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0476 - Der Sohn des Killers

0476 - Der Sohn des Killers

Titel: 0476 - Der Sohn des Killers
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der Eile nicht abgeschlossen hatten.
    ***
    Es war morgens um acht Uhr. Ich öffnete gerade den Schlag meines Jaguar, als mein kleiner Freund Cassio auf mich zutrabte. Wenn er mich erwischt, kaufe ich ihm immer sein Revolverblatt ab. Und meine zehn Cents Trinkgeld hat er in seiner Wochenendabrechnung bestimmt einkalkuliert. Schon von weitem schrie er: »Mord in der Mercer Street! Millionenraub in einer Juwelengroßhandlung! Die Diamantenbande hat zugeschlagen!«
    Ich setzte mich hinters Steuer und wartete auf ihn. Sein schmales Negergesicht strahlte, als ich mich aus dem Fenster beugte. »Na, Cassio, was habt ihr denn da wieder ausgebrütet!«
    »Mord, Mr. Jerry, eine ganz dicke Sache. Und für eine Million Murmeln haben sie auch mitgehen lassen. Jetzt kommt mal wieder Leben in die Unterwelt, was, Mr. Jerry?«
    Ich nickte ihm etwas geistesabwesend zu und überflog die Schlagzeilen. Wenn die Diamantenbande dahintersteckte, bekamen wir Arbeit im FBI. Sonst war es eine Sache für Captain Hywood. Aber das würde ich sehr schnell erfahren. Unangenehme Dinge lassen nie lange auf sich warten.
    Leider hatte ich mich nicht verrechnet. Auf meinem Schreibtisch fand ich eine Nachricht von Mr. High.
    Phil war schon da, als ich in das Büro des Chefs kam.
    »Hallo, Mr. High, hallo, Phil!«
    »Wir warten schon eine halbe Stunde auf dich«, grinste Phil. Aber der Chef winkte ab.
    »Die üblichen Übertreibungen, Jerry. Er ist auch eben erst gekommen.«
    Ich setzte mich in den Stahlrohrsessel am Fenster und zündete mir meine erste Morgenzigarette an.
    »Wie weit sind Sie mit dem Fall McDonald?« fragte Mr. High.
    »Ist so gut wie abgeschlossen. Die Unterlagen sollen morgen an den Staatsanwalt gehen.«
    »Ausgezeichnet, Jerry, dann haben Sie ja genügend Zeit für die Diamantenbande.«
    Phil grinste. »Jetzt ist dein Urlaub im Eimer!«
    »Ihrer auch«, lächelte der Chef. »Sie werden Jerry natürlich unterstützen. Die ersten Ermittlungen hat Captain Hywood durchgeführt. Der Ermordete ist ein gewisser Richard Conen, seit zwanzig Jahren Nachtwächter bei der Firma Baker, Norden and Norden. Er wurde mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen.«
    »Woher weiß man, daß es die Diamantengang war?«
    »Es ist genau ihre Arbeitsweise. Bis ins Detail geplant, Duplikate der Schlüssel. Sie wissen ja Bescheid, Jerry.«
    »Aber das reicht nicht aus«, gab ich zu bedenken.
    Mr. High nickte. »Richtig — und Hywood hätte den Fall als Bandenverbrechen bestimmt nicht so schnell an uns abgegeben, wenn er nicht Beweise liefern könnte. Er wollte übrigens um neun Uhr hier sein.«
    Phil streckte sich in seinem Sessel lang aus. »Warten wir also.«
    Mr. High drückte die Taste der Sprechanlage. »Schicken Sie mir die Akte der Diamantenbande herein«, sagte er.
    Wenige Augenblicke später legte Helen die Akten auf den Schreibtisch.
    »Wie war es mit einem Kaffee?« fragte sie.
    Wir nickten eifrig, denn Helen verstand einen Kaffee zu kochen, in dem der Löffel stecken blieb.
    Die Akte der Diamantenbande umfaßte drei dicke Ordner. »Seht euch das mal an«, sagte Mr, High und übergab Phil und mir je einen Ordner. Er selbst vertiefte sich ebenfalls in die Unterlagen.
    Im Verlauf von vier Jahren gingen mindestens vier schwere Einbrüche auf ihr Konto. Immer handelte es sich um Juwelen, und das Seltsame war, daß nie wieder ein Stück davon auftauchte. Wir kannten die wichtigsten Mitglieder der Gang, aber nie langte es zu einer Verurteilung. Ihre Alibis waren immer hieb- und stichfest.
    Ich war gespannt, was uns Captain Hywood erzählen würde und welche Beweise er präsentieren konnte. Was mich an dem Fall störte, war der Mord an dem Nachtwächter. Denn bisher hatte die Diamantenbande Gewaltanwendung vermieden.
    Helen brachte uns gerade den Kaffee, als der Captain kam.
    »Na, habe ich eine Nase?« sagte er in seiner gewohnten Lautstärke und schnupperte nach der Kanne.
    Helen holte noch eine Tasse, Wir warteten gespannt auf Hywoods Eröffnungen, aber der ließ sich Zeit, goß sich Kaffee ein, bediente sich mit drei Stück Zucker und rührte so kräftig um, als ob er einen Strudel erzeugen wollte. Dann stopfte er sich gemächlich eine Pfeife und zündete sie an. Für Augenblicke verschwand seine Adlernase in einer dichten Rauchwolke. »So«, sagte er, »jetzt fühle ich mich bedeutend wohler. Ich bin nämlich die ganze Nacht nicht ins Bett gekommen.«
    Phil legte sein Gesicht in bedauernde Falten. »Ich auch nicht«, knurrte er. »Aber deswegen verpeste
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