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0476 - Der Sohn des Killers

0476 - Der Sohn des Killers

Titel: 0476 - Der Sohn des Killers
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auch nicht, wie sie so schnell dahintergekommen sind. Die Bullen haben mich auch ausgequetscht wie einen nasen Lappen. Drei Stunden, Ehrenwort, Mary! — Und während ich noch dort war, sind die Bullen wahrscheinlich zu dem Haus gefahren, und das wußte Henry, als er auf mich wartete.«
    »Ich verstehe nur nicht«, sagte Mary, »daß du wieder mal verdammten Blödsinn gemacht hast. Aber das eine kann ich dir sagen, ich will keinen Krach in meiner Wohnung. Und mit den Bullen will ich schon gar nichts zu tun haben. Verschwinde also, ehe dich dieser Henry in die Finger bekommt.«
    »Aber das mit dem Zettel ist bestimmt eine Falle«, krächzte Pete heiser. »Ich kenne die Schrift nicht, vielleicht hat Henry den Zettel selbst geschrieben, ja, vielleicht hat er das.«
    Mary hatte für ihren Bruder nicht mehr übrig als für einen alten Lappen. »Du verschwindest«, zischte sie. »Sonst werfe ich dich eigenhändig die Treppe hinunter.« Mary hatte die Figur dazu.
    »Das kannst du doch nicht machen«, winselte Pete, »nein, das kannst du nicht!« Aber noch während er sprach, zwängte er sich hinter dem Tisch hervor und ging mit schlotternden Knien zur Tür.
    Mary verfolgte ihn mit ihren Blicken.
    Noch einmal versuchte er sie umzustimmen. »Es wird dir leid tun, Mary. Du hast nur einen Bruder.«
    Doch Mary wies nur stumm auf die Tür.
    Pete sah aus wie ein Delinquent, der seinen letzten Gang antritt. Aschfahl, mit zitternden Lippen verließ er die Wohnung.
    ***
    Mary Stolt bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen. Vielleicht tat sie ihrem Bruder unrecht, und der Brief war doch nur ein Mittel, um Pete aus dem Haus zu locken.
    Sie trat zum Fenster und blickte auf die Straße.
    Pete kam gerade aus der Haustür. Scheu sah er sich um, ging auf die andere Seite und bewegte sich dicht an den Häuserwänden entlang: Er bemerkte den Mann im Trenchcoat nicht, der im Hausflur stand und erst die Verfolgung aufnahm, als Pete schon ein Stück gegangen war.
    Aber Mary Stolt sah ihn! Und sie machte sich ihren Reim darauf. Mit ihrer Ruhe war es auf einmal vorbei. Sie verließ das Zimmer und rannte in den zweiten Stock, wo der Altmaterialienhändler seine Privatwohnung hatte.
    Er war der einzige im Haus, der ein Telefon besaß. Mary Stolt klingelte Sturm! Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Wenn Pete etwas passierte, war es ihre Schuld. Sie hatte ihn aus dem Haus getrieben.
    Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sich Schritte der Tür näherten und der alte Qibbins seinen grauhaarigen Kopf herausstreckte.
    »Was ist los?« krächzte er. »Ich habe schon geschlafen, es ist spät und…«
    Mary Stolt drückte ihn rücksichtslos zur Seite. »Das Telefon!« sagte sie atemlos. »Schnell, wo ist das Telefon? Es geht um ein Menschenleben!«
    »Haben Sie Geld? Ich bin kein Wohlfahrtsinstitut, jeden Cent muß ich mühsam verdienen!«
    »Sie bekommen das Geld, Sie gieriger Halsabschneider. — Los, wo ist das Telefon?«
    Er führte sie in ein verwahrlostes Zimmer, das mit altem Gerümpel vollgestopft war. Auf einem Tisch mit einer zersprungenen Glasplatte stand der Apparat. Daneben lag ein zerfleddertes Telefonbuch.
    Mary Stolt stürzte sich darauf und murmelte dabei: »FBI hat er gesagt. — Federal… Federal Bureau of Investgation.«
    Ihr dicker Zeigefinger blieb zitternd bei der Eintragung stehen: Lexington 57700.
    »Hier ist Mary Stolt, Bronx, 47 Seymont Avenue. — Sie müssen jemanden herschicken, hier geschieht ein Mord!«
    Und dann erzählte sie, immer wieder von Zwischenfragen unterbrochen, was sie beobachtet hatte und worum es sich handelte. Als sie den Namen Pete Mordrew nannte, schienen es die beim FBI plötzlich sehr eilig zu haben.
    Mary Stolt legte den Hörer auf und fiel zitternd in einen altersschwachen Schaukelstuhl.
    Gibbins stand händeringend, mit weitaufgerissenen Augen, vor ihr. »Mord!« kam es leise aus seinem zahnlosen Munde. »Mord…«
    ***
    Price hütete sich, seine Schritte zu beschleunigen. Lautlos schlich er hinter seinem Opfer her.
    Von einer Kirchturmuhr kamen elf dumpfe Schläge.
    Pete Mordrew schien nicht zu wissen, wohin er sich wenden sollte. Immer wieder blickte er sich um, aber der Killer verstand sein Handwerk. Er wußte auch, was in dem Kopf eines Gehetzten vorging. Sie machten alle den gleichen Fehler. Anstatt die Nähe belebter Straßen zu suchen, flüchteten sie ins Dunkel.
    Darauf hatte der Mörder seinen Plan aufgebaut und sich auch nicht verrechnet. Ein paar Straßen weiter befand sich der riesige Friedhof
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