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05 - Spiel der Intrigen

05 - Spiel der Intrigen

Titel: 05 - Spiel der Intrigen
Autoren: Marion Chesney
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Sie alle so ins Herz geschlossen hat.
Sie können allesamt in meinen Haushalt eintreten, wenn Sie wollen. Ich bin ein
guter Herr, und Ihre Löhne werden zu den besten in ganz England zählen.«
    Er schaute neugierig auf ihre
überraschten Gesichter. Was für ein merkwürdiger Haufen sie sind, dachte der
Earl, so verschieden und doch wie aus einer Familie. Sie schienen nachgerade
in der Lage zu sein, sich untereinander zu verständigen, ohne den Mund
aufzumachen.
    »Danke, Mylord«, sagte Rainbird,
nachdem er reihum die anderen Diener angeschaut hatte. »Aber Sie vergessen
eins. Wahrscheinlich können wir im nächsten Jahr unabhängig sein. Wir wollen
uns ein Gasthaus kaufen.«
    »Ach ja, das Gasthaus. Sind Sie
nicht versucht, in Stellung zu bleiben? Vielleicht geht das Unternehmen
schief.«
    »Wir müssen die Chance ergreifen«,
antwortete Rainbird.
    »Die Mädchen müssen die Möglichkeit
haben zu heiraten, und wir würden alle gern unsere eigenen Herren sein.«
    »Dann werden wir Ihr Gasthaus
unterstützen, sobald Sie sich eingerichtet haben. Rainbird, ich nehme an, Sie
haben die Geburtsurkunde meiner Frau gefälscht. Ich fühle mich erst dann wohl,
wenn wir noch einmal offiziell geheiratet haben, obwohl ich mir sicher bin, dass
wir nichts Ungesetzliches getan haben, was das eigentliche Hochzeitszeremoniell
betrifft. Sie sind natürlich alle eingeladen.«
    Zu seiner Überraschung sah keiner
der Diener im geringsten erfreut aus. »Es ist eine Menge Arbeit, Fleetwood«,
sagte Emily leise. »An der Hochzeit teilnehmen und auch noch das
Hochzeitsfrühstück vorbereiten ... Und wir werden das nächste Mal viel mehr
Gäste haben, stelle ich mir vor.«
    »Nun, dann überlassen wir die Sache
Gunter«, sagte der Earl verständnisvoll und meinte damit das Feinkostgeschäft
am Berkeley Square, »und meine eigenen Diener machen die Arbeit. Und Sie
können sich neue Livreen bestellen.«
    »Kann ich eine rote Samtlivree mit
goldenen Tressen haben?« fragte Joseph begierig.
    »Alles, was Sie wollen«, sagte der
Earl.
    »Und ich, Mylord«, sagte Dave, wobei
sein frühreifes kleines Cockneygesicht plötzlich neben dem Ellbogen des Earl
auftauchte, »kann ich ein Page sein und die Schleppe von Mylady tragen? Blauer
Samt wäre furchtbar schön.«
    »Du wirst aussehen wie der Affe vom
Leierkastenmann«, sagte der Koch.
    Dave machte ein langes Gesicht, und
Emily sagte schnell: »Ich fände es nett, wenn du meine Schleppe trägst, und ich
glaube, blau würde dir gut stehen.«
    Dann bemerkte Emily, dass Lizzie sie
hoffnungsvoll anschaute, und fügte hinzu: »Und neue Kleider für die Mädchen,
und Mrs. Middleton braucht etwas ganz Feines.«
    Der Earl wollte gerade protestieren
und sagen, dass die Zeiten, in denen seine Frau eine Haushälterin als
Anstandsdame nötig hatte, vorbei seien, aber die Freude und Dankbarkeit in Mrs.
Middletons Gesicht veranlassten ihn, zu schweigen.
    Rainbird war ins Anrichtezimmer
gegangen und kam mit zwei Flaschen Wein und Gläsern wieder herein.
    »Es wäre uns eine große Ehre,
Mylord«, sagte er, »wenn Sie und Mylady ein Glas Wein mit uns trinken würden.«
    »Ja, sehr gerne«, sagte Emily an
Stelle ihres Mannes, der ein bisschen die Stirn runzelte, weil er darauf
brannte, seine junge Frau ganz für sich zu haben.
    »Spiel etwas
für uns, Joseph«, sagte Rainbird.
    Joseph ergriff seine Mandoline.
»Vielleicht ist es unpassend, Musik zu machen«, meinte Emily. »Mylord hat
gerade die Nachricht vom Tod seines Bruders bekommen.«
    »Sie können ruhig spielen, Joseph«,
sagte der Earl, der beschlossen hatte, dem Wunsch seiner Frau nach der
Gesellschaft dieser gemieteten Diener nachzugeben.
    Sie setzten sich
alle um den Tisch, als Joseph zu spielen begann. Rainbird erhob sich und hielt
eine kurze geistreiche Ansprache, und dann brachte er einen Toast auf das
glückliche Paar aus. Danach sang Angus eine herzzerreißende schottische
Ballade, und Joseph schloss sich mit einem Volkslied an. Rainbird führte eines
seiner Jonglierkunststücke vor, und die Diener klatschten Beifall.
    Der Earl of Fleetwood lehnte sich in
seinen Stuhl zurück und war auf einmal ganz glücklich und entspannt.
    Blenkinsop, der Butler der
Charterises, war gerade auf dem Heimweg zur Nummer 65 nebenan, nachdem er ein
geselliges Stündchen im Running Footman verbracht hatte. Er hörte das fröhliche
Gelächter aus Nummer 67 und lehnte sich über das Geländer der Außentreppe, um
durch die hohen Gitterfenster in den Aufenthaltsraum der
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