Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0467 - Der Nebelmörder

0467 - Der Nebelmörder

Titel: 0467 - Der Nebelmörder
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
empfänglich war, würde nie mehr davon lassen.
    Und der Dieb genoss sie!
    Er drückte seinen Kopf so weit vor, dass sich das Gesicht über dem Grab und auch den hochsteigenden Höllendämpfen befand. Er saugte den Odem der Finsternis ein. Es war für ihn ein schwarzmagisches Rauschgift, das ihn wie ein Motor antrieb.
    Ja, er brauchte es. Er musste es haben, er musste es trinken und voll eingehen in das finstere Reich des Teufels, der sich ihm offenbart hatte.
    Irgendwann überkam ihn die Schwäche. Er drückte seinen Körper nach vorn, stützte sich mit den Händen ab und merkte, dass seine Arme anfingen zu zittern. Sie konnten das Gewicht nicht mehr halten.
    So kam es, wie es kommen musste.
    Der Mann brach zusammen.
    Er fiel bäuchlings auf das Grab. Sein Gesicht grub sich in die feuchte Erde, er schmeckte den Schmutz und nahm den Geruch wahr.
    Ein Gefühl der Leichtigkeit erfasste ihn. Es war wunderbar zu nennen. Er fühlte sich plötzlich wohl, und er kam sich gleichzeitig vor, als würde er weggetragen.
    Fortschweben, einfach weg in andere Welten, die man extra für ihn geöffnet hatte.
    Da weiteten sich Tore vor ihm, durch die sein Körper treiben konnte. Sie waren geöffnet, es gab kein Hindernis mehr, er hatte freie Bahn in die Finsternis anderer Welten.
    Offenbarte sich ihm die Hölle?
    Es kam ihm so vor. Weit hatte er die Tore aufgestoßen. Er sah schreckliche Bilder, die einen normalen Menschen um den Verstand gebracht hätten. Doch dieser Blick in ein Pandämonium war genau das, was er sich tief in seinem Innern gewünscht hatte.
    Nur so konnte er seine Bereitschaft zeigen, das schreckliche Erbe eines Mörders zu übernehmen.
    Der Teufel gab ihm alles.
    Macht, Geld, Stärke…
    Nur verlor der Mensch dann das, was einen Menschen überhaupt ausmachte. Er hatte keine positiven Gefühle mehr. Am schlimmsten war, dass er nicht lieben konnte.
    Nie mehr…
    Doch was bedeutete für den Mann schon das Wort Liebe? Höchstens dem Teufel zu Diensten zu sein und das zu tun, was er verlangte.
    Wie tot lag er auf der kalten Erde, mit dem Gesicht noch immer in dem feuchten lehmigen Untergrund. Über ihn flog ein Käuzchen hinweg. Er hörte keinen Flügelschlag und nahm nicht einmal den klagenden Schrei des Nachtvogels wahr.
    Sein Sinnen und Trachten war darauf eingestellt, in eine andere Welt zu schauen.
    Er sah die Holle!
    Jedenfalls glaubte er dies. Es war ein Wirrwarr von düsteren Farben, ein Kreisen, ein Jaulen und Heulen. Furchterregende Monster erschienen, spien Blut und Feuer, aber nicht sie waren die Schlimmsten, es gab etwas viel Grauenvolleres.
    Das war die Kälte.
    Das absolut Böse, das dort herrschte. Ein Gefühl, das kaum zu beschreiben war, ein Geist, der dies alles beherrschte. Ihm hatten die Menschen den Namen Asmodis gegeben. Und hinter ihm stand der Herrscher überhaupt. Der Geist des Grauens und der Vernichtung. Der erste gefallene Engel, der sich gegen den Schöpfer aller Dinge erhoben hatte, um dessen Thron einzunehmen.
    Luzifer.
    Er regierte die Welt, die so schlimm war, dass die menschliche Sprache versagte, um sie zu beschreiben. Wer von seiner kaum fassbarenn Kälte einmal gestreift wurde, verging oder passte sich an, weil er schließlich gerufen worden war.
    Wie der Dieb!
    Diese Bilder brachten ihn nicht um, sie raubten ihm nicht den Verstand, nein sie törnten ihn an. Er saugte sie gierig in sich auf, er wollte mit ihnen und für sie leben.
    Das allein nur zählte.
    Allmählich erwachte er aus seiner Trance. Durch seinen Körper lief ein Zucken. Es begann bei den Fingern, die sich in die feuchte Erde gekrallt hatten, erreichte die Arme und sogar die Schultern.
    Der Mann winkelte die Arme an. Jetzt war seine Kraft zurückgekehrt, und er stützte sich auf.
    Tief holte er Luft.
    Dieses war mit einem röchelnden Atemzug verbunden. Dreck klebte nicht nur auf seinen Lippen, auch auf den Wangen, und über seine Stirn glitt ein schleimiger Wurm.
    Der Mann achtete nicht darauf. Er stellte sich breitbeinig hin. Seine Schuhe versanken im weichen Erdreich, die Knie gaben ihm wieder den Halt, den er brauchte, und als er den Kopf schüttelte, rollten die Krumen einfach ab.
    So blieb er minutenlang stehen. Aus dem Grab drehten sich die Nebel hervor. Die vermischten sich mit dem über dem Friedhof lastenden Schweigen, das bedrückend war und nicht erholend.
    Nur ein Mensch, der dem Teufel zugetan war, konnte sich hier wohl fühlen - wie der Dieb, der seinen Kopf zur Seite drehte, das Gesicht senkte, sich den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher