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0470 - Baphomeths Totenwächter

0470 - Baphomeths Totenwächter

Titel: 0470 - Baphomeths Totenwächter
Autoren: Jason Dark
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leichtes Schwindelgefühl war über sie gekommen, das aber sehr schnell wieder verschwand.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Wieder kam die Oberschwester, eine ältere Frau mit freundlichem Gesicht und buschigen Augenbrauen. Das Lächeln verschwand von ihren Lippen, als sie die Patientin auf der Bettkante sitzen sah.
    »Um Himmels willen, Madame Lagrande. Sie können sich doch nicht hinsetzen!«
    Etwas verstört schaute Danielle die Frau an. »Weshalb nicht?«
    »Die Geburt liegt gerade mal eine Stunde zurück.«
    »Und?«
    »Nichts und.« Die beherzte Schwester trat dicht an Danielle heran, legte beide Hände auf deren Schultern und drückte sie zurück. »So, jetzt bleiben Sie liegen. Wissen Sie eigentlich, was da alles passieren kann?«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann wundert es mich, daß Sie so gehandelt haben.«
    Danielle lachte. »Ich bin nicht wie andere Frauen. Ich fühle mich blendend. Ich könnte dieses Krankenhaus auf der Stelle verlassen!«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Sie bleiben so lange hier, wie wir es für richtig halten.«
    »Meinen Sie?«
    Das Lächeln der Patientin gefiel der Krankenschwester nicht. Es wirkte auf irgendeine Art und Weise falsch und hinterlistig. Sie trat einen Schritt zurück, und ihre Stimme klang spröde, als sie Antwort gab. »Wenn Sie mir nicht gehorchen, muß ich leider die Verantwortung ablehnen und den Arzt rufen.«
    »Tun Sie das.«
    Die Schwester verdrehte die Augen. »Bitte, seien Sie doch nicht so ungeduldig.«
    »Das bin ich auch nicht.« Sie schaute auf die helle Decke und »malte« mit dem ausgestreckten Finger Kreise und Figuren darauf.
    Plötzlich hob sie den Kopf wieder an und fragte: »Wie geht es eigentlich meinem Kind? Ist es gesund?«
    »Ja…«
    »Junge oder Mädchen?«
    Die Krankenschwester räusperte sich. »Ein Junge.«
    »Wie schön.«
    »Sicher.«
    »Wann darf ich ihn sehen?«
    Die Schwester winkte ab. »Nun warten Sie erst einmal ab, Madame. Schlafen Sie sich aus…«
    »Ich bin nicht müde.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir werden morgen weiter über dieses Thema reden.«
    »Nein, Schwester. Jede Frau, die ein Kind zur Welt bringt, hat das Recht, es auch zu sehen. Weshalb soll das bei mir anders sein?«
    »Sie bekommen es ja zu Gesicht.«
    Danielle richtete sich abermals auf. Diesmal tat die Schwester nichts. Sie erschrak nur unter dem kalten Blick dieser Augen und wünschte sich plötzlich weit fort. »Ich will es aber jetzt sehen, haben Sie verstanden? Jetzt und sofort.«
    »Sicher.«
    »Und weshalb enthalten Sie es mir vor?«
    Die Schwester hob unbehaglich die Schultern. Sie arbeitete schon lange in der Klinik, drehte sich jetzt um und schaute gegen das Fenster, denn so etwas war ihr in den letzten Jahren noch nie passiert. »Ich will Ihnen eine Antwort geben. Ihr Kind ist gesund. Es ist sehr groß, fast schon so groß wie ein Einjähriger.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung. So etwas gibt es schließlich.«
    »Ja, das kommt vor.«
    »Und weshalb darf ich es dann nicht sehen?«
    »Es gibt da gewisse Einschränkungen. Sie haben sich bestimmt auf das Kind gefreut und könnten ein wenig enttäuscht sein. Es hat«, die Schwester wischte ihre Handflächen am Kittel ab und atmete schneller. »Es hat eine Anomalie (Unregelmäßigkeit).«
    »Mehr nicht?«
    Scharf drehte sich die Frau um. »Mehr nicht, sagen Sie. Die Anomalie ist stark ausgeprägt.«
    »Wie stark?«
    »Das kann man schlecht erklären.« Die Schwester hob die Schultern. »Es ist jedenfalls der Kopf.«
    Danielle lächelte weiter. »Ich möchte meinen Jungen trotzdem sehen. Mich kann nichts erschüttern.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Dann komme ich am besten mit…«
    »Nein, was denken Sie!? In Ihrem Zustand können Sie doch nicht laufen. Bleiben Sie um Himmels willen liegen. Sie dürfen sich nicht anstrengen, es könnte den Tod für Sie bedeuten!«
    »So schlimm wird es schon nicht sein.«
    »Ich hole Ihren Jungen.«
    Danielle schaute sie scharf an. »Wenn dem Kind etwas passiert, geht dies auf Ihre Kappe.«
    Die Schwester versteifte. »Ich bin lange genug in diesem Beruf. Sie brauchen mir nichts zu sagen.«
    »Ich meinte auch nur.« Danielle kräuselte die Lippen und schaute der Schwester nach, wie sie das Krankenzimmer verließ und die Tür leise hinter sich schloß.
    Danach legte sich die junge Mutter wieder zurück und begann zu lachen. Sie freute sich darüber, daß es geklappt hatte. Es war kein lautes Lachen, eher ein stilles, manchmal gluckendes,
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