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0496 - Die Stadt der Toten

0496 - Die Stadt der Toten

Titel: 0496 - Die Stadt der Toten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Geschwindigkeit über eine abwechslungsreiche Landschaft. In schneller Folge überflog das Luftfahrzeug tropische Wälder und Wüstengebiete. Zamorra fragte sich schon seit langem nicht mehr, nach welchen logischen Gesetzmäßigkeiten diese Vegetations- und Klimazonen entstanden waren; vermutlich war auch dieses Durcheinander bereits eine Folge des Chaos, des Zerfalls. Die ordnenden Kräfte wurden immer schwächer, die Entropie breitete sich aus, selbst da, wo die Landschaft an sich noch relativ stabil war.
    »Julian Peters also«, sagte Zamorra zurückgelehnt. »Wie und wo haben Sie ihn kennengelernt? Können Sie ihn beschreiben?«
    Dany Corda zog die Stirn kraus. »Ein wenig nachlässig gekleidet war er. Ziemlich sonnengebräunt. Sah aus, als habe er sich oft und lange im Freien herumgetrieben, in der Sonne, in der Wildnis. Dunkle Augen, das Haar mittelblond und etwa halblang. Ein bißchen schlecht rasiert, aber das stand ihm ziemlich gut. Er mag etwa zwischen achtzehn und zwanzig Jahre alt sein.«
    »Eine ziemlich gute Beschreibung«, sagte Nicole. »Das dürfte der Mann sein, den wir meinen.«
    »Er war plötzlich da, gerade als wir uns zusammengesetzt hatten, um über diese Bootstour zu reden und sie durchzuorganisieren. Wir hatten uns in ein kleines Restaurant gesetzt. Er kam herein, nahm am Nebentisch Platz, lauschte, und dann sagte er plötzlich: >An Ihrer Stelle würde ich auf die Fahrt verzichten. Sie werden Ihr Ziel nie erreichen. Vorher gibt es eine Katastrophen Wir waren ziemlich überrascht, daß er sich so einfach einmischte. Mark Philemon fragte ihn dann, wer er überhaupt sei und aus welchem Grund er sich als Unheilsprophet betätige. Da setzte er sich dann kurz an unseren Tisch. Sein Name sei Peters, stellte er sich vor, und er wisse, daß es zu einem Unglück kommen werde. >Mindestens einer von Ihnen wird umkommen.< Ob er denn auch sagen könne, wer von uns das sei und woran er sterben würde, wollte Philemon spöttisch wissen. Das habe er nicht sehen können, erwiderte Peters. >Aber ich habe Sie gewarnt, und damit meine Pflicht als Menschenfreund erfüllt. Verzichten Sie auf die Fahrt.< Dann stand er auf und ging. Philemon und Calhoun lachten hinter ihm her, und ich habe ihn auch nicht so ganz ernst genommen. Ich dachte eher, es sei ein besonders witzig gemeinter Annäherungsversuch. Er sah mich nämlich fast die ganze Zeit über an, und er gefiel mir auch. Ich glaube, wenn er nicht gegangen wäre, hätte ich an dem Abend sicher noch etwas mit ihm angefangen. Er hatte eine seltsame, starke erotische Ausstrahlung. Auf der einen Seite wirkte er wie ein Mann, der genau weiß, was er will, und auf der anderen Seite kam er mir fast vor wie ein lernbegieriges Kind. Seine Augen…« Sie verstummte und sah nach draußen.
    »Philemon besorgte jedenfalls das Ruderboot und die Ausrüstung. Wir wollten von Kanpur aus ein paar Tage den Ganges abwärts fahren, nach Allahabad, Mirsapur, Benares, Patna… das hätte dann wahrscheinlich gereicht. Bis nach Kalkutta wär’s wohl doch ein bißchen zu weit geworden. Tja, und nun sind wir hier, und Philemon ist… tot… die Prophezeiung hat sich erfüllt. Einer von uns ist tot, und wir haben unser Ziel nicht erreicht.«
    »Wo haben Sie Peters getroffen? In Kanpur?«
    Sie nickte. »Woher kennen Sie ihn überhaupt? Was ist das für ein Mann? Ist er so etwas wie ein Hellseher? Ich hätte nie geglaubt, daß es so etwas wirklich gibt.«
    »Er ist nicht unbedingt ein Hellseher«, sagte Nicole. »Vielleicht gehört Präkognition auch zu seinen Fähigkeiten, aber er ist… ach, das weiß wohl niemand so ganz genau, mit Ausnahme seines Vaters. Jedenfalls sieht und träumt er Dinge, wie er die Echsenwelt-Katastrophe vorausahnen konnte, aber…«
    »Jemand wie Julian«, warf Zamorra ein, »wandelt vielleicht auch zwischen den Dimensionen. Es weiß ja ohnehin niemand, wo er sich normalerweise aufhält. Angelique Cascal sagte damals etwas von einer Hütte in Tibet, in der sie zeitweilig mit ihm zusammen war, aber ob er jetzt auch noch allein dort lebt, ist nicht sicher. Immerhin - wenn ich das richtig schätze, sind es von Kanpur bis zum tibetischen Hochland vielleicht nur 600 oder 700 Kilometer Luftlinie. Das ist gar nicht so viel.«
    »Aber jetzt haben wir wenigstens eine Spur, wo wir ihn finden können.«
    »Wenn diese Spur nicht mittlerweile wieder verwischt ist«, gab Zamorra zu bedenken. »Vergiß nicht, daß es schon einige Tage her sein dürfte - Tage auf der Erde. Hier
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