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0478 - Der Friedhof der Lebenden

0478 - Der Friedhof der Lebenden

Titel: 0478 - Der Friedhof der Lebenden
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ein Weichling, aber er hatte erstens nie wirklich harte körperliche Auseinandersetzungen durchstehen müssen, weil er mit seinen besonderen Fähigkeiten jedem anderen überlegen war, und zweitens hätte er niemals damit gerechnet, daß ein Schlag so entsetzlich weh tun konnte. Der Fahrer des dunklen Lincoln mußte mit seiner Handkante einen Nerv getroffen haben.
    Julian arbeitete konzentriert gegen den Schmerz an und ebbte ihn ein. Aber schon wurde er vom nächsten Nebel eingehüllt. Die Umgebung um ihn herum verschwand — zuerst löste die Straße sich auf, dann das ganze Auto. Von einem Moment zum anderen fand Julian sich in einer völlig fremden Umgebung wieder. In einem dunklen, nur von vier fast niedergebrannten Fackeln erhellten Raum.
    Fäuste packten zu, hielten ihn fest. Als einer der Gegner seinen linken Unterarm berührte, kam der gnadenlose Schmerz wieder zurück und ließ Julian aufschreien. Er versuchte um sich zu schlagen und zu treten, aber es half ihm nichts. Er hatte sich zeit seines jungen Lebens immer auf die Macht seiner Träume verlassen, und darüber vernachlässigt, Selbstverteidigungstechniken zu lernen. Er kannte zwar ein paar Abwehrgriffe, aber jene, mit denen er es zu tun hatte, kannten sie besser und ließen ihm keine Chance, sich zu befreien.
    Er warf den Kopf herum und sah die Männer an, die ihn festhielten.
    Sie trugen Totenkopfmasken!
    Und da war auch Mr. Unbekannt, sein Informant. Er grinste Julian spöttisch an.
    »Nun, Mister Peters, haben ich zuviel versprochen? Ich habe Sie zu den Totenköpfen gebracht, und Sie werden auch den ›Friedhof der Lebenden‹ kennenlernen.«
    Julian bemerkte verblüfft, daß der Mann jetzt eine erdfarbene Kutte trug, die er vorhin im Auto noch nicht angehabt hatte. Wann hatte er die Zeit gefunden, sich umzukleiden? Jetzt griff der Kuttenträger in eine Taschenfalte seines Gewandes und zog etwas Graues hervor, das er entfaltete und es sich dann über den Kopf zog. Ebenfalls eine Totenkopfmaske.
    »Eine Falle«, erkannte Julian. »Es ist eine Falle!«
    »Richtig, mein Junge. Dein Pech, daß du es so spät bemerkst«, sagte der Kuttenträger und gab den Totenkopfmännern einen herrischen Wink. »Bringt ihn hinaus. Unser Herr will sicher noch seinen Spaß an ihm haben.«
    Sie stießen Julian vorwärts. Er versuchte sich auf eine Traumwelt zu konzentrieren, die er um sich herum entstehen lassen konnte. Wenn er das schaffte, konnte er darin eigene Gesetze formen, die mit den Naturgesetzen der normalen Welt nicht viel zu tun zu haben brauchte.
    Aber es gelang ihm nicht.
    Da sprang ihn Angst an. Wieso konnte er plötzlich nicht mehr träumen? Welche unglaublichen Kräfte wirkten hier, die ihn seiner Parafähigkeit beraubte? Entsetzt dachte er an den Silbermond. Er konnte nur hoffen, daß in seinem Schwert, das er dort zurückgelassen hatte, noch so viel Traumkraft steckte, daß die Traumwelt noch eine Weile bestehen blieb. Zumindest solange, bis Julian sich aus dieser Falle wieder befreit hatte.
    Aber wie sollte er das anstellen? Gegen die Körperkraft seiner Gegner kam er nicht an, zumal sie sich auch noch in der Überzahl befanden. Er war nicht mehr in der Lage zu träumen -wie sollte er sich also befreien?
    Hätte er doch nicht auf Angelique gehört!
    Aber es war falsch, ihr die Schuld zu geben. Sie konnte wahrscheinlich am allerwenigsten dafür. Bestenfalls war sie selbst nur ein ahnungsloses Werkzeug gewesen.
    Aber wer steckte dahinter? Unter den Dämonen hatte er viele Feinde. Sollte es Astaroth selbst sein, der ihn hereingelegt hatte? Irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen. Astaroth bevorzugte andere Methoden.
    Aber wer war es dann? Wer war in der Lage, einen Mann wie Julian Peters dermaßen zu täuschen?
    Sie stießen ihn auf den »Friedhof der Lebenden« hinaus.
    Er sah den Kreis der Unheimlichen.
    Er sah den knorrigen Kreuzbaum, an dem eine Frauengestalt hing, den Kopf nach vorn gefallen. Nur noch die Stricke, mit denen ihre Handgelenke an den Querbalken gefesselt waren, hielten sie überhaupt aufrecht. Aber obgleich Julian ihr Gesicht nicht sehen konnte, erkannte er sie sofort.
    Das war seine Tante Monica!
    Und nur ein paar Schritte neben ihr stand - sein Feind, der ihn in die Falle gelockt und dem er all das hier zu verdanken hatte.
    Astardis!
    ***
    »Was ein Amulett nicht schafft, bewirken vielleicht zwei«, sagte Nicole. Zamorra sah sie irritiert an. »Was willst du damit sagen?«
    »Nun, vielleicht fehlt nur ein kleiner Kick, den die
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