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0497 - Die Fledermenschen

0497 - Die Fledermenschen

Titel: 0497 - Die Fledermenschen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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frühen Samstagmorgen zur Arbeit mußte, hatte Keith Ulluquart darauf verzichtet, um 23 Uhr die Sperrstunde zu verkünden. Hätte sich ein in diesen schottischen Gefilden normalerweise so unterbeschäftigter wie unterbezahlter Polizist oder Ordnungshüter tatsächlich daran gestoßen, dann wäre nichts leichter gewesen, als das spätnachmitternächtliche Gelage zur geschlossenen Clubveranstaltung zu erheben, bei der Seine Lordschaft als Ehrenvorsitzender und der Wirt als Kassenwart auftrat.
    Aber wann war das hier schon mal erforderlich?
    Jetzt war Saris wieder in Llewellyn-Castle, und William hatte aus dem Kofferraum des Rolls-Royce Phantom ein paar Kisten mit Whisky auszuladen, die der Lord Ulluquart noch abgekauft hatte, um wenigstens etwas im Hause zu haben, falls überraschend Besuch kam. An die Rechnung, die ihm Ulluquart für diese Lieferung und für das gestrige Gelage schreiben würde, wagte der Lord gar nicht erst zu denken. Dumpf entsann er sich, daß er die anderen Gäste in gänzlicher unschottischer Großzügigkeit eingeladen hatte. »Und wenn dieser Zaubervirtuose mir diesen Whisky ebenfalls zu Honig oder anderen Siruparten macht, schmeiße ich ihn persönlich in den Suppentopf und werde zum Kannibalen aus Überzeugung!« grollte Saris.
    Lady Patricia empfing ihn mit einem herzerwärmenden Kuß. »Kein Kater, Liebling? Kein dicker Kopf?«
    Darunter hatte er in den allerseltensten der wenigen Fälle zu leiden, in denen er mal über den Durst trank. Lächelnd erwiderte er ihren Kuß, strich sanft über ihren Bauch und erwiderte: »Wenn ihr beide euch so fühlt wie ich, muß es euch einfach prächtig gehen! Wo sind Cristofero und der Gnom?«
    »Du willst sie wirklich vor die Tür setzen?«
    »Ich will!«
    »Das kannst du nicht machen, Bryont«, protestierte Patricia. »Sprich wenigstens vorher mit Zamorra, damit er nach einer anderen Unterbringung Ausschau halten kann.«
    »Die zwei Verrückten bringe ich selbst um… äh, unter«, verbesserte der Lord sich hastig. »Nur ein paar Meilen von hier steht doch die Ruine von Caer Spook! Da können sie sich austoben und herumzaubern bis ans Ende aller Tage. Sofern sie sich mit Sir Henry einig werden. Aber der wird ihnen schon gehörig auf die Finger klopfen. Der alte Knabe hat sich noch nie von jemandem auf der Nase herumtanzen lassen.«
    »Den gibt’s wirklich?« zweifelte Patricia.
    »Nach einer Nacht in Caer Spook wird er dich fragen, ob es dich wirklich gibt, Liebste«, konterte Bryont trocken. »All right, dann wollen wir mal zur Sache schreiten!«
    Er diskutierte nicht. Er ordnete an, wie es seine Vorfahr-Inkarnationen vor tausend und mehr Jahren getan hatten. Der Gnom hatte seine und seines Herrn Siebensachen zu packen, und Sir Bryont und William brachten die beiden hinüber nach Spooky-Castle, wie die Ruine von altersher hieß. Sie befand sich fast in Kanonenschußnähe und sollte in grauer Vorzeit einmal das eigentliche Stammschloß derer ap Llewellyn gewesen sein. Vor gut 8000 Jahren hatte Laird Rhys Saris angeblich die Festung nach einem Angriff wilder Pikten-Horden, denen er nicht einmal mit Magie beikommen konnte, aufgeben müssen. Bei jenen blutigen Eroberungskriegen sollte auch ein gewisser Gryf ap Llandrysgryf, seines Zeichens Silbermond-Druide, als Freund des Laird eine tragende Rolle gespielt haben - natürlich nicht, ohne die Schwester des Lords verführt zu haben. Unweit der alten Ruine war dann das blutige Llewellyn-Castle errichtet worden.
    Was davon stimmte, was nur Sage war - selbst Bryont Saris wußte es nicht mehr. Seine persönliche Erinnerung reichte längst nicht mehr in jene alten Zeiten zurück. Ein Gehirn, das täglich neue Informationen aufzunehmen hatte, mußte selektieren, Unwichtiges sowie Überaltertes verdrängen und löschen. Es war unmöglich, die Erinnerungen an gut 30 000 Jahre zu bewahren.
    Die eineinhalb Meilen zur Ruine waren mit dem Wagen trotz unbefestigten Weges relativ schnell zurückgelegt. Der Anblick der Ruine war indessen alles andere als berauschend.
    Kümmerliche Reste einer ehemals starken Befestigungsmauer, wucherndes Gestrüpp, hoch aufragende Bäume, moosbewachsenes Gestein - und ein nach Jahrtausenden immer noch funktionierender Ziehbrunnen. Vom Wohngebäude war auch noch ein wenig übriggeblieben. Immerhin gab es ein paar Zimmer, in denen man sich einrichten konnte, wenn man neue Fenster und Türen einsetzte.
    »Mon dieu !« entfuhr es Don Cristofero. »Ich bin entsetzt. Ihr wollt es wirklich wagen,
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