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0500 - Die Quelle des Lebens

0500 - Die Quelle des Lebens

Titel: 0500 - Die Quelle des Lebens
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gescheitert! Jetzt wirst du ihn töten!
    »Ich denke ja gar nicht daran!« brüllte Zamorra.
    Du mußt es! So verlangt es das alte Gesetz! Nur einer verläßt die Quelle als Langlebiger.
    »Und verlangt das alte Gesetz auch, daß ein Langlebiger zum Mörder werden muß? Haben jemals zwei Auserwählte zugleich an der Quelle gestanden?« schrie Zamorra, der froh war, über dieses Phänomen zuvor lange mit Lord Saris diskutiert zu haben.
    Stille trat ein. Dann:
    Das ist nicht überliefert.
    »Dann laßt Torre Gerret gehen! Ich will ihn nicht töten. Das ist mir die Langlebigkeit nicht wert. Der Preis ist zu hoch.«
    Du wirst einen anderen Preis zahlen.
    Zamorra atmete auf. Wer auch immer hinter der telepathischen Stimme steckte, war auf seine Bedingung eingegangen.
    »Wenn dieser andere Preis kein Menschenleben fordert, dann soll es mir recht sein«, sagte er.
    Da verblaßte der knöcherne, schwarze Seelenschnitter, und nur noch die wunderschöne Frau, die ihr funkentosendes Schwert ausstreckte, sah Zamorra an. Sie richtete die Klinge auf Gerret: »Geh!«
    Torre Gerret ging widerspruchslos, bewegte sich mechanisch, als stünde er unter einem Bann.
    Du bist groß in deinem Verzeihen und groß in deiner Weisheit, aber du kannst noch größer werden, meldete sich die Stimme von Zamorra. Weil du auf dein Recht zu töten verzichtet hast, sei dir ein weiterer Wunsch gewährt, denn dies ist die Quelle des Lebens und nicht die Grotte des Todes. Aber bedenke deinen Wunsch gut, und bedenke auch, daß du dafür einen weiteren Preis zahlen mußt.
    »Was für einen Preis?«
    Erst wünsche, dann höre!
    »Das ist nicht fair«, protestierte Zamorra.
    Vergiß nicht, wo du bist. Schon einmal hast du die Quelle des Lebens gezwungen, ihr Denken zu ändern. Das sei dir kein zweites Mal erlaubt. Wünsche und höre, oder verzichte.
    »Nein«, murmelte er. »Ich verzichte nicht. Gewähre meiner Gefährtin Nicole Duval ein ebensolanges Leben wie mir.«
    Dieser Wunsch entspricht deinem Denken und Fühlen. Aber hast du das Richtige gewählt?
    »Wenn nicht, soll die Unsterblichkeit der Teufel holen!« brüllte Zamorra.
    Deine Gefährtin besitzt fast die gleiche Veranlagung wie du. Deshalb habt ihr euch gefunden. Das soll nicht getrennt werden. Nun höre den Preis.
    Zamorra schluckte. Er konnte es kaum glauben, der Quelle ein zweites Mal seinen Willen aufgezwungen zu haben. Vor seiner Brust glühte das Amulett, aber nicht so, wie es vor Dämonen warnte. Es war eine ganz andere, durchdringende Wärme, und Zamorra glaubte Merlin, den alten Fuchs, vor sich zu sehen, der einst dieses Amulett aus der Kraft einer entarteten Sonne geschmiedet hatte.
    »Ich höre«, flüsterte er heiser.
    Der, den du wider die alten Gesetze verschont hast, wird es dir nicht danken. Er wird dein ärgster Feind sein, der mit allen Mitteln danach trachtet, dich zu vernichten. Er wird Rache nehmen wollen, an dir und an dem Unsterblichen, und seine Macht wird größer sein, als du es dir vorstellen kannst. Du wirst leiden. Dir werden Freunde genommen, die du nicht missen möchtest. Wenn die Stunde des Unsterblichen schlägt, wird Unheil einkehren in sein Haus. Und in der Burg des Königs wird die Schlange herrschen. Einer, dem du vertraust, wird den Deckel des Sarges über dir schließen. Doch dein schlimmster Feind bleibt der, den du geschont hast. Er wird dich jagen bis ans Ende des Seins. Denn er lebt lange, und er ist so schwer zu töten wie du.
    Die Frau bewegte sich. Aus dem Schwert formte sie ein Gefäß. Sie tauchte es in das trübe Wasser und hielt es dann Zamorra entgegen.
    Trink.
    Und er trank das Leben, und abermals füllte die Frau den Becher und reichte ihn ihm. Gib dies deiner Gefährtin zu trinken. Sie ist wie du, und nur deshalb sollt ihr nicht getrennt werden. Nun geh - doch hüte dich vor deinem größten Feind, den du dir eben geschaffen hast. Vor seiner Hand schützt dich auch die Macht der Quelle des Lebens nicht.
    Und von einem Moment zum anderen befand sich Zamorra wieder in Llewellyn-Castle!
    ***
    »Ich kann es immer noch nicht begreifen«, sagte Zamorra leise, während Nicole aus dem Becher trank, den er ihr überreicht hatte. »War ich wirklich dort? Was ist geschehen? War die Prüfung etwas, an das ich mich nicht erinnern kann, oder war sie das halbtelepathische Gespräch?«
    Nicole hob die Schultern. »Ich kann dir nicht helfen, cheri. Wenn Du es selbst nicht weißt…«
    Sie hatte den letzten Schluck genommen, als der Becher in ihrer Hand sich
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