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0478 - Der Horror-Kalender

0478 - Der Horror-Kalender

Titel: 0478 - Der Horror-Kalender
Autoren: Jason Dark
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angestrahlt.
    »Komm weiter«, sagte Bill.
    »Muß ich mich da anstellen?«
    Der Reporter lachte leise. »Es wird dir wohl nichts anderes übrigbleiben, falls du ein Autogramm haben willst.«
    »Das muß nicht unbedingt sein.« Ich hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als ich direkt über mir den Knall hörte. Sofort sprang ich zur Seite.
    Noch in der Bewegung vernahm ich das Splittern. Dann rieselten Glasscherben zu Boden, glitten noch über meinen linken Arm, einige von ihnen hakten sich dort fest, doch der Rest landete auf dem blanken Boden.
    Auch Bill war zurückgegangen. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und schaute nach oben.
    »Das ist ein Ding«, flüsterte er. »Der ist einfach zerplatzt.«
    »Und ich hätte fast im Regen gestanden!«
    Bill kam wieder näher. Einige Zuschauer hatten sich eingefunden und gaben spöttische Bemerkungen ab. Sie sprachen davon, daß ich wohl ein zu heißer Typ wäre, aber darauf achtete ich nicht und hörte statt dessen Bills fragend gesprochenes Wort.
    »Zufall, John?«
    »Was sonst. Oder glaubst du nicht daran?«
    Bill hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht. Wenn ich mit dir unterwegs bin, habe ich es mir abgewöhnt, an einen Zufall zu glauben. Warum ist der Scheinwerfer genau in dem Augenblick zersprungen, als du unter ihm gestanden hast?«
    »Er hat sich erhitzt, ganz einfach.«
    »Wenn du meinst.«
    Ich legte meinem Freund die rechte Hand auf die Schulter. »Bill, dein Mißtrauen in allen Ehren, aber ist es nicht in diesem Fall ein wenig übertrieben?«
    »Kann sein. Vielleicht habe ich heute meinen dämonischen Tag. Aber besser so als anders.«
    »Das stimmt. Und jetzt laß uns den Maler mal näher in Augenschein nehmen.«
    Wir konnten nicht auf dem direkten Weg zu ihm gehen und mußten mehrere Bögen schlagen. Zwischen den aufgebauten Tischen und Ständen führten schmale Gassen hindurch, in denen ebenfalls ein großes Gedränge herrschte. Die originell verkleideten Besucher drängten sich an den schmalen Verkaufsständen - die meisten nicht breiter als Tapetentische -, feilschten um Preise, kauften oder lehnten ab.
    Einige Verkäufer hatten ihre Radios oder Recorder mitgenommen. Fetzige Rockmusik dröhnte uns entgegen, manchmal auch vermischt mit den unheimlichen Klängen anderer Musikstücke.
    Bill grinste mir zu. »Ist eine heiße Schau, wie?«
    »Das kann man wohl sagen!«
    »Was kann man wohl sagen?« hörte ich eine Mädchenstimme hinter einer grünschwarzen Monstermaske aufklingen. Die Kleine stand vor mir und starrte mich an.
    »Die Schau hier ist toll.«
    Eine grün beschmierte Hand stieß gegen meine Brust. »Klar, sogar für Grufties wie dich.«
    »Danke, ich habe verstanden.«
    »Nimm's nicht persönlich, Junge. Wir sind hier eben alle ein wenig verrückt. Letztendlich kommt es nicht aufs Alter an…« Sie ballte die Hand zur Faust, »sondern auf das, was man drauf hat.«
    »Genauso ist es.«
    »Wir sehen uns vielleicht später.«
    »Ohne Maske?« fragte ich.
    »Wenn du deine abnimmst.« Sie lachte dumpf und drängte sich an mir vorbei.
    Auch Bill Conolly konnte sich ein Lachen nicht verbeißen. »Ja, Alter, so geht es einem, wenn man nicht mehr zu den Jüngsten zählt.«
    »Richtig, Bill. Nur gut, daß wir der gleiche Jahrgang sind.«
    »Mußt du mich denn immer daran erinnern?«
    »Denk dran. Innen muß man jung sein, nicht außen.«
    Wir hatten das Ende der langen Reihe erreicht und mußten jetzt nur noch dicht vor der Querwand nach links gehen, um den Platz zu erreichen, wo der Zeichner signierte.
    Das war im Moment nicht möglich, da wir erst eine Prozession abenteuerlich gekleideter Gespenster passieren lassen mußten. Ich zählte genau dreizehn Personen, die hintereinander gingen. Sie waren in wallende, weiße Gewänder gehüllt und trugen auf ihren Köpfen und vor den Gesichtern schwarze Totenschädel. Zudem hatten sie sich aneinander gekettet. Die einzelnen Glieder klirrten bei jeder heftigeren Bewegung.
    »Da sind ja wieder die Gruftgespenster«, hörte ich eine Stimme. »Die machen bestimmt den ersten Preis.«
    »Da gibt es andere, die besser sind.«
    Ein dritter sprach ebenfalls dagegen, aber ich hatte erfahren, daß hier auch Preise für das originellste Kostüm oder die auffallendste Verkleidung vergeben wurden.
    Wir ließen die Leute vorbei und schlossen uns ihnen praktisch an. Ich wollte endlich mal den Maler kennenlernen, dessen Werke den absoluten Horror ausstrahlten.
    Wir sahen ihn nicht, aber wir hörten seine Stimme, die
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