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0476 - Der Sohn des Killers

0476 - Der Sohn des Killers

Titel: 0476 - Der Sohn des Killers
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ich anderen noch lange nicht die Luft.«
    Der Captain qualmte wie eine altersschwache Dampfmaschine.
    Und wir warteten immer noch. Wir wußten aus Erfahrung, daß es keinen Sinn hatte, ihn auf Touren bringen zu wollen.
    »Eine saubere Arbeit«, begann er endlich. »Sie haben nur die besten und zugleich neutralsten Schmuckstücke mitgenommen. Das war die Arbeit eines Fachmannes. Ich nenne nur zwei Namen: John Carpenter und Jeff Bronson.«
    »Ist das eine Annahme, oder haben Sie Beweise?« fragte Phil. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß die beiden Gauner ihren Paß oder ihre Fingerabdrücke hinterlassen haben.«
    Hywood nucktelte wie ein Säugling an seiner Tabakpfeife. »Lassen Sie mich doch ausreden«, knurrte er ungnädig. »Die Diamantenbande ist so gut wie erledigt.«
    »Heißt das, daß wir uns überhaupt nicht mehr einzuschalten brauchen?« fragte ich hoffnungsvoll und dachte dabei an meinen bevorstehenden Urlaub.
    Der Captain räusperte sich. »Äh, ja… das heißt, eigentlich nein, ich meine, die Sache ist etwas verworren, weil doch Bandenverbrechen in den Aufgabenbereich des FBI fallen.«
    Mr. High lächelte. Er ahnte schon, wo Hywood der Schuh drückte. »Die Vögel sind ausgeflogen. Ist es so?«
    »Ja«, bekannte er.
    »Und was ist mit den hundertprozentigen Beweisen?«
    »Hundertprozentig, das ist das richtige Wort«, sagte der Captain in alter Selbstsicherheit. Er griff in seine Aktentasche und legte einen länglichen Gegenstand, der in Tücher eingehüllt war, auf den Schreibtisch. Unwillkürlich standen Phil und ich auf, um den spannenden Moment nicht zu verpassen, den uns der Captain bereiten wollte.
    Vorsichtig schlug er das Tuch zurück. Wir sahen eine Stablampe, die sich durch nichts von tausend anderen unterschied.
    »Sie gehörte dem Nachtwächter«, erklärte Hywood.
    »Und?« fragten Phil und ich wie aus einem Munde.
    »Wir haben sie auf Fingerabdrücke untersucht und fanden die schönsten Prints von John Carpenter und Jeff Bronson.«
    »Zu schön, um wahr zu sein«, meinte Phil.
    Aber der Captain überging den Einwand. »Das ist noch nicht alles«, sagte er, und seiner dröhnenden Stimme war deutlich eine große Befriedigung anzumerken. »Auf der Klinke des großen Haustores konnten wir außerdem die Abdrücke von Roger Felkin sicherstellen. — Was sagen Sie jetzt?« Er blickte sich triumphierend um, und der Rauch aus seiner Pfeife umgab ihn dabei wie ein Halbmond.
    »Rechts oder links?« fragte Phil.
    »Was soll das?«
    »Ich meine, sind es die Abdrücke seiner rechten oder linken Hand?«
    »Seiner rechten, natürlich.«
    Ich wußte nicht, worauf Phil hinaus wollte, und sah ihn gespannt an.
    »Eben«, sagte er nach einer kleinen Pause, »das dachte ich mir. — Aber ich kenne Roger Felkin. Ich hatte ihn schon mal in der Cartwright Affäre vor dem Richter. Felkin ist Linkshänder. Er würde nie eine Türklinke mit der rechten Hand anfassen. Dazu sind nämlich die Sehnen seiner Finger viel zu kurz. Er kann sie nicht richtig abbiegen. Ich glaube, er hat die rechte Hand bei einem Autounfall verletzt.«
    ***
    Hywood hatte uns nicht gerade in strahlendster Laune verlassen.
    »Warum bist du ihm so hart auf die Füße getreten?« sagte ich zu Phil, als sich die Sprechanlage einschaltete.
    Der Chef drückte auf die Taste. Es war Ben Hootz, der Bereitschaftsdienst hatte. »Ich habe hier so eine komische Type, die unbedingt den Mr. FBI-Chef sprechen möchte.«
    »Wie heißt er, und was will er?«
    »Er sagt, er heißt Pete, riecht wie ein ausgelaufenes Fuselfaß und redet andauernd etwas von einem Babyface.«
    »Schicken Sie ihn herauf.«
    Der Chef lächelte. »Ich bin gespannt, was für eine Story wir zu hören bekommen.«
    »Ich habe beinahe etwas Ähnliches erwartet«, sagte ich. »Der Mann paßt haargenau zu den Fingerabdrücken.« Phil blickte mich verständnislos an. »Für einen Quizabend ist es noch zu früh. Kannst du nicht deutlicher werden?«
    »Warten wir ab.« Ich hatte kaum ausgesprochen, als es an die Tür klopfte, und ein Mann hereinkam. Es war eine erbärmliche Gestalt, die sich unsicher an der Wand aufbaute. Krumme Beine steckten in einer ausgefransten Hose, eine speckige Jacke verdeckte nur spärlich ein ehemals grünes Hend. Unter einem Hut, dessen Krempe in Schlangenlinien verlief, blickte uns ein mausgraues, melancholisches Trinkergesicht an.
    Betreten rieb er sich das stoppelige Kinn.
    »Nun?« sagte Mr. High freundlich.
    »’n Morgen«, krächzte das Individuum. »Haben Sie
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