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051 - Duell mit den Ratten

051 - Duell mit den Ratten

Titel: 051 - Duell mit den Ratten
Autoren: Paul Wolf
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krankhaft neugierig war. Sie steckte überall ihre Nase hinein und wußte alles besser. Doch das allein hätte Dorian noch nicht so sehr gestört, wenn Miß Pickford nicht noch eine zweite schlechte Eigenschaft gehabt hatte: sie interessierte sich für alles Mystische und Okkulte und hatte ein Faible für Schauerromane. Kein Wunder, daß sie sich wie ein Geier auf Dorians Horrorsammlung gestürzt und seine Bibliothek durchwühlt hatte. Das war schließlich auch der Anlaß dafür gewesen, daß er sie kurzerhand hinausgeworfen hatte.
    Und jetzt saß sie ihm erst recht im Genick.
    »Nachdem die Fronten abgesteckt sind, könnten wir eigentlich Frieden schließen«, schlug Miß Pickford treuherzig vor.
    Dorian winkte ab. »Es ist noch lange nicht alles klar. Aber bevor wir uns weiter unterhalten, brauche ich erst einmal einen Drink.« Er hatte kaum ausgesprochen, als Miß Pickford auch schon mit einem Glas vor ihm stand.
    »Bourbon, ohne Wasser und Eis«, sagte sie. »Sie sehen, Mr. Hunter, ich habe mir sogar gemerkt, wie Sie die Drinks haben wollen.« Sie überreichte ihm das Glas mit dem Trinkspruch: »Tod allen Dämonen!«
    Dorian verschluckte sich. »Was sagen Sie da, Miß Pickford?«
    Aber sie gab ihm keine Antwort, sondern lächelte ihn nur unschuldig an.
    Dorian hatte selbstverständlich angenommen, daß Miß Pickford in der Villa nur als Haushälterin agierte. Aber logischerweise konnte ihr auf die Dauer nichts verborgen bleiben. Vermutlich hatte es nicht lange gedauert bis sie herausfand, was in der Jugendstil-Villa tatsächlich gespielt wurde.
    »Im Vertrauen, Mr. Hunter«, sagte sie verschwörerisch, »ich habe schon lange gewußt, daß mit Ihnen irgend etwas nicht stimmt. Kein normaler Mensch würde sich mit solch einem Sammelsurium makabrer Gegenstände umgeben. Ihre Frau tat mir richtig leid, aber ich habe sie auch beneidet. Ich stellte es mir herrlich gruselig vor, mit einem Mann zusammen zu leben, der nachts Geister und Teufel beschwört und Seancen abhält.«
    »Sie haben zu viele Gruselromane gelesen«, sagte Dorian schwach.
    Sie nickte eifrig. »Ich verschlinge sie immer noch. Aber um wieviel schrecklicher und gruseliger ist doch die Wirklichkeit!« Sie schüttelte sich in wonnigem Entsetzen, und in ihre Augen trat ein fast lüsterner Ausdruck, als sie fragte: »Haben Sie auf Borneo einen Dämon gekillt, Mr. Hunter?«
    Miß Pickford war ja noch viel schlimmer, als er befürchtet hatte. Er benötigte unbedingt noch einen Drink auf diesen Schrecken hin. Diesmal schenkte er sich selbst ein. Nachdem er den Bourbon in einem hinuntergekippt hatte, zündete er sich eine Zigarette an. Nach den ersten Zügen fühlte er sich sogleich etwas wohler. Aber er konnte sich mit diesem Schicksalsschlag einfach nicht abfinden.
    War es nicht schon genug, daß er sich mit Vampiren und Werwölfen herumschlagen mußte?
    »Wo ist Coco?« fragte er. »Und warum sind Chapman und Phillip nicht hier, wenn sie von meinem Kommen wußten? Und woher wußten Sie davon? Ich habe mich beim O.I. noch nicht gemeldet.« »Dann wird es aber Zeit«, sagte Miß Pickford. »Er hat erst vor wenigen Minuten angerufen und verlangte, daß Sie sich sofort mit ihm in Verbindung setzen.«
    Dorian schnitt eine Grimasse. »Der kann mich …«
    »Mr. Hunter!« rief Miß Pickford empört. »Denken Sie, bitte, in Zukunft daran, daß Sie eine Dame im Haus haben! Ich werde es nicht dulden, daß Sie in meiner Gegenwart Kraftausdrücke verwenden.«
    Dorian stöhnte. Er fragte sich, wie er es mit dieser aufdringlichen Weibsperson auf die Dauer unter einem Dach aushalten sollte. Wenn ihn die Dämonen nicht schafften, dann bestimmt Miß Pickford. »Um auf Ihre Fragen zurückzukommen, Mr. Hunter«, hörte er sie sagen. »Coco ist zur Zeit außer Haus. Daß Sie kommen würden, wissen wir von Phillip. Der Hermaphrodit hat es uns auf seine verschlüsselte, orakelhafte Art und Weise zu verstehen gegeben. Er hat sich dabei so aufgeregt, daß er nun völlig erschöpft ist und das Bett hüten muß. Unterstehen Sie sich, seine Ruhe zu stören!« »Und Don? Wo ist Chapman?« fragte Dorian niedergeschlagen.
    »Genau vor deiner Nase, Dorian«, hörte er eine schwache aber vertraute Stimme sagen.
    Als er aufblickte, sah er, wie Miß Pickford den dreißig Zentimeter großen Puppenmann gerade auf den Tisch stellte. »Jetzt werde ich wohl nicht mehr gebraucht«, sagte sie spitz und rauschte davon. Dorian atmete deutlich auf.
     

Kaum in seinem Atelier angekommen, stellte Dirk
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