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0491 - Der Blutjäger

0491 - Der Blutjäger

Titel: 0491 - Der Blutjäger
Autoren: Jason Dark
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läßt sich nie etwas sagen.«
    »Nun ja, er muß es wissen.«
    Richard Leitner bekam seinen Schnaps. Er trank das scharfe Zeug aus einem Wasserglas, schloß dabei die Augen und öffnete sie wieder, während er stöhnte: »Diese Medizin ist am besten.«
    Ich wollte ihm nicht widersprechen, schaute auf meine Uhr und stellte fest, daß es noch gut zwei Stunden dauern würde, bis sich die Dunkelheit über das Land gelegt hatte.
    »Wir könnten jetzt schon fahren«, sagte Eva, »und uns die Umgebung der alten Höhle anschauen.«
    »Das wäre nicht schlecht.«
    Diese Worte hatte auch Erika Leitner gehört. Sie drehte sich auf dem Stuhl sitzend herum. »Wo wollt ihr hin?« fragte sie staunend und gleichzeitig ängstlich.
    »In die alte Höhle.«
    »Nein, Kind, das kannst du nicht. Das ist Selbstmord. Dort sind schon viele Menschen verunglückt.« Sie wollte aufstehen, aber Eva drückte sie wieder zurück.
    »Beruhige dich, Mutter. Ich gehe ja nicht mit hinein in die Höhle. Ich werde wieder zurückkommen.«
    »Will dein Freund etwa allein…?« Sie schaute mich staunend an.
    »Ja, Frau Leitner«, erwiderte ich.
    »Deshalb bin ich mit Ihrer Tochter von London gekommen.«
    »O Gott!« hauchte sie, atmete tief ein und schüttelte den Kopf. »Das kann doch nicht wahr sein.«
    Eva nahm ihre Tasche und ging zur Küchentür. »Keine Sorge, Mutter, wir kommen schon zurück.«
    Erika Leitner sagte nichts. Auch ihr Mann enthielt sich eines Kommentars. Er saß am Tisch und starrte mit dumpfem Blick auf die blanke Platte.
    Eva wartete draußen auf mich. »Meine Mutter macht sich Sorgen«, sagte sie.
    »Die auch berechtigt sind.«
    Sie wollte das Thema nicht mehr weiter erörtern. »Komm, laß uns einsteigen.«
    Ich schloß die beiden Vordertüren auf. Eva warf noch einen Blick auf ihr Elternhaus. »Sollte alles gutgehen, werde ich doch bleiben«, sagte sie und unterstrich ihren Entschluß mit einem harten Zuhämmern der Wagentür.
    ***
    Die Helligkeit war verschwunden. Wir bewegten uns auf den Höhenzügen der Alb. Über uns lag ein grauer, wolkenbedeckter Himmel. Der Wind hatte nicht nachgelassen. Er fegte die flach wirkenden Wolkenscheiben von Westen nach Osten und drehte sie auch manchmal wie Kreisel.
    Die grauen Asphaltbänder der Straßen waren hier nur sehr schmal. Wenn sich zwei Wagen begegneten, mußten sie dicht an den Rand. Letzte Bauern verließen ihre Felder und fuhren auf ihren Traktoren zurück zu ihren Höfen.
    Die Dämmerung kam wie eine gewaltige, nicht zu stoppende Wand. Noch konnten wir gut sehen.
    Die Luft war ungewöhnlich klar. Es herrschte gute Fernsicht.
    Eva hatte mir hin und wieder stichwortartige Erklärungen gegeben, wo ich bestimmte Höhlen finden konnte. Die Eingänge zu diesen unterirdischen Welten lagen zumeist versteckt. Nur ein Kenner der Gegend konnte sie finden.
    Öfter als gewöhnlich glitt mein Blick in den Himmel, wo ich nur die Wolkenbänke sah, aber keinen sich dort bewegenden Riesenschatten. Der Blutjäger schien noch in seiner Höhle zu hocken und zu lauern.
    Wir hätten ihn auch im Ort erwarten können. Das wollte ich aber nicht. Unbeteiligte wären in Gefahr gebracht worden. Wenn ich ihn stellte, wollte ich allein gegen ihn kämpfen. Ich hoffe nur, daß wir ihn auch erwischten.
    Manchmal rollten wir an einsam stehenden Bäumen vorbei, die auf den Betrachter wie starre, graue Gespenster wirkten. Eva deutete nach links. »Siehst du dort diese aus dem Boden ragende Formation?«
    »Die welligen Hügel?«
    »Hügel sind es nicht direkt, sondern Felsen. Sie sehen deshalb so grün aus, weil sie mit Moos und Farnen überwachsen sind. Und dort befindet sich auch der Eingang zur alten Höhle.«
    »Wie gelangen wir hin?«
    »Querbeet.«
    Ich runzelte die Stirn. »Mit einer Straße kann man hier wohl nicht immer rechnen.«
    »Eben. Es wäre besser, wenn du jetzt schon abfährst. Hier sind momentan keine Gräben.«
    Ich rollte vom Band der schmalen Straße. Aber jetzt mußte ich vorsichtiger fahren. Was aus der Distanz so glatt ausgesehen hatte, entpuppte sich als relativ tückisches Gelände, gebildet aus Mulden, Hügeln und versteckt liegenden Querrillen.
    Mit beiden Händen mußte ich das Lenkrad festhalten.
    »Ein Geländewagen wäre besser gewesen«, sagte Eva.
    »Sehr richtig.«
    So schaukelten wir weiter. Später, wir hatten die Hälfte der Strecke hinter uns, ging es besser. Da wurde das Gelände flacher, auch wenn es leicht anstieg.
    »Unter uns befindet sich bereits die alte Höhle«,
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