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050 - Das Kind der Hexe

050 - Das Kind der Hexe

Titel: 050 - Das Kind der Hexe
Autoren: Dämonenkiller
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gespäht. Jetzt ließ sie den Vorhang los, rannte durchs Zimmer und schaltete die Beleuchtung aus. Cohen sprang vom Bett und kam zum Fenster.
    Er blickte ins Freie. Draußen war es bereits dunkel. Die Scheinwerfer eines Wagens durchschnitten die Finsternis und beleuchteten das Verwaltungsgebäude des Flamingo Motels. Es war tatsächlich ein Rover. Aber der Mann, der ausstieg, war ein mickriges Männchen mit Glatze. In seiner Begleitung war eine aufgedonnerte Blondine.
    »Du machst mich noch verrückt, Lil«, sagte Cohen seufzend und griff nach einer Bierdose. »Du siehst überall Gespenster.«
    »Was soll ich denn tun?«, fragte sie weinerlich. Ihre Hände, die mit dem feuchten Taschentuch spielten, presste sie gegen die Brust. »Ich habe solche Angst, dass Dorian uns hier finden könnte.«
    »Unsinn.«
    »Aber ich bin sicher, dass er uns beobachten lässt«, sagte sie. »Er wartet doch seit Wochen nur auf eine solche Gelegenheit. Er sucht nach einem Scheidungsgrund.«
    Cohen ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Er sah in der Dunkelheit, dass ihre großen Augen ängstlich zur Tür schielten.
    »Nicht, Marvin, bitte … Wenn jemand hereinkommt und uns so sieht.«
    »Ja, natürlich!«, rief er wütend und ließ sie los. »Es könnte ja draußen ein Spitzel mit einer Kamera lauern und einen Schnappschuss machen.«
    »Ist das so absurd? Du selbst hast mir erzählt, wie gemein sich Dorian dir gegenüber benommen hat.«
    »Aber es ist nicht seine Art, einen Detektiv für eine so schmutzige Arbeit einzuspannen.«
    »Dann hat er es eben selbst übernommen – und wartet nur darauf, uns zu erwischen.«
    Cohen seufzte. Mit Lilian war einfach nicht vernünftig zu reden. Sie sah überall Gespenster. Schon als sie in der Abraham Road in den Wagen gestiegen war, hatte sie behauptet, dass Dorian sie aus einem Fenster des gegenüberliegenden Hauses beobachtete. Und dann hatte sie ihn in einem Wagen gesehen, der sie angeblich verfolgte. Dabei hatte Cohen gehofft, dass Lilian auf dem Lande ruhiger werden und wieder zu sich selbst zurückfinden würde. Aber sie war nur noch nervöser geworden, geradezu hysterisch. Sie litt unter Verfolgungswahn. Sie sah Dorian überall. Nun, vielleicht waren ihre Befürchtungen doch nicht so absurd. Dorian benahm sich in letzter Zeit tatsächlich etwas seltsam, ganz anders als früher.
    »Ich gehe Bier holen«, sagte Cohen und schlüpfte in seinen Mantel. Er wusste, dass es eine lange Nacht werden würde. Und er wollte sich für die Wache an Lilians Bett mit einigen Dosen Bier eindecken, um über die Runden zu kommen. Vielleicht würde sich später ihre Verkrampftheit lösen …
    »Bleib nicht lange weg, Marvin!«, bat Lilian.
    Er drückte sie kurz, aber zärtlich an sich und küsste sie sanft auf den Mund. Dann wandte er sich abrupt ab und eilte hinaus. Dabei vergaß er, die Tür hinter sich zu schließen. Lilian hörte seine Schritte auf dem Beton. Sie ging zur Tür und sah ihm nach, als er in Richtung Bar verschwand. Als sich Lilian ins Zimmer zurückziehen wollte, sah sie auf der anderen Seite eine Bewegung. Sie riss den Kopf herum und bemerkte gerade noch, dass eine Gestalt hinter einem Pfeiler verschwand. Ihr Herz blieb für einen Moment stehen. Sie war sicher, Dorians Gesicht erkannt zu haben. Ihre ganze Kraft und all ihren Mut zusammennehmend, wandte sie sich in die Richtung. Hinter ihr schaukelte die Bungalowtür quietschend im Luftzug.
    »Dorian?«, rief sie verhalten.
    Die Gestalt löste sich aus dem Schatten des Pfeilers, lief geduckt zu den Garagen und machte sich ganz klein.
    »Dorian, bitte laufe nicht davon!«, flehte Lilian bange. »Es ist so wichtig, dass ich mit dir spreche!« Sie erreichte die Auffahrt zu den Autoboxen und zuckte zusammen, als sich eines der Garagentore hob. Die Gestalt verschwand in der Garage. Lilian eilte hin und erkannte, dass es jene Garage war, in der Marvin seinen Wagen untergebracht hatte. Lilian näherte sich dem dunklen Raum und versuchte, Einzelheiten darin zu erkennen. Für einen Moment spiegelte sich im Lack und Chrom des Austin das Licht der Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Wagens. Wieder bemerkte sie eine Bewegung.
    »Dorian – warum versteckst du dich vor mir?«, rief sie in die Dunkelheit. »Quäle mich doch nicht so!«
    Sie zuckte erschrocken zurück, als die Beifahrertür langsam aufschwang. Für Sekundenbruchteile sah sie eine Hand auftauchen, die etwas in ihre Richtung warf. Es fiel ihr genau vor die Füße. Sie bückte sich danach und hob
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