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0465 - Heute Engel - morgen Hexe

0465 - Heute Engel - morgen Hexe

Titel: 0465 - Heute Engel - morgen Hexe
Autoren: Jason Dark
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hatte Suko noch befürchtet, dass seinem Partner etwas zustoßen könnte, aber dieses Gefühl verschwand mit jeder Stufe, die John Sinclair hinter sich ließ, ohne dass er angegriffen worden wäre.
    Suko hatte versprochen, ihm den Rücken freizuhalten, und dieses Versprechen wollte er unter allen Umständen einlösen. Er blieb nicht auf einer Stelle stehen, sondern begann mit seiner Wanderung am Rand des Kraters entlang.
    Er hielt den Blick dabei in die Tiefe gerichtet. Nur John Sinclair bewegte sich, die zehn Frauen hockten auf ihren Plätzen und starrte das große Henkelkreuz an.
    Der Inspektor zermarterte sich den Kopf über irgendwelche Zusammenhänge, die es möglicherweise zwischen Lilith und dem Henkelkreuz gab.
    Er kam zu keinem Ergebnis. Die beiden Mythologien waren einfach zu verschieden, als dass sie Berührungspunkte gehabt hätten.
    Er hörte nur seine eigenen Schritte durch das braune Inselgras schleifen.
    Er überstieg kleine, im Weg liegende Steine, tauchte ein in den Nebel.
    Die Schwaden strichen durch sein Gesicht, berührten die Kleidung und befeuchteten beides, Haut und Stoff.
    Für Suko war es ein ungewöhnliches Gefühl und auch ein unangenehmes. Als Mann aus London war er den schweren Herbstnebel gewöhnt, aber dieser war anders. Als würde er leben oder von irgendeiner Kraft geleitet werden.
    Der Todesnebel konnte es nicht sein. Der hätte Suko längst die Haut von den Knochen gelöst, doch auch dieser musste geleitet und geführt werden. Es schien ihm, als würde er sich aus zahlreichen geisterhaften Ingredienzien zusammensetzen.
    Der sirenenhafte Gesang war verstummt. Suko hatte ihn nicht gemocht, jetzt hätte er ihn gern vernommen, denn die lastende, nebelschwangere Stille kam ihm schlimmer vor.
    John Sinclair hatte mittlerweile die Hälfte der Strecke zurückgelegt, blieb stehen und schaute zu Suko hoch. Der Inspektor winkte zum Zeichen, dass alles in Ordnung war. Er wollte seinen Freund auf keinen Fall beunruhigen.
    Sinclair ging weiter.
    Suko behielt ihn im Auge, seine »Antennen« waren ausgefahren. Er horchte in den Nebel hinein, der noch immer wie ein nie abreißendes klebriges Tuch gegen ihn wehte.
    Hin und wieder blickte Suko auch in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Es gab nicht viel zu sehen. Schon nach wenigen Schritten verschwamm der Blick.
    Suko sah die aus dem Boden wachsenden Steine nur undeutlich. Sie kamen ihm vor wie Schatten, die von geisterhaften Vorhängen umtanzt wurden.
    Wurde er tatsächlich beobachtet, oder trog ihn das Gefühl?
    Suko wusste es nicht, bis zu dem Augenblick, als er die leise Stimme vernahm.
    Sie drang aus dem Nebel, und sie gehörte einer Frau.
    »Ihr habt mein Reich betreten, das Reich der Layana, der Nebelhexe. Du hast es gewagt, in eine uralte Magie einzubrechen, aber dieser Frevel wird für niemanden ungestraft bleiben, der sich meinem Reich nähert. Keiner soll überleben.«
    Suko war nicht weitergegangen. »Wo bist du?« fragte er. »Zeig dich, wenn dir die Insel gehört!«
    »Ich bin überall!«
    »Ich sehe nur Nebel!«
    Er hörte das Lachen. »Vielleicht bin ich der Nebel. Es ist schwer zu begreifen, ich weiß, aber ich habe meine Augen überall, auch wenn du sie nicht siehst. Ich bin der Nebel, und ich lebe. Aber deinen Tod will ich und auch den der anderen.«
    »Sie haben einen mächtigen Schutz«, sprach Suko dagegen.
    »Denkst du an das goldene Kreuz?«
    »Ja.«
    »Es wird mich nicht besiegen können. Schon einmal hat es das nicht geschafft. Auch heute bin ich stark genug, um seinen Angriffen widerstehen zu können. Die Frauen, die du siehst, dienen einer anderen, einer Erzfeindin von mir, aber ich bin stärker, denn ich habe den Schutz der Großen Mutter. Das werden sie bald merken.«
    »Bist du aus dem Körper der Gitty Oldman geboren?« fragte Suko.
    »Du weißt viel.«
    »Das bleibt nicht aus.«
    »Ja, ich entstieg ihm, denn ich habe eine Wohnstatt gesucht, um ungesehen in den Kreis meiner Feinde einbrechen zu können. Gitty Oldman habe ich gefunden. In sie konnte ich eindringen und ihre Seele übernehmen. Dabei wusste sie nicht, mit wem sie sich eingelassen hatte, dass ich, Layana, von den Menschen hier oben nicht nur als Nebelhexe gefürchtet wurde, auch als Vampir. Ich brauche Blut, ich nehme es mir, denn auch die Vampire sind so alt wie der Kulturkreis der Menschen. Schon im Zweistromland und im alten Ägypten kannte man und fürchtete man sie. Aber es gab auch Gegenkräfte, das will ich nicht verhehlen. Die Königin von
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