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0459 - Die Herrin der Drachen

0459 - Die Herrin der Drachen

Titel: 0459 - Die Herrin der Drachen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fiel ihm schwer, sich von Nicole zu trennen, und es lag ihm auf der Zunge, zu fordern, besagter Jemand möge sich gefälligst zum Leibhaftigen scheren. Aber er bezähmte seine Unlust.
    »Wer ist dieser Jemand, Raffael?«
    »Fenrir, Monsieur.«
    Da vergaß Zamorra das Paradies.
    ***
    Einem war der Schatten nicht entgangen, der durch den Thronsaal glitt: Dem Fürsten der Finsternis. Ohne eine Regung zu zeigen, hatte Julian Peters diesen Schatten beobachtet.
    Ein Schatten, der von niemandem geworfen wurde!
    Julian entsann sich, was man seinem Vorgänger nachgesagt hatte. Er sollte seinen Schatten vom Körper zu trennen in der Lage gewesen sein, um ihn dann selbständig agierend auszusenden. Aber man hatte Leonardo deMontagne vieles nachgesagt. Auch, daß eine Silberkugel in seiner Stirn steckte, die ihm einer seiner Gegner einmal hingeschossen haben sollte, ohne daß diese Kugel Leonardo sonderlich beeinträchtigte.
    Julian war sicher, das so manches, was man im Dämonenreich über Leonardo deMontagne munkelte, ins Reich der Fabel gehörte. Und dieser Schatten… nun, Leonardo war tot, das war sicher. Zudem erkannte Julian sofort, ohne sich dabei sonderlich anstrengen zu müssen, daß dieser Schatten, der durch die Schwefelklüfte geisterte, nicht in der Lage war, aktiv zu werden wie ein fester, lebender Körper. Der hier war nur passiv. Das einzige, wozu er fähig war, war Sehen und Hören.
    Kein Zusammenhang mit Leonardo deMontagne?
    Julian Peters, der den Schatten einfach gewähren und wieder verschwinden ließ, war sich dessen zwar nicht hundertprozentig sicher, aber ihm war auch klar, daß der Schatten eines Toten niemandem gefährlich werden konnte. Und Spuk in der Hölle? Fast hätte er darüber schallend gelacht.
    Es konnte überhaupt nicht schaden, wenn dieses uralte Gebilde einmal gründlich aufgemischt und entstaubt wurde! Und es erschien Julian als wesentlich interessanter, zuzusehen, wie andere versuchten, hinter das Geheimnis dieses Schattens zu gelangen, als es selbst zu lüften. Wann endlich würden die Dämonen registrieren, daß sich zwischen ihnen etwas bewegte, das nicht hierhergehörte und ein Fremdkörper war?
    Ihn selbst interessierte nur noch dieser Aspekt; der Schatten selbst gar nicht mehr. Er war ungefährlich, er ermittelte nur.
    Julian dachte an die zurückliegenden Wochen und die Geschehnisse in dieser Zeit. An die Macht, über welche er verfügen konnte, und an die Intrigen, die vor allem von Stygia ausgingen. Er fragte sich, wie lange es sich noch lohnte, dieses Spiel weiter mitzumachen.
    ***
    »Fenrir?« entfuhr es Zamorra. »Wie kommt der denn hierher?« Er nahm Nicole bei der Hand und folgte Raffael ins Innere des Gebäudetraktes. Der Diener leitete sie in eines der Kaminzimmer, in denen Zamorra zuweilen Besucher empfing und mit ihnen gemütlich plaudern konnte.
    Dort wartete Fenrir.
    Der alte graue Wolf aus Sibirien, der einen annähernd menschlichen Verstand und telepathische Fähigkeiten besaß, von Merlin geschult und gefördert. Fenrir war ein Freund ganz besonderer Art.
    Und er war zottig, zerzaust und tropfnaß. Gerade, als Zamorra und Nicole hereinkamen, schüttelte er sich wieder einmal, daß letzte Wassertropfen aus seinem nassen Fell geschleudert wurden. Ringsum hatte der Teppich schon etliche Feuchtigkeits-Flecken abbekommen, und darüber hinaus verbreitete Fenrir durch den nassen, rauhen Pelz eine wenig dezente Duftnote - kurz: es stank nach Wolf.
    »Blöder Köter!« entfuhr es Nicole. »Muß das sein?«
    Beschwer dich bei Merlin, gab der Wolf telepathisch zurück, so daß es alle Anwesenden verstehen konnten. Der war so saublöd, mich nicht innerhalb des Châteaus abzusetzen, sondern draußen vor dem Tor, im strömenden Regen. Mistwetter, verflixtes! Offenbar hat der alte Knabe sich mit dem Transportweg mal wieder veschätzt!
    »Trotzdem hättest du dich draußen in der Vorhalle trockenschütteln können!« rügte Nicole. »Ein anständiger Wolf benimmt sich nicht so, wie du es getan hast.«
    Fenrir zog die Lefzen hoch. Und anständige Menschen begrüßen ihren lieben Besuch nicht splitternackt!
    Zamorra lachte leise. »Du trägst doch auch keine Kleidung!«
    Ich habe ja auch ein wunderschönes Fell, gab der Wolf lakonisch zurück. Fragt man seine Gaste neuerdings nicht mehr, was man ihnen anbieten darf?
    »Nassauer«, lachte Zamorra. »Raffael, bitte setzen Sie das Kaminfeuer in Brand, damit unser vierbeiniger Freund sich trockenwärmen kann, und holen Sie eine flache
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