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0462 - Der Witwenmacher von New York

0462 - Der Witwenmacher von New York

Titel: 0462 - Der Witwenmacher von New York
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das gefürchtete leise Ticken des Zeitzünders. Er war noch nicht in Tätigkeit gesetzt worden.
    Vorsichtig versuchte er an seinen Fesseln zu zerren. Sogleich schnitten die Stahldrähte derart tief ins Fleisch, daß Mr. High das eigene warme Blut an seinen Gelenken herablaufen spürte. Er lag wieder still.
    Seine Lage war mehr als eindeutig. Er war rettungslos verloren. Der Tiger hatte gesiegt. Mr. High dachte an den großen Erfolg, den die New Yorker G-men vermutlich zur gleichen Stunde gegen die Mafia verzeichnen konnten.
    Mit einem Male vergaß er fast ganz die eigene Lage. Er freute sich in einem grimmig-gerechten Zorn, daß es endlich gelungen war, dieser mächtigen Verbrecherorganisation für eine Weile das Handwerk zu legen. Er wußte mit einem Male, daß er sein eigenes Schicksal mehr oder weniger als Preis für diesen Erfolg zahlen mußte.
    Er wartete auf das leise Ticken, das seinen Tod mit der Präzision einer Uhr ankündigen würde.
    ***
    Wir hatten uns kaum von dem Schrek ken erholt, als Stebbin Lodge, Generaldirektor der Riverside-Bank, das Lokal betrat.
    »Für diesen Knaben haben wir jetzt wirklich keine Zeit«, brummte Phil und wollte den Raum verlassen. »Mister Lodge, wir werden den Täter schon finden«, meinte er und ergriff die Türklinke.
    »Das glaube ich nicht«, meinte Lodge mit schneidender Stimme.
    »Wie wollen Sie das beurteilen können?« fragte ich den Bankier Lodge lächelte mich rätselhaft an und stellte einen großen Koffer auf den Boden.
    »Ich halte es für richtig, daß Sie mich erst einmal anhören«, meinte er. Irgend etwas in seiner Stimme ließ mich aufhorchen.
    Lodge öffnete seinen Koffer und holte zwei Dinge heraus. Zunächst stellte er ein Funksprechgerät auf den Boden, dann hielt er einen kleinen Kasten mit einer Peilantenne in der Hand.
    »Sie vermissen doch Ihren Chef, nicht wahr?«
    »Richtig«, rief ich, »was wissen Sie von ihm?«
    »Er ist in dem Keller meines Hauses in der 17. Street. Sie wissen doch, daß ich dort eine Mietskaserne habe?«
    Ich nickte. Steve Dilaggio sprang zur Tür. »Ich hole ihn«, rief er.
    »Halt!« donnerte Lodges Stimme. Steve blieb wie erstarrt am Türrahmen stehen.
    »Wenn jemand noch eine verdächtige Bewegung macht, wird Mister High sterben. Das Ding hier in meiner Hand ist ein elektronischer Funkzünder. Ich brauche nur auf diesen Knopf zu drücken, dann fliegt Ihr Boß in die Luft!« Für einen Augenblick wagte ich nicht zu atmen. In diesem Moment begriff ich die ganze Wahrheit eines abscheulichen Verbrechens. Der Mann vor mir war niemand anders als der Tiger. Er stand hinter all den scheußlichen Morden der letzten Wochen. Jetzt befand sich unser Chef in seinen Händen.
    »Woher sollen wir wissen, daß Mister High tatsächlich in Ihrer Gewalt ist?« fragte Phil.
    Das Gesicht Lodges war von einem satanischen Lächeln verzerrt. »Ganz einfach. Sie können mit ihm sprechen. Hier ist das Funkgerät. Es ist schon auf die richtige Frequenz eingestellt.«
    Ein Knacken und Rauschen erfüllte das Zimmer. Dann hörten wir die Stimme des Chefs. »Ich habe alles mitgehört. Der Mann vor euch ist der Tiger. Er will die Unterlagen über die Mafia wieder in seine Hände bekommen. Auf keinen Fall dürft ihr sie ihm geben.«
    »Wir haben verstanden«, antworteten Phil und ich im Chor. Ich spürte das Würgen in meiner Kehle. Ich wußte, was jetzt kam.
    »Wenn ich nicht innerhalb von fünf Minuten die Unterlagen hier habe, fliegt euer Boß in die Luft!« keuchte Lodge.
    Uns war klar, daß dieser Gegner auf jeden Fall seine Drohung verwirklichen würde. Unsere Lage war aussichtslos. Der Tiger hatte gewonnen. Ich mußte ihm die Unterlagen wieder aushändigen. Phil hatte sie in seinem Mantel.
    »Gut«, sagte ich mit heiserer Stimme. »Sie bekommen die Unterlagen von mir zurück, Lodge.«
    »Jerry«, peitschte plötzlich die Stimme des Chefs schneidend durch den Lautsprecher. »Das FBI macht niemals einen Kuhhandel mit einem Gangster. Sie kennen unseren Grundsatz: ein G-man ist keine Geisel!«
    Ich schluckte. »Jawohl, Sir«, sagte ich. »Ich verlange, daß Sie den Tiger, alias Stebbin Lodge, festnehmen. Er steht unter dem dringenden Verdacht, ein mehrfacher Mörder zu sein. Beweise gegen ihn liegen auch ausreichend vor!«
    »Jawohl, Sir«, sagte ich wieder. Aber ich konnte mich nicht bewegen. Meine Glieder waren wie gelähmt. Ich dachte nicht an den Mörder vor mir, ich dachte an Mister High. Er war zum Sterben verurteilt. Sein Leben lag in der
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