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048 - Die Bande des Schreckens

048 - Die Bande des Schreckens

Titel: 048 - Die Bande des Schreckens
Autoren: Edgar Wallace
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blieb vor einem Gebäude stehen, das trotz der polierten Granitverkleidung traurig und nichtssagend aussah. Er starrte, wie jeder Passant es tut, zu den einförmigen Fensterreihen hinauf. »Was ist das für ein Gebäude?«
    Diese Frage richtete er an einen Citypolizisten, der der Fahrbahn zugewandt auf dem Randstein stand, denn Citypolizisten sind ebenso gute Fremdenführer wie vortreffliche Verkehrsregler. »Die City and Southern Bank, Sir.«
    »Mein Gott!« flüsterte Mr. Shelton und starrte das Gebäude mit doppelter Hochachtung an.
    Ein Auto fuhr vor, der Chauffeur sprang heraus, riß die Tür auf -dem Wagen entstiegen ein sehr hübsches Mädchen, dann eine blasse Dame und zuletzt ein gut aussehender junger Mann mit schwarzem Schnurrbart und einem Monokel im Auge. Den glänzenden Zylinder hielt er in der Hand, denn das niedrige Verdeck machte es unmöglich, ihn im Wagen auf dem Kopf zu behalten.
    Die drei verschwanden in der Bank, und der Polizist trat zum Chauffeur an den Wagen.
    »Wie lange wird es dauern, bis sie herauskommen?« fragte er. »Fünf Minuten«, antwortete der Chauffeur, indem er sich behaglich streckte.
    »Wenn sie länger bleiben, müssen Sie auf dem Parkplatz warten.«
    Der Polizist gab dem Fahrer noch einige Anweisungen und wandte sich wieder dem Passanten zu.
    »Sie scheinen in London fremd zu sein?« Mr. Shelton nickte. ».Ja, ich bin eben aus Südamerika zurückgekommen. Bin fünfundzwanzig Jahre dort gewesen. Die Argentinische Bank ist irgendwo hier, nicht wahr?«
    Der Polizist zeigte auf ein Gebäude in der Nähe, aber Mr.
    Shelton machte keine Anstalten, weiterzugehen.
    »Es fällt einem schwer, zu glauben, daß in dieser Straße Millionen und aber Millionen Gold liegen.«
    Der Polizist lächelte hämisch.
    »Ich habe sie nie gesehen«, meinte er, »aber ich zweifle nicht...« Er vollendete den Satz nicht, seine Hand machte eine Bewegung, als ob er grüßen wollte.
    Ein Taxi war hinter dem wartenden Auto stehengeblieben. Der lange, junge Mann, der herauskroch, musterte verärgert den Citybeamten, warf Mr. Shelton einen kurzen Blick zu und verschwand im Portal der Bank.
    »Wer war das? Ein Polizeibeamter?«
    Shelton hatte den unterbrochenen Gruß bemerkt.
    »Nein, Sir, es war ein Geschäftsmann, den ich kenne.«
    Als Wetter Long die Halle betrat, fiel ihm ein hübsches Gesicht an einem der Schalter auf, doch er begab sich sofort ins Heiligtum des Hauptgeschäftsführers. Ein kleiner, dicker Mann, vollständig kahlköpfig, empfing ihn und drückte ihm kräftig die Hand.
    »Darf ich Sie bitten, einen Augenblick zu warten, Long - ich muß noch schnell mit einem Kunden...«
    Er schoß aus dem Zimmer. Nach wenigen Minuten kehrte er, sich die Hände reibend, ein Lächeln auf dem roten Gesicht, zurück.
    »Eine charaktervolle Frau!« sagte er bewundernd. »Haben Sie sie bemerkt?«
    »Vor allem bin ich der Meinung, daß sie sehr hübsch ist«, erwiderte der Wetter.
    Mr. Monkford schüttelte nachsichtig den Kopf.
    »Das ist die Sekretärin. Ich meine die ältere Dame - Miss Revelstoke. Seit dreißig Jahren ist sie meine Kundin. Sie sollten ihre Bekanntschaft machen, sie ist eine ganz eigenartige Persönlichkeit. Der junge Mann, der sie begleitet, ist ihr Anwalt. Er wirkt etwas geckenhaft, hat aber eine aussichtsreiche Praxis.«
    Vom Privatkontor des Geschäftsführers aus konnte man die Schalterhalle überblicken und die drei Personen beobachten. Die ältere Dame zählte bedächtig ein Bündel Banknoten nach, das ihr der Schalterbeamte ausgehändigt hatte, und das Mädchen schaute - etwas gelangweilt, vermutete Long - zur Stuckdecke hinauf. Ein ungewöhnliches Gesicht - dies war auch sein zweiter Eindruck. Hübschen Mädchen begegnet man täglich, aber hier kam ein bestimmtes Etwas hinzu, ein Ausdruck, der fesselte. Er hatte nur Augen für die Sekretärin, den lächelnden jungen Mann neben Miss Revelstoke bemerkte er kaum. Plötzlich trafen sich ihre Blicke, eine Sekunde lang sahen sie sich forschend an. Schnell wandte sie sich ab. Jetzt erst merkte er, daß der Bankier zu ihm sprach.
    »Ich zweifle sehr, daß Sie ihn erwischen werden. Der Kerl ist wie ein Aal - das heißt, meine persönliche Meinung ist, daß es sich um eine der gerissensten Banden handelt.«
    »Ich wollte, Sie hätten recht.« Der Wetter lächelte. »Aber Sie können diese Idee fallenlassen, Mr. Monkford. Der Mann arbeitet allein, das ist seine Stärke.«
    Der Bankier holte eine große Mappe aus einer Schublade und legte sie auf
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