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049 - Trommeln des Todes

049 - Trommeln des Todes

Titel: 049 - Trommeln des Todes
Autoren: B.R. Bruss
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keine Gelegenheit, sie zu benutzen.
    Plötzlich jedoch überkam mich neue Hoffnung.
    „Lucy“, rief ich, „das ist vielleicht Hilfe! Sie feuern, um uns Nachricht zu geben! Komm.“
    Wir liefen auf den Rand des Plateaus zu. Unterwegs hörten wir einen zweiten, entfernten Schuß, der von der Sandwüste herkam. Im gleichen Augenblick, welch eine Ironie des Schicksals, nahmen wir das Geräusch eines Flugzeugs wahr. Es verklang in der Ferne.
    „Da! Sieh“, rief Lucy und streckte die Hand aus.
    Weit entfernt kam hinter einer Düne ein Mann hervor. Wir erkannten Ridell. Offenbar galten die Schüsse ihm, denn er floh kopflos in die Wüste hinein. Jedesmal, wenn er auf einem Dünenkamm auftauchte und die beiden anderen Männer ihn sehen konnten, donnerte ein Schuß los. John und Fred näherten sich Sam Ridell mehr und mehr. Sie feuerten immer öfter. Ridell mußte total erschöpft sein.
    Erneut sahen wir ihn auftauchen. Ich erkannte ihn deutlich durchs Fernglas. Plötzlich sah ich, wie er die Arme in die Luft warf und niederstürzte, das Gesicht zur Erde. Zwei Sekunden später hörte ich auch den Schuß. Ridell mußte getroffen sein.
    Ich beobachtete, wie die beiden Todesschützen sich auf ihr Opfer zubewegten. Jetzt beugte sich Belfry über den im Sand Liegenden. Im nächsten Augenblick glaubte ich zu ersticken. John richtete sein Gewehr auf Ridells Kopf und feuerte einen letzten Schuß ab.
    Lucy warf sich in meine Arme.
    „Ich will die Männer nie mehr sehen“, sagte sie schluchzend. „Laß uns gehen, Jim. Wir wollen uns wie zwei verwundete Tiere verkriechen und in Ruhe sterben.“
    Ich streichelte ihr schönes abgemagertes Gesicht und ihre staubverkrusteten Haare. Der Gedanke, mit ihr zu sterben, kam mir wie eine Erleichterung vor. Wir würden endlich die Todestrommeln nicht mehr hören.
    Mechanisch nahm ich das Fernglas wieder an die Augen. Belfry und Whistle waren noch bei dem Toten. Sie gestikulierten wild und schienen wie besessen zu sein.
    Weiter rechts entdeckte ich am Horizont eine weitere Gestalt. Es konnte nur Higgins sein.
    Wir stolperten den Abhang hinunter, hinein in den heißen Wüstensand.
    Zwanzig Minuten später hatten wir Malcolm erreicht. Er schleppte sich wie ein Greis dahin. Sein großer athletischer Körper war ausgemergelt. Er blickte stumpfsinnig. Als er uns sah, ließ er sich in den Sand fallen.
    Ich stürzte zu ihm hin.
    „Theo“, fragte ich atemlos, „hast du Erfolg gehabt?“
    Er schüttelte mühsam den Kopf.
    „Habt ihr etwas zu trinken?“ fragte er schwach.
    Zufällig trug Lucy an ihrem Gürtel eine kleine Flasche. Malcolm trank gierig. Das Wasser schien ihm neue Kräfte zu geben. Er stand auf.
    „Ihr müßt euch um Higgins kümmern“, sagte er. „Er muß ein oder zwei Kilometer hinter mir sein. Er konnte nicht mehr weiter. Ich habe ihm den Rest Wasser überlassen. Wir sind so weit gegangen, aber alle Versuche mit dem Funkgerät waren ergebnislos.“
    Ich erzählte ihm, was sich seit dem Morgen ereignet hatte. Malcolm konnte es gar nicht fassen. Völlig erschlagen stammelte er: „Jane Wilfrid. Nein, ich kann es nicht glauben, es ist nicht wahr. Und Belfry? Und Whistle? Wo sind sie?“
    „Nicht weit von hier“, antwortete ich, „bei Sam Ridells Leiche.“
    Wir blieben einen Moment in Gedanken versunken. Plötzlich sagte Malcolm wütend: „Ich werde das in Ordnung bringen. Jim, gib mir den Revolver.“
    Er trank noch einen Schluck und lief dann in die Richtung, die ich ihm angegeben hatte.
    Wir mußten uns um Higgins kümmern. Es war ein mühsamer Weg über die Sanddünen. Nach einer endlos erscheinenden Stunde entdeckte ich ihn durch mein Fernglas. Zur gleichen Zeit hörten wir erneut vier oder fünf entfernte Schüsse. Was für eine neue Tragödie mochte sich abgespielt haben? Hatten Fred und John ihre Wut nun gegen Malcolm gerichtet?
    Higgins war am Ende seiner Kräfte, doch bei klarem Verstand.
    „Ich werde noch einmal mit dem Funkgerät zurückgehen. Aber erst muß ich mich ausruhen. Malcolm war bewundernswert. Er hat mir das ganze Wasser dagelassen. Ich habe noch etwas davon. Vielleicht haben Sie Durst?“
    Wir waren nahe am Verdursten. Das Wasser belebte uns wieder ein wenig. Ich erzählte Higgins von den neuen Vorfällen. Auch er war fassungslos.
    Was sollte aus uns werden, wenn Malcolm tot war? Wir mußten zum Lager zurück.
    Ich stützte Higgins, und wir kamen nur langsam vorwärts. Über die Wangen des Doktors liefen Tränen. Seine Augen hatten den harten Blick
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