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0474 - Nummer 1 wird abserviert

0474 - Nummer 1 wird abserviert

Titel: 0474 - Nummer 1 wird abserviert
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den Haussuchungsbefehl innerhalb von zwei Stunden. Dieses Mal fuhr ich nicht allein zur 84. Straße, sondern nahm Phil mit. Der Hausmeister berichtete, daß niemand sich für Glydes Wohnung interessiert hatte.
    Phil und ich durchsuchten die Wohnung gründlich. Phil fand das Heroin im Badezimmer. Es war nicht das übliche kristallinische Pulver, das erst in destilliertem Wasser aufgelöst werden muß, sondern es waren gebrauchsfertige Ampullen.
    Die Ampullen zeigten aufgedruckte fortlaufende Kontrollnummern, genaue Lösungsangaben und die Firmenanschrift des Herstellers: Medicins-Products-Inc. Harrisburg-Maryland. Sie lagen in einem Erste-Hilfe-Kasten. Phil zählte 12 Stück. Er hielt eine Ampulle hoch. »Orginalware.«
    Ich nahm ihm die Ampulle aus der Hand. Ich drehte sie zwischen den Fingern und strapazierte mein Gedächtnis. »Wenn ich mich richtig erinnere, so ist der Mann, der diese Ampullen in den Handel brachte, seit acht oder zehn Monaten tot.«
    Von dem Apparat in Glydes Apartment rief ich die Zentrale an. Sie brauchten zehn Minuten, bis sie die Unterlagen gefunden hatten, denn es handelte sich um einen erledigten Fall. Ich ließ mir alle Einzelheiten durchgeben. Nachdenklich legte ich auf. »Nun?« fragte Phil gespannt.
    »Der Laborangestellte Stanford Sakowsky arbeitete bei der Medicins-Products-Inc. in Harrisburg-Maryland. Die Firma stellt u.a. Heroin-Ampullen für medizinische Zwecke her. Eines Tages stahl Sakowsky versandfertige Kartons mit achthundert Ampullen. Er floh mit seiner Beute, wurde in New York in einem drittklassigen Hotel entdeckt und beging vor seiner Verhaftung Selbstmord. Er stürzte sich aus dem Fenster. Siebenhundert noch orginalverpackte Ampullen wurden in dem Hotelzimmer gefunden. Weitere zwanzig Ampullen fand man zwei Monate später bei einem gewissen William Beek, einer üblen Unterweltstype. Er gab an, Sakowsky in einer Kneipe fünfzig Ampullen zu einem lächerlichen Kurs abgekauft zu haben. Dreißig hatte er in der Zwischenzeit an den Mann gebracht. Es fehlten also nur noch fünfzig-«
    Ich tippte auf den Erste-Hilfe-Kasten. Dieses Dutzend ist der Rest jener fehlenden fünfzig Ampullen. »Ich nehme an, daß Glyde sie auf dieselbe Weise erworben hat wie jener William Beek.«
    »Das bedeutet, daß Henry Glyde nicht Mitglied eines Rauschgiftringes ist, sondern daß er Ware, die er zufällig erwarb, verscheuerte«, stellte Phil fest. »Kein neuer Fall, sondern nur der Schlußpunkt in einer längst erledigten Sache.« Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »In diesem Fall hat Glyde aber einen schweren Fehler gemacht. Es war einfach hirnverbrannt von ihm, zu türmen. Wir hätten ihm nichts nach weisen können. Im schlimmsten Fall hätte er sich von seinen zwölf Ampullen trennen und sie in den Hudson werfen müssen.«
    »Wahrscheinlich hat er einfach die Nerven verloren. Ich werde die Fahndung nach ihm in Gang setzen. Rauschgifthandel bleibt ein schweres Verbrechen, gleichgültig, ob jemand die Ware eines großen Ringes verkauft, oder einige Dutzend gestohlener Ampullen. Glydes Geldgier hat die arme Jeanette Harrow das Leben gekostet.«
    Ich rief die Manhattan Driving School an. Lydia Sleyght meldete sich. »Cotton. Kann ich Ihren Chef sprechen?«
    Sie gab das Gespräch an Cashett weiter. »Ihr Henry Glyde hat mit Rauschgift gehandelt«, erklärte ich ihm. »Wir werden ihn auf die Fahndungsliste setzen. Falls er bei Ihnen auftaucht, sind Sie verpflichtet, uns zu benachrichtigen.«
    Er knirschte hörbar mit den Zähnen. »Sollte das geschehen, so werde ich Ihnen diesen verdammten Gangster eigenhändig bringen.«
    »Ich glaube nicht, daß er sich bei Ihnen blicken lassen wird.«
    Der nächste Mensch, der Henry Glyde sah, war ein Schleusenwärter auf Ryckers Island. Das geschah volle zehn Tage später.
    ***
    Das Taxi stoppte am Straßenrand. Eine Frau in einem grauen, mit Pelz besetzten Straßenkostüm stieg aus und zahlte. Das Taxi ordnete sich in den fließenden Verkehr ein. Die Frau blieb am Bordstein stehen und sah sich suchend um.
    Jack Serrer, der hundert Yard weiter unten parkte, schlug das Steuer ein und scherte aus der Reihe der parkenden Fahrzeuge aus. Sekunden später stoppte er vor der Frau, stieß den Schlag auf zum Beifahrerplatz und rief ihr zu. »Ich komme von der Manhattan Driving School. Mr. Cashett ist leider verhindert. Steigen Sie rasch ein. Ich darf hier nicht halten.«
    Die Frau stieg ein. Serrer zog an ihr vorbei die Tür ins Schloß. »Sie sind Mrs. Handle, nicht
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