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049 - Trommeln des Todes

049 - Trommeln des Todes

Titel: 049 - Trommeln des Todes
Autoren: B.R. Bruss
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leben. Gegen Mitternacht breche ich auf, um der Hitze zu entgehen. Ich werde vielleicht Tage brauchen. Aber ich komme wieder, wie mein Versuch auch enden wird.“
    Er sah mich an.
    „Jim“, sagte er, „ich vertraue dir das Lager an. Paß auf, daß die anderen nicht verrückt spielen. Hier, nimm dies, du kannst es vielleicht brauchen.“
    Er drückte mir einen Revolver in die Hand, den ich widerstrebend nahm.
    Theo fuhr fort: „Suche mir im Gepäck einen Rucksack heraus für den Sender. Und bereite mir etwas Proviant vor, und vergiß das Wasser nicht. Ich werde Durst haben. Jetzt lege ich mich ein wenig hin.“
    Er verließ das Zelt.
    Ich machte mich auf die Suche nach einem Rucksack, fand aber im Lager keinen. Ich mußte zu den Fahrzeugen. Ich machte mich auf den Weg durch den blauen Nebel, der die Sonne kaum hindurch ließ.
    Plötzlich, auf meinem Weg durch die düsteren, bedrohlichen Felsen, glaubte ich entferntes Stimmengewirr zu hören. Als ob irgendwo eine Menschenmenge versammelt wäre. Bald konnte ich aus diesen Stimmen ein Wort heraushören, das Wort: arani. Clara hatte die Bedeutung dieses Wortes ausgesprochen: Tod. Je weiter ich vordrang, desto klarer verstand ich es.
    Dieser Spuk hörte in dem Moment auf, als ich das Landungsfeld betrat.
    Ich mußte erst zwei oder drei Autos durchsuchen, ehe ich die Rucksäcke fand. Ich nahm den größten und rannte zurück. Die Nacht brach schon herein.
    Ich erreichte die Felsen. Meine Haare sträubten sich bei dem Gedanken, daß der Alptraum gleich wieder von vorn anfing. Plötzlich sah ich im Nebel einen Mann hinter einem Felsblock auftauchen. Ich wollte die Flucht ergreifen, da erkannte ich Higgins.
    Mir fiel der Revolver ein, ich zog ihn hervor.
    Higgins ging mit erhobenen Händen auf mich zu.
    „Töten Sie mich ruhig“, sagte er. „Das erspart mir die letzten Leiden, die uns alle erwarten.“
    Plötzlich schämte ich mich, daß ich die Waffe gezogen hatte.
    „Ich bin kein Mörder“, sagte ich.
    „Und ich? Glauben Sie, daß ich einer bin? Was habe ich Ihnen getan?“
    „Ich hasse Sie nicht“, entgegnete ich. „Ich habe Angst vor Ihnen.“
    „Setzen Sie sich einen Augenblick zu mir auf diesen Felsen. Ich möchte mit Ihnen sprechen. Behalten Sie ruhig den Revolver in der Hand, wenn Sie sich dadurch sicherer fühlen.“
    Zögernd ließ ich mich neben ihm nieder.
    „Ich bin nicht beliebt“, sagte Higgins. „Man hat mich nie richtig geliebt. Das war schon in meiner Kindheit so. Vielleicht bin ich deshalb so eigenbrötlerisch. Mein Schicksal ist, daß ich Jane Wilfrid leidenschaftlich liebe. Aber sie erwidert meine Gefühle nicht. So ist das Leben. Wissen Sie, was Mary Summer mir mitteilte, bevor sie starb? Sie sagte mir, daß sie mich seit langem heimlich liebte. Ja, das hat sie mir gestanden. Jetzt ist sie tot. Vielleicht hätte ich im Laufe der Zeit auch Zuneigung für sie empfunden. Wer weiß?“
    Higgins schwieg einen Moment. Ich steckte den Revolver weg.
    „Malcolm hat Ihnen sicher erzählt“, fuhr Higgins fort, „daß ich denen durch Psychoanalyse helfen wollte, deren Geist verwirrt war. Aber es ist unmöglich, leider. Im Grunde genommen ist es nämlich nicht die Situation, die uns tötet, sondern das, was wir aus ihr machen. Wir sind Opfer unserer eigenen Ängste.“
    „Und der blaue Fleck?“ fragte ich.
    „Ich weiß nicht. Ich möchte beinah annehmen, daß auch er damit zusammenhängt.“
    Higgins bot mir eine Zigarre an, die ich mechanisch nahm. Wir rauchten schweigend, und ich sah, wie sich der dichte blaue Zigarrenqualm mit dem blauen Nebel um uns vermischte. Jetzt schämte ich mich meines Schreckens, als ich mit Malcolm neulich in Higgins Zelt spähte.
    „Erzählen Sie mir von sich“, forderte mich Higgins auf. „Erzählen Sie von Ihren Gefühlen, von Ihren Ängsten, erzählen Sie mir alles, was Sie für wichtig halten, damit ich Ihnen helfen kann. Haben Sie Vertrauen zu mir. Sagen Sie mir alles, auch das, was Sie nicht einmal Ihrem besten Freund anvertrauen würden. Ich bin mehr als ein Freund. Ich helfe Ihnen, wenn Sie mir vertrauen.“
    Und plötzlich geschah etwas Merkwürdiges mit mir. Ich hatte auf einmal unendliches Vertrauen zu dem Mann, den ich bis dahin verabscheute. Ich sprach zwanzig Minuten lang, ich redete schnell, um mir nur ja alles von der Seele zu wälzen.
    Der Arzt hörte mit großer Aufmerksamkeit zu. Ich verheimlichte ihm nichts, auch nicht, daß ich ihn verdächtigt hatte und ihn beinahe haßte. Ich sagte
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