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0486 - Die Voodoo-Hexe

0486 - Die Voodoo-Hexe

Titel: 0486 - Die Voodoo-Hexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einige Zeit das Bewußtsein. Während dieser Zeitspanne fuhr er mit ihr in die Tiefen der Hölle hinab.
    Astaroth brauchte bei der Fürstin der Finsternis nicht um eine Audienz zu bitten. Er drang sofort mit seiner lebenden Beute zu ihr vor und warf ihr die Frau vor die Füße.
    »Du wolltest, Herrin, daß ich mehr über dieses Geschöpf herausfinde«, sagte er. »Nun, sie ist eine Voodoo-Hexe, die versuchte, ihr Haus mit Dämonenbannern zu sichern. Erfolglos, wie man sieht.«
    Stygia starrte ihn finster an. »Was soll ich mit diesem Weib?« stieß sie hervor.
    Astaroth grinste.
    »Sie befragen, Fürstin. Ich wollte dir nicht vorgreifen. Es ist dein persönliches Interesse, und nichts liegt mir ferner, mir durch Voreiligkeit deinen Zorn zuzuziehen, oh mächtige und hochverehrte Herrin.«
    Diesmal erkannte Stygia den Spott sehr wohl.
    »Du wirst bei dem Verhör zugegen sein und notfalls meinen Fragen Nachdruck verleihen«, befahl sie. »Weck sie auf.«
    Astaroth verzog das Gesicht zu einer Grimasse des Hasses. »Stets zu Diensten, Herrin!« knurrte er böse. »Ich hoffe, es lohnt sich.«… dein gehorsamer Diener zu sein, fügte er in Gedanken hinzu, weil er sie im Wunschtraum schon in naher Zukunft wieder von ihrem Thron stürzen sah. Aber er würde es nicht sein, der sie stürzte. Mit ihr war immerhin endlich wieder eine echte Dämonin auf dem Höllenthron.
    Er würde jedoch niemanden hindern, sich gegen Stygia zu erheben -solange man nicht ihn zum neuen Fürsten machen wollte.
    Grimmig weckte er die Gefangene aus ihrer Besinnungslosigkeit.
    ***
    Zamorra nahm die beiden Wachsfiguren in die Hand. Als er die männliche berührte, hatte er das seltsame Gefühl einer Vertrautheit, wie er sie nie zu einem anderen Gegenstand empfunden hatte. Er spürte im gleichen Moment aber auch einen leichten Druck. Als er die Figur wieder auf den Boden zurücklegte, schwand dieses Gefühl.
    Er betrachtete sie eingehend. Er konnte nichts erkennen, was auf eine Affinität zu ihm hinwies. Wenn Desiree Colon einige von seinen Haaren in dieser Puppe verarbeitet hatte, dann befanden sie sich im Innern der Wachsfigur. Demzufolge gut geschützt gegen jeden Versuch, sie zu entfernen. Zamorra würde die Puppe öffnen müssen, und das bedeutete kaum etwas anderes als das, was die Japaner mit Harakiri umschrieben - ebensogut konnte er sich ein Schwert in den Leib stoßen und ihn aufschneiden.
    Sicher gab es eine andere Möglichkeit, die Puppe unschädlich zu machen. Aber Zamorra kannte den Zauberspruch nicht, mit dem Colon die Figur aktiviert hatte. Es gab Hunderte von Möglichkeiten, vielleicht Tausende. Bis Zamorra sie alle durchhatte, war er vor Erschöpfung gestorben. Und wenn Colon einen eigenen Zauberspruch entwickelt hatte, dann konnte Zamorra herumdoktern, bis er schwarz wurde. Er hatte nur zwei Möglichkeiten: die Wachspuppe in Stahlbeton einzuschließen, mit Blei und Hartwachs zu umgießen und, wie auch immer, dafür zu sorgen, daß nicht einmal eine Atombombe, direkt daneben gezündet, die Puppe beschädigen konnte. Oder er mußte herausfinden, wo sich die Voodoo-Hexe jetzt aufhielt, und sie zur Neutralisierung der Figur zwingen oder überreden.
    Nicole war da vermutlich besser dran. Immerhin war es einen Test wert.
    Zamorra nahm die Nicole-Duval-Figur ganz vorsichtig und ging mit ihr zum Telefon. In ihrem Magie-Zimmer hatte Colon einen Zweitapparat, wie Zamorra erfreut feststellte; er brauchte also nicht ins Parterre hinab. Er wählte Château Montagne an. Nicole meldete sich sofort.
    Der Dämonenjäger schilderte ihr seinen Fund und bat sie, den abgeschirmten Bereich des Châteaus kurzfristig zu verlassen. Sie vereinbarten eine Zeit, in welcher Zamorra die Nicole-Wachspuppe berühren würde. Dann legte Zamorra auf; Nicole würde jetzt Arbeitszimmer und Gebäude verlassen, um über Tor und Zugbrücke jener gelungenen Mischung aus Schloß und Burgfestung hinweg offenes Gelände zu betreten. Wie lange sie dafür brauchte, wußten sie beide. Zamorra nahm vorsichtig die Puppe zur Hand und preßte, als es an der Zeit war, seinen Fingernagel hart gegen ihren linken Arm. Ganz kurz nur, weil er ihr ja nicht wirklich weh tun wollte, falls sie wider Erwarten doch etwas spürte.
    Dann wartete er auf ihren Rückruf.
    »Nichts gespürt, außer daß ich vollkommen naßgeregnet bin«, sagte sie. Zamorra atmete erleichtert auf. »Ab jetzt hast du ein lebenslanges Frei-Abonnement bei allen Perückenherstellern dieses Planeten«, stieß er hervor.
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