Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha'
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Sie hatte nicht den geringsten Zweifel, daß dieses Telegramm sich auf sie selbst bezog. Aber wer war Mr. Stamford Mills? Und welchen ›Fall‹ meinte Mrs. Dorban? Sie war etwas unangenehm berührt. Es waren mehrere Sätze ausgestrichen, und sie versuchte auch dies zu lesen. Einer lautete zweifellos: ›Sie macht den Eindruck, als ob sie nicht klatscht.‹
    Penelope faltete das Papier wieder zusammen und verwahrte es. Zum erstenmal seit Beginn dieses Abenteuers fühlte sie sich unsicher. Und doch würde sich die ganze Sache sicher sehr einfach aufklären.
    Bei der nächsten Gelegenheit brachte sie das Gespräch auf Mr. Dorban.
    »Mein Mann haßt Städte«, sagte Cynthia müde und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Sie saßen beide auf dem Promenadendeck. »Wir sind ruhige Leute. Arthur ist eine Art Forscher und geht selten irgendwohin. Ich hoffe, daß Sie Einsamkeit vertragen können?«
    Penelope lachte. »Ich freue mich darauf, viel allein zu sein. Das hatte ich mir gerade gewünscht.«
    »Dann wird es Ihnen sicher sehr gut gefallen«, erwiderte Cynthia merkwürdig verbissen. »Es kommt kein Besuch, wir laden auch niemanden ein und geben keine Bälle oder Gesellschaften. Und wenn Sie nicht gern angeln -« Sie zögerte. »Aber vielleicht wird es Ihnen später mehr zusagen, als Sie sich jetzt denken können. Nennen Sie mich bitte mit Vornamen, ich habe es nicht gern, als Mrs. Dorban angesprochen zu werden. Wovon redeten wir eigentlich? Ach ja, später werden Sie wahrscheinlich eine recht angenehme Zeit bei uns verleben - aber nein, ich wollte Ihnen noch etwas ganz Besonderes sagen. Wir vertrauen Ihnen in jeder Weise, und Sie müssen über alle Angelegenheiten meines Mannes tiefstes Stillschweigen bewahren. Nicht, daß er irgendeine besondere Beschäftigung hätte - verstehen Sie mich?«
    Penelope wußte zwar nicht recht, was sie meinte, aber sie nickte.
    »Es sind viele Nachforschungen anzustellen, hauptsächlich über Landgüter. Mein Mann hat nämlich eine große Erbschaft in Aussicht. Wir hoffen, eines Tages ein großes Vermögen zu erben.« Cynthia sah sich um und sprach leiser. »Ich möchte Sie noch vor einem Menschen warnen. Mein Mann hat einen erbitterten Feind, der immer wieder versucht hat, ihn zu ruinieren. Ich weiß nicht, warum er das tut«, erklärte Mrs. Dorban mit einer Ruhe, die Penelope unter diesen Umständen merkwürdig vorkam. »Aber ich vermute, daß eine Frau im Spiel ist. Ich gebe mir keine Mühe dahinterzukommen, aber einen anderen Grund kann ich mir eigentlich nicht denken. Stamford Mills - so heißt der Mann - schickt stets Detektive aus, die sich in unsere Angelegenheiten mischen wollen. Ich habe keine Ahnung, wer er eigentlich ist. Ein weltgewandter Mensch, der in London nur von seiner Tüchtigkeit lebt. Manche behaupten auch, er sei ein Schwindler, aber ich möchte ihn nicht ohne Grund verleumden. Ich weiß nur, daß er unser Feind ist, und aus diesem Grunde ist es wichtig, daß Sie vor ihm gewarnt werden.«
    »Aber was will er denn entdecken - ich meine, wenn er Leute schickt, um Sie auszuspionieren?« fragte Penelope besorgt.
    »Das mag der Himmel wissen. Geben Sie mir bitte mein Buch, Penelope. Ich wünschte, dieses niederträchtige Schiff würde nicht so rollen.«
    Die Bewegung des Schiffes belästigte Penelope in keiner Weise. Es schien beinahe, als wäre sie auf dem Ozean geboren, so wenig konnte ihr die Seekrankheit anhaben. Sie saß gern an Deck und betrachtete die endlose grüne See. Es war ihr angenehm, das Zittern und Stoßen der Schiffsturbinen zu fühlen. Sie liebte es auch, sich die frische Brise ins Gesicht wehen zu lassen.
    Die Passagiere interessierten sie nicht besonders; nur mit dem Decksteward hatte sie sich bis zu einem gewissen Grade angefreundet. Er sah gutmütig aus und kümmerte sich gleich vom ersten Tage an besonders um sie. In den frühen Stunden des Nachmittags, wenn die Passagiere in ihren Kabinen ruhten und das Promenadendeck verlassen dalag, stand er neben ihrem Stuhl und erzählte ihr von seinen vielen merkwürdigen Erinnerungen und Erlebnissen auf See. Er berichtete von Schiffen und Reisenden, die er getroffen hatte. Mit besonderem Stolz teilte er ihr mit, daß er einmal Steward im Rauchsalon eines großen Passagierschiffs gewesen war, das zwischen New York und Southampton fuhr. Und am liebsten sprach er über einen interessanten Passagier, den er während dieser Zeit kennengelernt hatte.
    Beddle - so hieß der liebenswürdige Decksteward - war schon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher