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0486 - Die Voodoo-Hexe

0486 - Die Voodoo-Hexe

Titel: 0486 - Die Voodoo-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf diese vergleichsweise einfache Handlung zu konzentrieren. Immer wieder irrten seine Gedanken ab - zu Nicole, die in geradezu halsbrecherischem Tempo unterwegs sein mußte, wenn sie ihre Zeitzusage von einer halben Stunde tatsächlich einhalten wollte, oder zu der Voodoo-Hexe, oder zu Astaroth, mit dessen Auftauchen er jederzeit rechnen mußte. Obgleich er durch das Amulett geschützt war, durfte er nicht zu leichtsinnig werden. Der Dämon konnte ihm auch auf andere Weise Ärger bereiten. Es reichte sogar, wenn er Zamorra die Polizei auf den Hals hetzte!
    Plötzlich hatte der Parapsychologe das Gefühl, nicht mehr allein im Haus zu sein. Er konnte zwar keine dämonische Aura wahrnehmen, aber es gab keinen Zweifel.
    Astaroth war zurückgekehrt!
    ***
    »Ich war einst eine von euch«, sagte Deshyraah. »Ich gehörte zu einer der Legionen des Belial. Auch Thoronar gehörte dazu. Er war ehrgeizig damals, er wollte hoch hinaus. Eines Tages benötigte er meine Unterstützung. Ich sagte sie ihm zu, und wir arbeiteten zusammen. Ich wandte viel Kraft auf, weit mehr als Thoronar selbst. Aber er täuschte mich. Als ich erkannte, daß es sein Plan war, Belials Sturz herbeizuführen, war es für mich zu spät. Der Erzdämon schlug zurück. Thoronar war noch relativ kräftig, er hatte mich ›arbeiten‹ und sich verausgaben lassen, hinterhältig, wie er war. So konnte er glaubhaft machen, daß er eigentlich nur Mitläufer sei, den ich gezwungen hätte, gegen Belial zu intrigieren. Er brachte auch gefälschte Beweise vor, die ihn ent- und mich belasteten. Belials Zorn war groß. Thoronar wurde nicht bestraft, weil er seinem Heerführer so angestrengt behilflich gewesen war, das von mir ausgehende Komplott aufzudecken. Mich dagegen traf die ganze Härte von Belials Strafe. Er nahm mir fast meine gesamte Kraft. Er verbannte mich aus der Hölle in die Welt der Menschen, und das einzige, was mir blieb, war der Voodoo-Zauber. Ich lernte, meine schwache Restaura abzuschirmen, und ich lernte, unter den Menschen zu leben. Ohne den Großteil meiner Fähigkeiten fühlte ich mich wie ein Blinder unter Sehenden, wie ein Tauber unter Hörenden. Ich alterte nicht, das ist ein weiteres Problem. Hundert Jahre lang mußte ich immer wieder meine Identität ändern, um nicht unter den Menschen aufzufallen. Ich mußte mich ihnen anpassen, mußte leben wie sie, mußte arbeiten. Doch wer gab mir Arbeit, wenn ich nicht einen hieb- und stichfesten Lebenslauf nachweisen konnte? Früher war das einfacher, doch heute werden Fälschungen oft bemerkt. Die Menschen sind gewitzter geworden, ihre Technik besser und ihre Vorsicht größer. Mit meiner Voodoo-Kunst nach Haiti zu gehen gelang mir nicht; nie bekam ich das Geld für eine Reise dorthin zusammen. Ich blieb an den Kontinent Europa gebunden. Ich fand keinen Gönner unter den Menschen, meine Aura schreckte sie ab, Bindungen mit mir einzugehen. Oh, Belials Strafe war schlimm für mich. Und das alles hat Thoronar mir angetan. Er sonnte sich im Glanz von Belials Wohlwollen, und ich wurde zertreten wie ein Wurm. Und immer brannte in mir der Wunsch, Thoronar für seine Tat zu bestrafen, mich zu rehabilitieren und in Belials Legionen wieder Aufnahme zu finden. Als ich eher durch einen Zufall an eine Hautschuppe Thoronars gelangte, die er während eines Aufenthalts in der Menschenwelt in meiner Nähe verlor, begann ich wieder zu hoffen. Thoronar ahnte gar nicht, wie nahe ich ihm war, als ich seine Präsenz erkannte und dann die verlorene Schuppe an mich nahm. Aber nun ist er tot, und ich habe keine Chance mehr, mich nachträglich zu rechtfertigen. Aber vielleicht, o mächtige Fürstin, könnt Ihr bei Belial ein gutes Wort für mich einlegen, nachdem Ihr nun meine Geschichte kennt.«
    »Vergiß es«, sagte Astaroth trocken. »Belial existiert nicht mehr.«
    Deshyraah zuckte zusammen. »Er ist tot?«
    »Unser großer Feind Zamorra hat ihn ausgelöscht. Es liegt schon Jahre zurück«, sagte Astaroth. »Belial war dumm. Er avancierte zum Fürsten der Finsternis, nachdem Asmodis verschwand, und er legte sich sofort mit diesem Zamorra an. Das war sein größter und letzter Fehler. Alsbald bekamen wir einen anderen Fürsten. Ich denke, Belial war der mit der kürzesten Amtszeit überhaupt.«
    Deshyraah starrte vor sich auf den Boden. Viel mußte sich getan haben in der Hölle, seit sie verbannt worden war. Nichts davon hatte sie mitbekommen. Alle Fäden waren durchtrennt.
    Aber ein Name hatte sich in ihr
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