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0475 - 5 Millionen für Mister High

0475 - 5 Millionen für Mister High

Titel: 0475 - 5 Millionen für Mister High
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daß dieser Winston so ganz und gar vertrauenerweckend ausgesehen hatte. Seine Sprache hatte die Politur von Bildung und gesellschaftlichem Schliff gezeigt. Ein Hauch von Mißtrauen hatte Mr. High erst in dem Moment erfaßt, als er im Fond des Cadillac einen zweiten Mann entdeckt hatte.
    Aber da war es schon zu spät gewesen. Der Mann hatte ihm einen Schlag auf den Schädel versetzt, und von diesem Zeitpunkt an gab es keine Erinnerung mehr.
    Mr. High blickte leicht benommen an sich herab. Er trug keine Schuhe an den Füßen. Sie hatten ihm auch das Jackett und den Schlips abgenommen. Die Schuhe standen am Fußende der Couch, auf der er gelegen hatte. Sein Jackett und den Schlips konnte er im Zimmer nicht entdecken. Noch etwas fiel ihm auf. Die Ärmel seines Ober--hemdes waren hochgekrempelt.
    Er sah sich seine Arme genau an und entdeckte am linken Oberarm vier Einstiche. Jetzt wußte Mr. High Bescheid. Die Burschen hatten ihm mehrere Injektionen verpaßt. Wie lange war er ohne Bewußtsein gewesen? Er sah auf seine Uhr und stellte fest, daß er vor ungefähr vierundzwanzig Stunden das Büro verlassen hatte, um Tonys Restaurant aufzusuchen.
    Seltsamerweise verspürte er keinen Hunger. Aber das war nebensächlich. Jetzt kam es darauf an, andere Dinge zu regeln. Er konnte sich vorstellen, welche Aufregung sein plötzliches Verschwinden im Büro verursacht hatte.
    Wer waren'die Leute, die ihn entführt hatten, und was bezweckten sie damit? Sie wußten, wer er war, das stand fest. Winston hatte ihn beim Namen genannt. Wo war dieser Winston? Wie erklärte es sich, daß sie ihn weder gefesselt noch andere Vorsichtsmaßnahmen zur Verhinderung einer Flucht ergriffen hatten?
    War es möglich, daß er früher erwacht war, als die Injektionen es zulassen sollten?
    Er durchquerte das Zimmer und drückte auf die Türklinke. Sie war unverschlossen. Mr. High blickte in einen langen, hell tapezierten Korridor, von dem eine Anzahl weiß lackierter Türen abzweigte. Am Ende des Flures war ein kreisrundes Fenster, durch das die Sonne einfiel. An den Wänden hingen alte englische Stiche, und der Boden war von einem echten Läufer bedeckt. Mr. High schloß leise die Tür. Er trat an das Fenster und sah in einen Garten, in dem ein älterer Mann Rosenhecken beschnitt.
    Der Garten war groß und gepflegt, fast schon ein Park. Mr. High war es so, als röche er das Meer. Er machte kehrt und zog sich die Schuhe an. Der Druck hinter seiner Stirn nahm zu, aber ansonsten fühlte er sich ganz wohl. Er öffnete den Kleiderschrank und entdeckte, daß sein Jackett säuberlich auf dem Bügel hing. Auch der Schlips war da. Mr. High faßte in die Taschen. Es fehlte nichts. Brieftasche mit ID-Card und Geld waren an ihrem Platz.
    Die Sache wurde immer rätselhafter. Was waren das für Leute, die eine Entführung wagten und kaum etwas unternahmen, um die Aktion abzusichern?
    Oder saßen die Burschen im Erdgeschoß? Würde er in dem Moment auf sie stoßen, wo er sich aus dem Hause zu entfernen versuchte?
    Mr. High legte den Schlips um. Er runzelte die Augenbrauen. War es den Unbekannten nur darum gegangen, wichtige Details der FBI-Arbeit zu erfahren? Hatten sie ihm ein Wahrheitsserum eingespritzt, um auf diese Weise herauszubekommen, was sie hören wollten. Er konnte sich an nichts erinnern.
    Hatten sie ihn nach erfolgreichem Abschluß ihres Vorhabens einfach hier zurückgelassen, weil sie überzeugt waren, daß er sich vor einer Blamage fürchtete und deshalb darauf verzichten würde, die Geschehnisse weiterzuverfolgen?
    Auf diese Fragen mußte er eine Antwort finden, und zwar schnell. Er verließ das Zimmer. Niemand kam ihm entgegen, niemand hielt ihn auf.
    In der Halle traf er den Gärtner.
    »Guten Tag«, sagte Mr. High und blieb am Fußende der Treppe stehen.
    Der Gärtner zog lächelnd seinen großen Strohhut. »Guten Tag, Mr. Shearon«, sagte er.
    ***
    Mr. High erwiderte das Lächeln. »Ich bin nicht Mr. Shearon«, sagte er.
    »Sie sollten wieder nach oben gehen, Mr. Shearon«, sagte der Gärtner sehr freundlich. Er hatte ein braungebranntes faltiges Gesicht mit hellblauen ehrlichen Augen. Dort, wo sonst sein Hut zu sitzen pflegte, war die Stirn noch völlig weiß. Der Mann war ungefähr sechzig Jahre alt.
    »Wie heißen Sie?« fragte Mr. High. »Ich bin John Kirk«, sagte der Gärtner.
    »Und ich bin Mr. High. Ich heiße nicht Shearon.«
    »Ich weiß, Mr. Shearon«, erwiderte der Mann.
    Mr. High wußte nicht, was er von dem Mann halten sollte. Handelte
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