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0507 - Zwischenspiel auf Tahun

Titel: 0507 - Zwischenspiel auf Tahun
Autoren: Unbekannt
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entfernt. Bis der die Spur findet, ist Gesine längst über alle Berge.
    „Fangen wir sie ein, los!"
    Aber Gesine war, wie gesagt, ein kluges Tier, zumal sie nun ein lockendes Ziel hatte. Sie begann zu galoppieren und raste quer über den frisch gepflügten Acker. Nach einiger Zeit sahen die Verfolger nur noch eine Staubwolke. Die Männer gaben auf und kehrten an ihre Arbeit zurück.
    „Soll der Dicke seine blöde Kuh selbst einfangen", sagte einer von ihnen wütend. „Bin ich ein Torero?"
    „Hack nicht so tiefe Löcher", meinte ein anderer und bewies damit, daß er Gesine bereits vergessen hatte.
    Rotkel, der am anderen Tag mit seinem Elektroauto den ab und zu deutlich sichtbaren Spuren seiner Kuh folgte, hielt bei der Gruppe an. Natürlich erfuhr er die Geschichte und konnte sich so auch erklären, warum die in regelmäßigen Abständen im Straßengraben sichtbaren Fladen fehlten. Gesine hatte vorübergehend die Richtung gewechselt.
    Da die Straße einen Bogen machte, fuhr er nach der erhaltenen Information auf der Straße weiter, und siehe da, er fuhr den ersten Fladen platt. Er lag mitten auf der Fahrbahn..
    Gesines Spur war wiedergefunden!
    Von nun an ging es schneller voran. Gesine besaß einen guten Appetit und eine entsprechend gute Verdauung. Manchmal verließ sie die Straße, aber nur dann, wenn diese einen Bogen machte und nicht genau nach Westen führte. Rotkel war damit die Sache klar: Gesine folgte einer Witterung, die aus Westen kam! Er sparte eine Menge Zeit, indem er einfach der Straße folgte, von der er wüßte, wohin sie führte.
    Nach Grandel-Village!
    Ein Kaff, richtig gesehen. Mitten im Dorf ein Hospital für Genesende aller Art, rundherum in den Wäldern die Bungalows.
    Dazwischen Berge, Seen und Wiesen. Ein richtiges Paradies.
    Auch für eine Kuh!
    Rotkel fuhr langsamer, als er die Ansiedlung erreichte. Ihm fielen die menschenleeren Straßen auf. Bei früheren Besuchen war das immer ganz anders gewesen. Da hatte er sich mit seinem Auto kaum durch die Hauptstraße kämpfen können, soviel Spaziergänger gab es hier.
    Heute war keine Menschenseele zu sehen.
    Da mußte etwas passiert sein. Vielleicht ein Ausbruch, eine Revolte. Oder noch etwas Schlimmeres ...
    Endlich sah er auf einer Bank einen alten Mann sitzen. Er hielt an, stieg aus und bemühte sich, ruhig und freundlich zu bleiben, obwohl in seinem Innern der Aufruhr tobte. Er wußte, daß Gesine in der Nähe war - er roch sie förmlich.
    „Guten Tag, lieber Freund. Nicht viel los heute in Grandel-Village, nichtwahr?"
    Der Alte sah auf und musterte Rotkel eingehend. Dann schüttelte er bedächtig den Kopf.
    „Da ist sogar eine ganze Menge los, dicker Freund. Uns ist eine Kuh zugelaufen. Was meinen Sie, wie unser Stier sich freut!"
    Rotkel verschluckte sich fast.
    „Stier...?"
    Der Alte musterte ihn abermals.
    „Noch nie was von einem Stier gehört, Dickerchen?"
    „Ich bin Chefarzt Dr. Truc Rotkel, und nicht,Ihr Dickerchen !"
    „Dünn sind Sie aber auch nicht"„ gab der Alte zu bedenken.
    „Was hat Ihr Titel mit der Kuh zutun?"
    „Es ist meine Kuh, meine Gesine! Sie ist mir fortgelaufen."
    „Dann wird es ihr bei Ihnen nicht gefallen haben, außerdem kann ihr ein Stier sicher mehr bieten als Sie. Wissen Sie, daß es auf ganz Tahun nur diesen einen einzigen Stier gibt?"
    „Der Teufel soll Ihren dummen Stier holen!" erwiderte Rotkel.
    Sein Gesicht verfärbte sich, aber noch beherrschte er sich.
    „So, Sie besitzen hier einen Stier? Wie denn das?"
    „Man hat ihn gebracht, vor zwei Jahren etwa. Kam mit einem Schiff, glaube ich. Seitdem lebt er hier. Ein Wunder, daß man ihn noch nicht geschlachtet hat."
    „Geschlach ...!" Rotkel bekam fast keine Luft mehr, denn was dem Stier passieren konnte, hätte auch Gesine passieren können. „Wo ist er denn, der Stier? Und vor allen Dingen: Wo ist meine Kuh?"
    Der Alte grinste.
    „Bei dem Stier natürlich, wo sonst? Und das ganze Dorf sieht zu."
    Rotkel schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Kein Zweifel, der Alte gehörte zu den Geschädigten.
    „Wo sind Stier und Kuh?" wollte er wissen.
    „Gleich dort vorn, zwei Straßen weiter und dann links. Auf der Weide. Wir haben sie abgezäunt, und ringsum wurden in aller Eile heute früh die Bänke aufgestellt."
    „Bänke...?"
    Der Alte nickte abermals.
    „So lange kann ja kein Mensch herumstehen", erklärte er. „Ich selbst bin zu alt, um mich für eine solche Schau zu interessieren.
    Zwei Rindviecher, die sich endlich gefunden haben
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