empfand.
    Natürlich sah ich Bill Conolly. Er wurde nicht mehr gehalten, und er bewegte sich ebenso wie die anderen geisterhaften Gestalten auf dem Hof des Klosters.
    Hatten wir vorhin noch eine zerstörte Abtei betreten, so sah ich sie jetzt vor mir, wie sie einmal gewesen sein mußte. Das heißt, durch das Überschreiten des Tores war es mir gelungen, einen Blick in die Vergangenheit dieser Abtei zu werfen.
    Vor mir bewegten sich die Mönche so, wie sie es getan hatten, bevor das Kloster zerstört wurde.
    Bleiche, zitternde, geisterhafte Gestalten, die allen möglichen Arbeiten nachgingen. Die einen befanden sich im Garten, wo sie ernteten, andere wiederum gingen handwerklichen Tätigkeiten nach. Sie hämmerten, sie schmiedeten oder schlugen gegen Steine.
    Das alles geschah lautlos. Ich vernahm nicht ein Geräusch. Auch nicht von Suko und Sandra, die sich als feinstoffliche
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