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0498 - Die Totentänzerin

0498 - Die Totentänzerin

Titel: 0498 - Die Totentänzerin
Autoren: Jason Dark
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vergleichen war. Oder eine innere Stimme, die mich selbst ausschimpfte.
    Hoch und weggehen, das war die Devise.
    Es dauerte trotzdem noch mehr als eine Viertelstunde, bis ich es geschafft hatte. Ich hatte mich unter großen Mühen hingestellt und gegen die Wand gelehnt. Zwar schwankte ich nicht, es war das Zimmer und der Boden unter mir, der sich bewegte. Die Luft war kaum zu atmen. Sie roch nach Staub, Schweiß und diesem scharfen Rasierwasser, das ich auf dem Parkplatz schon wahrgenommen hatte.
    Jetzt erinnerte ich mich wieder an gewisse Dinge.
    Die beiden Unbekannten, die Entführung, den Film, den sie mir gezeigt hatten, und zwar hier im Raum.
    Nur hatten sie den Recorder und das TV-Gerät mitgenommen. Nur der alte Tisch und der Stuhl standen noch im Zimmer.
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr und hatte Mühe, die genaue Zeit zu erkennen.
    Mitternacht war schon vorbei. Demnach hatte ich einige Stunden gelegen und war auch jetzt noch nicht richtig fit. Die Konzentration auf das hinter mir Liegende fiel mir sehr schwer. Ich wollte aber nicht länger in diesem Raum bleiben und torkelte auf die Tür zu. Mit einer Hand stützte ich mich dabei an der Wand ab. Schweiß rann wieder in Strömen über meinen Körper. Er rann auch salzig in die Augen, ich wischte ihn weg, stand im Flur und erinnerte mich, daß es hier noch eine Treppe gegeben hatte, die leicht zu einer Gefahr für mich werden konnte.
    Ich trug weder meine Beretta bei mir noch die kleine Bleistiftlampe. Ins Bad war ich wirklich als Privatmann gegangen, nicht als Geisterjäger John Sinclair.
    Das Geländer befand sich auf der linken Seite. Am Handlauf stützte ich mich ab. Wie ich, ohne zu fallen, die Treppe hinabgekommen war, wußte ich nicht. Irgendwie fand ich mich im schmutzigen Hausflur wieder, stützte mich an der Wand ab, blieb dort stehen und holte einige Male tief Luft. Sie schmeckte noch immer mies, hatte sich kaum abgekühlt. Mein Mund war mit Leim gefüllt, die Zunge klebte am Gaumen. Zum Glück dachte keiner daran, mich zu überfallen, so gelangte ich unangefochten in den Hinterhof, wo sogar noch mein Wagen stand. Die Schlüssel fand ich in der Hosentasche. Als ich endlich hinter dem Lenkrad saß, übermannte mich wieder der Schwindel.
    Wenn ich in diesem Zustand fuhr, gefährdete ich nicht nur mich, auch andere. Aber es gab eine Möglichkeit. Ich mußte Suko anrufen. Er konnte herkommen und mich nach Hause fahren.
    Nur mußte er mich erst einmal finden. Irgendwann fiel mir der Straßenname ein, den ich auf der Herfahrt gelesen hatte.
    Ich tippte Sukos Nummer in den Apparat und wartete. Er hatte schon gelegen, hob aber rasch ab, nur klang seine Stimme etwas müde und auch lauernd.
    »Ich bin's«, sagte ich mit schwerer Zunge. »Hol mich hier weg.«
    »John! Bist du betrunken?«
    »Fast, hör zu. Nimm dir ein Taxi…« Ich hatte Mühe, die nächsten Worte zu formulieren und Suko richtig einzuweisen. Als ich es schließlich geschafft hatte, fiel mir der Hörer aus der Hand und landete auf der Gabel.
    Ich war noch immer geschafft und hing tatsächlich wie ein Betrunkener im Sitz. Von meiner Umgebung bekam ich nichts mit, hörte auch nicht, wie ein Wagen vor der Einfahrt stoppte. Erst als Suko die Fahrertür öffnete und ich ihm fast entgegengefallen wäre, wurde ich wieder klarer.
    »Meine Güte, was haben sie mit dir angestellt?«
    »Ich… ich…« Mir fiel es im Moment nicht ein. »Verflixt, schaff mich nach Hause, Suko.«
    Er hievte mich auf den Beifahrersitz. In den nächsten Minuten trat ich wieder ab. Erst als wir in der Tiefgarage ausrollten, nahm ich die Umgebung wieder wahr.
    Im Lift mußte Suko mich halten, sonst wäre ich gekippt. Er brachte mich noch in meine Wohnung, wo ich mich eigentlich hätte duschen wollen. Selbst das gelang mir nicht mehr.
    Ich torkelte in mein Schlafzimmer und fiel sofort auf das Bett. Daß Suko mir die Schuhe auszog, merkte ich ebenfalls nicht. Irgendwie hatte ich einen Blackout…
    ***
    Der andere Morgen!
    Strahlend, schon sehr warm. Ein Montag. London begann allmählich zu kochen. Autoschlangen, deren Abgase sich mit der Hitze über dem Asphalt mischten.
    Das alles gab es, doch ich lag wie ein Toter auf dem Bett. Die Kleidung klebte mir am Körper, der schlechte Geschmack im Mund war ebenfalls nicht verschwunden, aber mir ging es besser als am gestrigen Abend. Das merkte ich.
    Diesmal schaffte ich es auch unter die Dusche. Warme und kalte Wechselbäder spülten den Schweiß von der Haut. Ein erfrischendes
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