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050 - Das Kind der Hexe

050 - Das Kind der Hexe

Titel: 050 - Das Kind der Hexe
Autoren: Dämonenkiller
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Sie sich überhaupt heraus? Ständig kritisieren Sie meine Entscheidungen. Ich habe jetzt ganz sicher keine Lust, mich mit Ihnen über solche Belanglosigkeiten zu streiten. Lassen Sie mich allein.«
    Professor Marlowe war eine Stunde später weggefahren, ohne sich von ihr zu verabschieden. Am nächsten Morgen lernte sie Dr. Wright kennen. Und das war der größte Schock ihres Lebens. Sie war gerade im Zimmer des Unfallpatienten – der im wahrsten Sinne des Wortes völlig einbandagiert war, so dass nichts von ihm zu sehen war außer den Augen. Und die flößten ihr Furcht ein. Als sie aus dem Zimmer kam, stand sie einem Zwerg gegenüber. Er war bestimmt nicht größer als einen Meter und hatte ein knochiges Greisengesicht mit vorspringendem Kinn, das ständig in Bewegung war. Seine Lippen waren eingefallen, als besäße er keine Zähne. Aber das Furchtbarste an ihm waren die Augen – große, stark hervortretende Glotzaugen, deren Blick man nicht lange standhalten konnte. Hinter ihm erschien die relativ zierliche Schwester Susanne wie ein Riese. Sie deutete mit einer hilflosen Handbewegung auf den geckenhaft elegant gekleideten Zwerg und stellte ihn vor: »Das ist Dr. Wright, Professor Marlowes Stellvertreter. Dr. Wright – unsere Oberschwester Nancy Breen.«
    »Auf gute Zusammenarbeit«, sagte der Zwerg mit quakender Stimme und streckte Nancy eine viel zu große Hand hin. Sie hätte am liebsten danach geschlagen, aber dann überwand sie sich doch dazu, sie zu schütteln. Der Zwerg zerquetschte ihr beim Händedruck fast die Finger. Er grinste, ohne die Lippen zu öffnen, und sein Mund wurde dabei so breit, dass die Winkel fast die tief herabhängenden Ohrläppchen berührten. Und dabei bewegte sich sein Kinn ständig im Kreis. Es kam überhaupt nie zum Stillstand, auch nicht, als er sprach.
    »Sie sind mir dafür verantwortlich, dass die Geburtsstation gut in Schuss ist, Oberschwester«, quakte er. »Kommen Sie nicht mit jeder Kleinigkeit zu mir. Ich werde mich voll und ganz auf die eine, alles entscheidende Entbindung konzentrieren. Sie wissen wohl, wovon ich spreche?«
    Oberschwester Nancy nickte nur. Sie hätte jetzt kein Wort über die Lippen gebracht.
    Der Zwerg fuhr fort: »Wenn die versnobte Dame kommt, die einen ganzen Trakt für sich allein haben möchte, so bin ich vorerst nicht für sie zu sprechen. Verstanden, Oberschwester? Unter keinen Umständen möchte ich sie vor der Entbindung zu Gesicht bekommen. Ich überlasse alles Ihnen. Sie werden schon mit ihr zurechtkommen. Oder?«
    Wieder nickte Nancy.
    »Dr. Marlowe teilte mir mit, dass Sie Schwierigkeiten wegen des Unfallpatienten gemacht haben. Hätten wir ihn etwa auf der Straße verrecken lassen sollen, äh?«
    »Es ist nur, weil …«
    Der Zwerg machte eine wegwerfende Handbewegung – und wieder fiel Nancy auf, dass seine Hände im Verhältnis zu seinen Körpermaßen riesengroß waren.
    »Wir können es uns nicht leisten, einen ganzen Trakt für eine einzige Patientin freizuhalten«, schimpfte er. »Aber das werden Sie ihr nicht auf die Nase binden. Im Gegenteil, Sie werden ihr gegenüber behaupten, dass alles nach ihren Wünschen geschieht. Und wenn sie verlangt, in einem rosafarbenen Kreißsaal zu entbinden, versprechen Sie ihr auch das. Verstanden, äh?«
    Nancy nickte eingeschüchtert.
    »Das wär's, äh – beinahe.« Dr. Wright hatte sich schon zum Gehen gewandt, doch dann drehte er sich noch einmal um. Die Blicke seiner Glotzaugen schienen sie zu durchdringen, als er sie anstarrte. »Und wenn weitere dringende Fälle an uns herangetragen werden, dann kümmern wir uns auch darum. Wir nehmen jeden Hilfsbedürftigen bei uns auf, Oberschwester!«
    Fast sah es so aus, als hätte der Zwerg die zukünftigen Ereignisse vorausgesehen. Denn im Laufe der Nacht wurden insgesamt fünf schwangere Frauen eingeliefert. Sie wurden auf Dr. Wrights Anordnung hin alle in jenem Trakt untergebracht, der für Coco Zamis reserviert war. Oberschwester Nancy war die Angelegenheit mehr als suspekt, denn keine der Frauen stand knapp vor der Entbindung. Drei von ihnen klagten darüber, dass sie Blutungen hatten und eine Frühgeburt befürchteten. Die beiden anderen waren bereits über vierzig und wahrscheinlich nur hysterisch, wenn nicht gar scheinschwanger.
    Um alle diese Fälle kümmerte sich der Zwerg persönlich. Er zog nur zwei Krankenschwestern hinzu, die er selbst mitgebracht hatte. Das kränkte Nancy, die immerhin schon seit fünfzehn Jahren in Professor Marlowes
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