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0471 - Schandturm der Templer

0471 - Schandturm der Templer

Titel: 0471 - Schandturm der Templer
Autoren: Jason Dark
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Fackel. Er schaute Bertrand dabei an. Dieser schlürfte das Wasser aus der Schale, schielte über deren Rand hinweg und nickte.
    Der Soldat nickte zurück.
    Esquin hatte davon nichts bemerkt. Er trank das Wasser, als wäre es kostbarer Wein, und leckte sogar noch die letzten Tropfen vom Boden ab. Die Soldaten rissen den Männern die Schüsseln aus den Händen und kümmerten sich nicht um deren Bitten, ihnen doch noch weitere Schlucke zu bringen. Mit wuchtigen Schritten verließen sie den Raum und hämmerten die Tür hinter sich zu.
    Bertrand nickte. Er reckte sich. »Das Wasser hat gutgetan«, sagte er. »Ich fühle mich direkt besser.«
    »Frisch für den Henker, wie?«
    »Man weiß ja nie, wann er kommt. Aber das ist egal, mon ami.« Er rückte wieder näher an Esquin heran. »Sag mir eines«, flüsterte er, »stimmt es wirklich alles, was du mir da berichtet hast?«
    »Ich schwöre es.«
    Bertrand nickte. »Und du hast auch dabei mitgemacht?«
    »Wieso?«
    »Ich meine nur.«
    In der Zelle war es dunkel geworden. Obwohl die Männer nahe zusammen saßen, konnten sie sich nur schattenhaft erkennen. Dennoch glaubte Bertrand, einen mißtrauischen Ausdruck auf den ausgemergelten Gesichtszügen des Templers zu sehen. »Warum willst du das wissen?«
    »Ich wäre auch gern dabeigewesen.«
    Der Templer schüttelte den Kopf. »Das möchte ich dir nicht wünschen, mon ami. Nein, das ist nichts für dich. Überhaupt nichts. Nicht jeder kann es verkraften.«
    »Aber du hast es.«
    »Ja.«
    »Dann hast du nicht nur gestohlen?«
    »Baphometh lehrt, daß Gold und Geld für die Menschen sehr wichtig sind.«
    Bertrand winkte ab. »Das haben auch andere erkannt, die jeden Tag in die Kirche gehen. Unser König ebenso wie Papst Clemens V. Die beiden stecken unter einer Decke, sagt man.«
    »Ich glaube es auch. Wir Templer sind dem Papst ebenfalls ein Dorn im Auge. Nogaret meinte, daß bereits geheime Pläne geschmiedet werden, um ihre Macht zu brechen.«
    »Was würde danach mit ihnen geschehen?«
    »Man wird sie jagen.«
    »Und auch töten?«
    »Bestimmt. Es darf keiner der Nachkommen erfahren, was tatsächlich geschehen ist. Man wird die Templer ausrotten. Nichts soll zurückbleiben, nichts soll mehr an sie erinnern. Sie haben ihre Pflicht getan, und der König kann sich sogar auf die Rückendeckung der mächtigen Dominikaner verlassen.«
    »Ja, das glaube ich auch.« Bertrand stand auf.
    »Wo willst du hin?« fragte Floyran, als er sah, daß der Mann zur Tür schritt.
    »Ich will hier raus.«
    Esquien lachte. »Das schaffst du nicht. Die Kerkertür ist von außen verriegelt.«
    »Trotzdem will ich hier nicht länger bleiben. Ich kann es einfach nicht mehr. Du hast mir Dinge erzählt, die mich verwirren. Sie sind zu schlimm und grauenhaft. Ich kann mit einem heimtückischen Mörder, wie du einer bist, nicht mehr zusammensein. Verrecken sollst du!«
    Der verräterische Templer verstand die Reaktion des Zellengenossen nicht. Er hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden und fragte schließlich: »Hast du nicht selbst gewollt, daß ich dir von den Dingen berichte?«
    »Ich?«
    »Ja!« schrie Esquin, so laut er konnte. »Ja, du hast es gewollt. Du hast mich so lange gequält, bis ich…«
    »Ach rede nicht.« Bertrand war plötzlich ein anderer Mensch geworden. Er stand schon vor der Tür und hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Holz. Dabei schrie er, daß es die Wächter einfach hören mußten. »Holt mich hier raus, verflucht! Ich will nicht mehr mit ihm zusammensein. Ich will nicht mehr!«
    De Floyran verstand die Welt nicht mehr. Er konnte auch nichts sagen.
    Und Bertrand hatte Erfolg. Es kamen die beiden Soldaten, die ihnen auch das Wasser gebracht hatten. Sie öffneten die Tür, packten Bertrand und schrieen ihn an. Im Hintergrund war ein dritter Wächter zu sehen.
    »Was ist los?« fuhr man Bertrand an.
    »Ich muß hier raus. Ich kann nicht mehr mit ihm zusammensein. Er ist des Teufels!«
    Der Soldat lachte nicht mehr. Dafür nickte er und sagte: »Gut, wenn du willst.«
    De Floyran verstand die Welt nicht mehr. Aber er sah, wie sich Bertrand zum letztenmal umdrehte und sein Gesicht dabei vom Widerschein des Fackellichts erleuchtet wurde.
    Die Lippen hatten sich zu einem Grinsen verzogen. In seinen Augen lag ein bestimmter Ausdruck, der den verräterischen Templer nicht nur mißtrauisch machte, sondern auch bei ihm einen Kronleuchter aufleuchten ließ.
    Man hatte ihn reingelegt.
    Es war ein teuflischer Plan gewesen. Er hatte
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