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048 - Der rote Affe

048 - Der rote Affe

Titel: 048 - Der rote Affe
Autoren: James R. Burcette
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biß und mein Arm mehr als einen Monat lang gelähmt blieb, hatte ich vom Urwald genug. Ich bin kein Wissenschaftler, ich bin Reporter, in einer Großstadt großgeworden, liebe die Annehmlichkeiten der Zivilisation und sehne mich nach einem Bad und einem guten Essen. Nennen Sie mich ruhig einen Banausen, aber verschonen Sie mich mit Ihren Schwärmereien und vor allem mit Ihren Belehrungen, o. k?“
    Carl lachte spöttisch.
    „Sie mögen mich nicht sehr, was?“
    Jeff gab keine Antwort.
    „Keine Antwort ist auch eine Antwort“, sagte Carl. „Und Susan können Sie auch nicht besonders leiden, wahrscheinlich weil sie Ihnen nicht um den Hals gefallen ist, stimmt’s?“
    Jeff beschleunigte stärker, und das Boot bäumte sich auf.
    „Sagen Sie was, Jeff.“ Carl ließ nicht locker.
    Jeff steckte sich eine Zigarette an, inhalierte tief den Rauch und blies ihn aus den Nasenflügeln. Er konzentrierte sich ganz auf das Steuern des Bootes.
    „Was wollen Sie eigentlich von mir, Carl?“ fragte Jeff, ohne den Zoologen anzusehen. „Suchen Sie Streit?“
    „Ich habe genügend von Ihnen gehört“, sagte Carl. „Sie haben keinen besonders guten Ruf, Jeff. Als Reporter sind Sie skrupellos, und als Mensch hemmungslos. Sie saufen und sind wie der Teufel hinter Frauen her. Ich rate Ihnen, lassen Sie die Finger von Susan.“
    Jeff schüttelte den Kopf.
    „Bei Ihnen ist nicht nur eine Schraube locker, Carl, bei Ihnen wackelt das ganze Hirn. Sie haben sich schlecht über mich informiert, andernfalls müßten Sie wissen, daß ich mich noch nie um verheiratete, verlobte oder mit einem ständigen Freund gesegnete Frauen bemüht habe. Die sind für mich tabu. Und ich kann Sie beruhigen, ich lasse Ihre Freundin in Ruhe, zufrieden?“
    Carl drehte sich um und rutschte neben Susan.
    Jeff starrte über den Fluß und wunderte sich. Es rannten schon ein Haufen Verrückter auf der Erde herum, dachte er. Und Carl Ellison gehörte dazu. Das kann ja heiter werden, sinnierte er weiter. Unsere Suche nach dem roten Affen hat kaum begonnen, und Ellison spielt schon verrückt.
    Der Fluß wurde immer breiter, er war jetzt fast zweihundert Meter breit. Jeff fuhr in der Mitte und drehte noch stärker auf. Er richtete sich auf und genoß den kühlen Fahrtwind.
    „Fahren Sie nicht so rasch“, brüllte ihm Carl zu, doch Jeff hörte nicht auf ihn.
    Weit vor sich sah er die Teilung des Flusses. Sie hatten beschlossen, sich zuerst den linken Arm vorzunehmen. Seit Stunden hatten sie keinen Menschen mehr gesehen. Hier gab es auch keine Ansiedlung mehr, höchstens ein paar Indianerstämme, die noch kaum mit Weißen in Berührung gekommen waren. Morgens hatten sie noch einige Indianer in Rindenkanus gesehen und ein Motorboot mit einem finster blickenden Mestizen, der ihnen aber keine Beachtung geschenkt hatte.
    Wenn ihnen hier etwas geschah, dann waren sie mit ziemlicher Sicherheit verloren. Hilfe hatten sie keine zu erwarten.
    Sekundenlang genoß Jeff die wilde Fahrt. Er bog in den linken Arm des Flusses ein, und das Boot schoß blitzschnell weiter. Er erwachte aus der Erstarrung, als ihn Carl an der Schulter packte.
    „Fahren Sie langsamer, Jeff“, brüllte er.
    Jeff wich einem heranschwimmenden Baumstamm aus und drosselte das Tempo. Er fuhr näher ans Ufer und beobachtete die überhängenden Äste ganz genau. Es konnte möglich sein, daß sich dazwischen eine Schlange befand, die sich ins Boot fallen lassen konnte, und das wollte er vermeiden.
    Nach wenigen Minuten hatte Jeff eine geeignete Stelle zum Anlegen gefunden. Sie befestigten das Boot am Ufer, stiegen aber nicht aus.
    Jeff warf dem Urwald einen bösen Blick zu. Einige farbenprächtige Schmetterlinge flatterten durch die schwüle Luft, die mit unzähligen Gerüchen erfüllt war. Und dazu kamen die unzähligen Geräusche, das Kreischen der Vögel und Schreien der Affen.
    Susan wärmte auf einem Kocher einige Konservendosen. Jeff zog das Netz aus dem Wasser, in das er einige Bierdosen getan hatte, damit sie kühl blieben. Sie aßen die Konserven, und Jeff trank zwei Dosen Bier dazu.
    „Und was jetzt?“ fragte Carl, als sie mit dem Essen fertig waren.
    „Wir brechen auf“, sagte Jeff.
    „Eine Zigarette noch“, sagte Susan, und Jeff nickte. Sie saßen schweigend im Boot und rauchten. Jeff konnte sich an keine Expedition erinnern, bei der eine ähnlich schlechte Stimmung geherrscht hatte. Er ärgerte sich wieder, daß er nachgegeben und Susan Wood mitgenommen hatte. Nie mehr würde er in
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