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0462 - Der Witwenmacher von New York

0462 - Der Witwenmacher von New York

Titel: 0462 - Der Witwenmacher von New York
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zur Bootsausrüstung gehörte.
    Ich wollte schreien, aber es wurde nur ein leises Krächzen.
    Eine halbe Stunde später hievte man mich an Bord der »Enterprise«. Mein Schlauchboot hatte man zuletzt gefunden, die anderen Passagiere waren schon mit Hubschraubern in Sicherheit gebracht worden.
    Ich weiß nicht, wie man mich aus dem Schlauchboot befreit hat. Ich schlug erst die Augen wieder auf, als ich auf einer wohlig warmen Pritsche lag und den Geschmack heißen Kaffees in meiner Kehle spürte.
    Dann hörte ich Mr. Highs warme, erleichterte Stimme.
    »Hallo, Jerry, wie geht es?«
    Ich mußte lächeln. Ja, so war unser Chef. Man konnte sich auf ihn verlassen. Ich wußte, daß ich auf einem Kriegsschiff war, und ich konnte mir an den Fingern ausrechnen, wer diese große Rettungsaktion angekurbelt hatte.
    »Leidlich, wo ist Ruflioso?«
    »Wir haben seine Leiche in einen anderen Raum gebracht.«
    »Ist jemand auf dem Schiff, der etwas ausplaudern könnte?«
    »Niemand. Warum? Ist etwas mit Ruffioso?«
    »Ja. Er ist mein Freund.«
    Mein Chef sah mich fragend an.
    Ich erzählte dem Chef die Geschichte von Enrico Ruffioso, jenem freundlichen, hilfsbereiten jungen Mann, dessen einziger Fehler es war, einen Verbrecher zum Vater gehabt zu haben.
    Schweigend hörte mir der Chef zu. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Das ist tragisch, Jerry. Die Geschichte hört sich unglaublich an.«
    Ich brauchte ein paar Anläufe, um ihm meinen Plan zu schildern. Es war gar nicht so einfach.
    »Haben Sie sich diesen Ruffioso einmal angesehen, Mr. High? Ist Ihnen etwas aufgef allen?«
    »Er könnte ein Bruder von Jerry Cotton sein. Meinen Sie das?«
    »Ja«, nickte ich, »und deswegen ist nicht Enrico Ruffioso bei diesem Flugzeugunglück ums Leben gekommen, sondern der G-man Jerry Cotton!«
    ***
    Regungslos verharrte Phil eine Weile. Doch er entdeckte niemanden, und nichts rührte sich. Langsam ging Phil zum Mercury der Gangster, startete den Wagen und fuhr los.
    Nur zwanzig Meilen brauchte er zu fahren, dann hatte er eine Station der Highway Patrol erreicht. Phil erklärte den Kollegen schnell die Lage. Ein Mannschaftswagen wurde sofort zum Steinbruch geschickt.
    In der Zwischenzeit bat Phil um eine Verbindung mit dem Distriktgebäude. Ben Hook saß in der Vermittlung. Phil wollte gerade eine Erklärung loslassen, daß er aufgehalten worden sei, als Hook schon lospolterte.
    »Der Senator hatte es ziemlich eilig. Wir haben deswegen Bertie Price zum Treff geschickt. Du kannst sofort zurückkommen. Wir brauchen dich hier noch in dieser Nacht. Mr. High hat auch einen Funkspruch geschickt. Er trifft in wenigen Minuten wieder ein. Schätze, du wirst dann zu einer Besprechung gewünscht.«
    »Natürlich«, knurrte Phil wenig begeistert, »ein G-man braucht auch wirklich keinen Schlaf. Hab ich ja schon immer gesagt.«
    Seufzend legte er den Hörer auf, verabschiedete sich von den Kollegen der Highway Patrol und gondelte zurück nach New York.
    Phil war hundemüde. Er dachte an sein Bett und an die schmerzenden Knochen. Der Kampf mit den Gangstern hatte ihn stark mitgenommen. Er hoffte bald Schlaf zu bekommen. Noch wußte er nicht, was in dieser Nacht noch alles auf ihn einstürmen würde.
    Aber das hätte auch nichts mehr ändern können.
    ***
    Er wartete in dem kleinen, schäbigen Hotelzimmer. Seine Hände zitterten nervös. Sie zählten Geld. Viel Geld.
    Zum hundertsten Male blickte der Mann zur Uhr. Bald war es soweit. In seinen Augen brannte ein unruhiges Feuer. Sein Gesicht war bleich und alt. Mehr als zwanzig Jahre Büroarbeit hatten es gezeichnet. Der Mann hieß Mac Fennimore, war 54 Jahre alt und Kassierer der Riverside-Bank.
    Er dachte an die Frau. Gleich würde sie da sein. Durch die Tür würde sie kommen, das Geld sehen und ihn beglückt in die Arme nehmen.
    In den Taschen Fennimores knisterte ein Prospekt. Er pries Südamerika als idealen Aufenthaltsort an. Der Kassierer kannte die Flugtermine aller Maschinen nach Rio auswendig.
    Er kritzelte auf einen Zettel eine Zahl. 310 000 Dollar. Die würden reichen. Reichen für ein neues Leben, für ein richtiges Leben, für ein Leben mit der schönen, lockenden Frau an seiner Seite. Plötzlich hob der Mann den Kopf. Leichte Schritte drangen vom Flur her ins Zimmer.
    Fennimore lächelte. Jetzt würde sich die Tür öffnen. Sie würde hereinkommen. Strahlend, lächelnd wie immer.
    Die Last der letzten, langweiligen Jahre war verflogen. Er träumte einer sonnigen, sorgenfreien Zukunft
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