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0471 - Schandturm der Templer

0471 - Schandturm der Templer

Titel: 0471 - Schandturm der Templer
Autoren: Jason Dark
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alles verraten, und dieses Wissen würde Bertrand schamlos ausnutzen. Seine letzte Bemerkung kurz vor dem Verlassen der Zelle ließ darauf schließen. »Ich darf mich sehr herzlich bei dir bedanken, mein Freund. Es war alles sehr wichtig für mich.«
    Dann ging er, begleitet von den beiden Aufpassern, und de Foyran hörte das Lachen seines Zellengenossen noch im Gang.
    Er aber blieb zurück und wartete auf den Henker…
    ***
    Der kam im Morgengrauen, als auch in dem Gefängnistrakt die Ruhe eingekehrt war. Die schweren Schritte waren einfach nicht zu überhören, und er stieß die Zellentür noch härter auf, als es sonst die Soldaten taten.
    Dann betrat er die Zelle.
    Er trug schwarze Kleidung. Sein Kopf und das Gesicht lagen noch frei. Der Henker besaß einen breiten Schädel, ein flaches Gesicht und eine rote Narbe auf der linken Wange. Begleitet wurde er von vier Soldaten. Zwei blieben an der Tür stehen, die anderen beiden kamen auf de Floyran zu und hievten ihn hoch.
    Er hatte sich unwillkürlich schwer gemacht, aber daran störten sich die Knechte nicht. Trotz Kette und Kugel rissen sie ihn hoch, und er hing in ihren Griffen wie ein Gelähmter.
    »Jetzt wirst du sterben!« versprach man ihm.
    De Floyran konnte nicht sprechen. Seine Kehle saß zu. Er hätte gern um sein Leben gefleht, aber er wußte auch, daß dies keinen Sinn hatte. Sie hatten sich einmal entschlossen, ihn zu vernichten und würden dabei auch bleiben.
    Der Henker schaute ihn schon an. Das Fackellicht ließ den Mann noch grausamer und schlimmer aussehen. Sein Blick glich gefährlichen Dolchen. Er war auch gleichzeitig lauernd und voller Freude.
    Sie schleiften ihn in den Gang. Laufen konnte de Floyran nicht mehr. Die Todesangst hatte seine letzten Kräfte aufgezehrt. Durch einen schmalen Ausgang betraten sie den Schloßhof. Es war noch kühl, aber über den Bergen ging bereits die Sonne auf und schickte ihre ersten Lichtstrahlen über die Mauern und an den vier Wehrtürmen vorbei. Sie tupften auch gegen den Richtblock aus starkem Eichenholz, der auf einem Podest stand, zu dem Stufen hochführten.
    Die schaffte der Mann auch nicht mehr. Er wurde hinaufgezogen, und seine Knie schlugen dabei hart gegen die Stufenkanten, was er kaum noch merkte.
    Erst als er neben dem Richtklotz lag, nahmen ihm die Soldaten die Ketten ab und rollten auch die schwere Kugel in den Hof.
    An der Westseite, wo die Mauer sehr hoch war, standen Soldaten und wollten der Hinrichtung zuschauen. Einer löste sich aus der Reihe, ging quer über den Hof und reichte dem Henker das Schwert.
    Es lag quer über den Unterarmen des Mannes. Mit einer stolzen Geste nahm der glatzköpfige Henker es an sich, ließ es einmal durch die Luft sausen und nickte zufrieden. Die nicht weit entfernt stehenden Soldaten hatten das pfeifende Geräusch vernommen.
    Der Henker behielt das Schwert in der Hand, als er die Stufen hochschritt. Er schaute über den Richtklotz hinweg in den Korb. Dort sollte der Kopf hineinrollen.
    Über die wulstigen Lippen des Mannes huschte ein zufriedenes Lächeln. Es war wie immer. Nichts hatte sich verändert. Der Henker war ein Mensch, der schon beim Töten Routine hatte. Und er kannte sie alle. Die Weichen, die Harten, die Jammernden, die Fluchenden.
    Er hatte Männer gesehen, die stolz in den Tod gingen, und er hatte welche erlebt, die ihm das Schwert entreißen und ihn selbst köpfen wollten.
    Esquin de Floyran dagegen lag neben dem Richtklotz, jammerte nicht, aber atmete schwer, als würde ihn eine gewaltige Last zu Boden drücken.
    »Kannst du aufstehen?« fragte der Henker.
    Der Mann reagierte nicht einmal.
    Dafür spie der Henker aus. Er mochte es nicht, wenn er die Delinquenten noch auf den Richtblock heben mußte. Mit der linken Hand packte er den Todeskandidaten im Nacken, hievte ihn hoch und schleuderte ihn so auf den Richtblock, daß der Hals bereits in der Kerbe lag.
    »Willst du noch etwas sagen?« fragte er und hob bereits das Richtschwert mit der breiten Klinge.
    »Nein…«
    »Kein Priester war bereit, dir die letzten Sekunden im Leben zu verschönern.« Der Henker lachte.
    »Du mußt wirklich ein ganz besonderer Mensch gewesen sein.«
    Esquin de Floyran hob noch einmal den Kopf. Sein Gesicht hatte sich dabei verzerrt. Trotz der schlechten Lage konnte er auf eine Schloßmauer schauen, und er sah auch dort die Fenster.
    Eines, es reichte bis zum Boden und glich schon einer Tür, stand weit offen.
    Dort stand eine Gestalt. Vom Sonnenlicht wurde sie
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