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0476 - Der Sohn des Killers

0476 - Der Sohn des Killers

Titel: 0476 - Der Sohn des Killers
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dachte Jeff, als er drei verschiedene Schlüssel einsteckte und an den großen Handrädern zu drehen begann. Mit einem Stetoskop horchte er auf das kaum wahrnehmbare Einrasten der verschiedenen Verzahnungen, denn die Schlüssel allein genügten nicht, um den schweren Tresor zu öffnen. Es mußte außerdem noch ein Kennwort eingestellt werden, das jeden Tag gewechselt wurde.
    John Carpenter hielt den Atem an. Er beobachtete, wie die dicken Finger Jeffs, die so plump aussahen, unendlich behutsam an den Rädern des Zahlenschlosses drehten.
    John blickte auf die Uhr. Es war einundzwanzig Uhr zweiunddreißig. Dem Zeitplan entsprechend blieben ihnen noch drei Minuten. Wenn der Tresor dann nicht geöffnet war, mußte das Unternehmen abgebrochen werden. So hatte es der Chef bestimmt.
    Langsam richtete sich Jeff aus seiner gebückten Haltung auf, steckte das Stetoskop in die Tasche und blickte John an.
    Sekundenlang musterten sie sich schweigend, bis John Carpenter das Lächeln sah, das um Jeffs Mundwinkel spielte. Er legte die Hand auf das große Rad.
    Lautlos öffnete sich die tonnenschwere Tür.
    Jeff trat zur Seite. Was jetzt kam, war ein Kinderspiel. Und es war Johns Aufgabe. Er sollte entscheiden und die Auswahl treffen. Er mußte sich auf solche Schmuckstücke konzentrieren, die möglichst unauffällig und deshalb leicht abzusetzen waren.
    John Carpenter kannte sich aus. Ehe er auf die schiefe Bahn geraten war, hatte er bei einem Goldschmied gearbeitet. Er wußte den Wert der Kollektionen abzuschätzen, die in den mit, Samt ausgeschlagenen Schränken vor ihm lagen.
    Er zog einen Leinensack hervor und füllte ihn mit Rohware, ungefaßten Brillanten, Smaragden und Rubinen. Kostbaren Halsschmuck und Perlenkolliers ließ er unbeachtet, als ob sie gar nicht vorhanden wären. Dann räumte er noch ein Fach aus, das nur Brillantringe von ein bis vier Karat enthielt.
    Der Boß hatte genau gewußt, warum er John Carpenter mit der Leitung dieses Unternehmens beauftragt hatte. Ein anderer hätte wahrscheinlich alles mitgehen lassen, was ihm in die Augen stach. Er hätte nicht daran gedacht, daß Banden, die sich auf Juwelen spezialisierten, immer dann aufgefallen waren, wenn sie Stücke abzusetzen versuchten, die wegen ihrer Größe kaum unterzubringen waren.
    Mit einem schnellen Griff zog John Carpenter den Leinensack zu und verließ den Tresorraum.
    Jeff verschloß hinter ihm die Panzertür. Und dann wickelte sich alles rückwärts ab: Ben brachte die elektrischen Leitungen wieder in Ordnung, Jeff verschloß alle Türen, und Bill Scott, der vor dem Eingang zu den Kellerräumen Wache gehalten hatte, ging als letzter hinter den dreien die Treppe hoch.
    Es war einundzwanzig Uhr und zweiundvierzig Minuten, als sie vor dem Tor standen, das zur Mercer Street führte.
    Sie löschten die Taschenlampen, als sie den Hausflur entlanggingen.
    Jeff steckte gerade den Schlüssel in das Schloß, als von zwei Seiten starke Handscheinwerfer aufleuchteten. In ihrem Licht blitzten die Maschinengewehrläufe hell auf, und eine beinahe freundlich klingende Stimme sagte: »Nehmt die Hände hoch! Ihr habt uns viel Arbeit abgenommen.«
    ***
    Der Ford stand auf dem Parkplatz am Washington Square. Niemand beachtete den Mann in der Uniform eines Herrschaftschauffeurs, der hinter dem Steuerrad zu schlafen schien.
    Der Mann war hellwach. Angespannt beobachtete er die Skala des neben ihm stehenden Sprechfunkgerätes. Der Straßenlärm des abendlichen Verkehrs drang nur gedämpft in das Innere des Wagens: nicht laut genug, um die Meldungen aus dem Lautsprecher zu übertönen, als die Kontrollampe grün aufleuchtete:
    »Wir haben Rog Feltin schlafengelegt. Bob hat seinen Platz eingenommen. Es ist einundzwanzig Uhr achtunddreißig. Wir gehen jetzt ins Haus, Ende.«
    Der Mann hinter dem Steuer nahm das Mikrophon ganz dicht an den Mund: »Keinen Lärm, verstanden? Die Sache muß lautlos über die Bühne gehen. —Sofort Meldung, wenn sie die Kellerräume verlassen. — Ende.«
    Der Mann hatte gerade noch Zeit, das Mikrophon auf den Sitz fallen zu lassen, denn in diesem Augenblick schlenderte der Parkwächter heran und beugte sich herunter. »Na, Kumpel — dein Boß ist wohl bei einer Party, weil er dich so lange warten läßt?«
    Der angebliche Herrschaftschauffeur drehte den Kopf zur anderen Seite, so daß ihn der Parkwächter nicht erkennen konnte. Er tat so, als ob er fest schliefe, seufzte tief auf und ließ den Kopf noch weiter sinken.
    Der Parkwächter
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