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051 - Die Hexe und ihr Henker

051 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 051 - Die Hexe und ihr Henker
Autoren: A.F.Morland
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uns ausgetrickst, Sir.«
    »Ja«, sagte Gareth Leplat wütend. »Mit Ihrer Hilfe! Herrgott noch mal, wie konnten Sie vergessen, ihm den Gürtel abzunehmen!«
    »Er ist der erste Gefangene, seit ich hier bin…«
    »Aber es gibt Vorschriften!«
    »Ich habe nicht daran gedacht, Sir. Es tut mir leid. Wenn ich doch bloß geahnt hätte, daß er…«
    Gareth Leplat atmete schwer aus. »Was passiert ist, ist passiert. Wir können es nicht mehr ungeschehen machen. Schneiden Sie ihn ab, Sergeant. Ich rufe inzwischen den Arzt an.«
    Der Inspektor verließ die kleine Zelle. Lange hatte sich Jameson nicht darin aufgehalten.
    Leplat setzte sich telefonisch mit dem Doktor in Verbindung, und als er den Hörer in die Gabel legte, sagte er sich, daß sich der Fall auf diese Weise gewissermaßen selbst gelöst hatte. War es wirklich so wichtig, all die Missetaten Kaddos zu erfahren? Reichte es nicht, zu wissen, daß so etwas nicht mehr passieren konnte?
    Der Arzt kam und stellte den Tod des Buckligen amtlich fest, und Gareth Leplat zog einen dicken Schlußstrich unter dieses unerfreuliche Kapitel.
    ***
    Das leere, stille Haus hatte etwas Bedrückendes für Vicky Bonney. Sie wollte nicht allein sein, hatte das Bedürfnis, mit jemandem zu reden. Oda bot sich an. Sie wohnte mit Lance Selby im Nachbarhaus. Vicky ging hinüber und läutete.
    Keine Reaktion.
    Vicky drückte den Daumen noch einmal auf den Klingelknopf, aber Oda öffnete nicht.
    »Schade«, sagte Vicky Bonney bedauernd und wollte sich umdrehen. Da fiel ihr auf, daß die Haustür nicht ganz geschlossen war, und als sie mit der Hand sanft dagegen drückte, schwang die Tür zur Seite.
    Ihre Kopfhaut spannte sich. Sie befürchtete Schlimmes.
    »Oda?«
    Keine Antwort.
    Vicky betrat Lance Selbys Haus. Irgend etwas stimmte nicht. Es kam hin und wieder vor, daß Oda das Haus kurz verließ, aber sie hatte noch nie vergessen, die Tür abzuschließen.
    Vicky Bonney blieb in der Diele stehen und lauschte. Totenstille herrschte in allen Räumen.
    Totenstille!
    Dem blonden Mädchen lief es kalt über die Wirbelsäule. Vicky fiel plötzlich ein, was Mr. Silver heute morgen erzählte: Magos Schergen hatten seinen Doppelgänger in die Falle gelockt!
    Mago war wieder einmal in London aufgetaucht, und neben Roxane war Oda eine Hexe, die er seit langem vernichten wollte.
    Es ist ihm doch hoffentlich nicht gelungen! dachte Vicky nervös.
    Sie ging weiter, erreichte die Living-room-Tür, und einen Augenblick später traf sie der Schock mit großer Wucht. Ein schriller, verzweifelter, schmerzlicher Schrei entrang sich ihrer zugeschnürten Kehle. Sie faßte sich an die bebenden Lippen, während sich ihre weit aufgerissenen Augen mit Tränen füllten.
    »Nein!« flüsterte sie schluchzend. »O mein Gott, nein!«
    Obwohl sie es befürchtet hatte, brach ihr beim Anblick der toten Freundin beinahe das Herz. Sie war ratlos und kopflos. Steif näherte sie sich der toten weißen Hexe, fiel neben ihr auf die Knie und brach hemmungslos in Tränen aus.
    Lance! durchzuckte es sie plötzlich und sie sprang auf, stürmte aus dem Wohnzimmer und nach oben.
    Lance Selby war unversehrt; ihm hatte Mago nichts getan. Vermutlich hatte ihn der Schwarzmagier deshalb verschont, weil ohnedies feststand, daß Lance sterben würde. Nur Roxane hätte das verhindern können, aber die Hexe aus dem Jenseits befand sich auf Protoc, und selbst wenn es Tony Ballard und Mr. Silver schafften, sie zurückzuholen, war sie Lance keine Hilfe mehr.
    Vicky Bonney schüttelte verzweifelt den Kopf. Es war alles so schrecklich deprimierend.
    Hier lag ein alter Mann - erst 38, aber dennoch schon dem Tod sehr nahe - und unten lag Oda, die Lance so sehr geliebt hatte, vernichtet von Mago, diesem gnadenlosen Jäger.
    Tony Ballard und sie verloren einen Freund nach dem anderen. Wohin sollte das führen? Würde Tony bald allein gegen die Mächte der Finsternis kämpfen müssen?
    Schwankend verließ Vicky Bonney das Schlafzimmer. Sie schloß die Tür und begab sich mit unsicheren Schritten nach unten. Beim Anblick der Toten krampfte sich wieder ihr Herz zusammen. Ein Zittern durchlief sie, und sie mußte sich einen Augenblick setzen, um sich zu sammeln.
    Nachdem sie sich einigermaßen gefaßt hatte, rief sie Tucker Peckinpah an, um ihm die traurige Nachricht zu übermitteln. Dies war der zweite Anruf nach ihrer Rückkehr von Cornwall. Im Verlaufe des ersten Telefonats hatte sie den Industriellen über den Stand der Dinge informiert, und welche
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