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0459 - Die Herrin der Drachen

0459 - Die Herrin der Drachen

Titel: 0459 - Die Herrin der Drachen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das knisternde Kaminfeuer, das den Wolfspelz zu trocknen begann. »Was für eine Idee?«
    Eigentlich stammt sie nicht von mir, gestand der Wolf. Sara Moon meinte, ich sollte euch ihren Vorschlag unterbreiten. Sie hat nämlich etwas gesehen.
    »Was und wie?« wollte Zamorra wissen.
    Ihr erinnert euch an ihr Zeitauge?
    Zamorra und Nicole nickten gleichzeitig. Sara Moon war nicht nur dadurch eine Besonderheit, daß sie Merlins Tochter war, sondern da gab es auch noch etwas Seltsames. Dort, wo andere Menschen einen Bauchnabel besaßen, besaß Sara Moon ein Zeitauge! Wieso dieses Auge, das mit einem normalen Auge keine Ähnlichkeit besaß, ausgerechnet den Nabel ersetzte, blieb ein ungeklärtes Rätsel, und nicht nur Zamorra und Nicole hatten sich schon oft genug gefragt, wie die Geburt Sara Moons vonstatten gegangen war, oder ob das Auge sich erst später gebildet hatte, als die Nabelschnur längst keine Rolle mehr spielte. Wie auch immer - Sara konnte damit für einige Sekunden in die Zukunft sehen, was ihr schon oft unschätzbare Vorteile bei Auseinandersetzungen verschafft hatte - vorausgesetzt, sie konnte das, was sie sah, rasch genug verwerten und entsprechend reagieren.
    Sara hat mit diesem Zeitauge jemanden gesehen, der in eine Welt reist, in welcher es noch Drachen gibt, verriet Fenrir. Sobald dieser Mann hinüberwechselt, entsteht eine Art Bruch im Raum-Zeit-Gefüge, und ihr könntet euch anschließen. Ihr müßt nur nahe genug dran sein, dann könnt ihr unbemerkt mitgehen. Ihr könnt eine Drachenschuppe beschaffen und mit dem Fremden auch wieder zurückkehren.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Die Sache hat einen ganz großen Haken, Fenrir. Wenn Sara das gesehen und dich mit der Botschaft hierher geschickt hat, ist dieser Mann längst drüben in jener ominösen anderen Welt. Immerhin dürfte inzwischen einige Zeit vergangen sein, und Sara kann nur für wenige Augenblicke vorwärts sehen!«
    »Wir könnten ihn also höchstens bei seiner Rückkehr erwischen und durch dasselbe Tor gleiten, das er benutzt«, ergänzte Nicole. »Damit ist aber niemandem geholfen, denn dann würden wir in dieser anderen Dimension festsitzen und selbst nicht mehr zurückkommen.«
    Falsch! behauptete Fenrir energisch. An sich stimmt die Tatsache mit Saras Zeitblick, nur scheint das, solange sie sich innerhalb von Caermardhin aufhält, durch das magische Potential der Burg etwas anders zu funktionieren. Sie konnte jedenfalls einen längeren Blick riskieren. Euch bleibt noch Zeit, wenngleich es nicht sehr viel ist. Vielleicht eine halbe Stunde, vielleicht etwas mehr. Ich hoffe, daß mein Zeitgefühl so einigermaßen stimmt. Bei Gelegenheit sollte mir jemand zu Weihnachten eine Arm-
    banduhr schenken, deren Band um meine Pfote paßt.
    »Der hat Nerven, dieser blöde Köter!« fauchte Nicole. »Halbe Stunde? Wie sollen wir das schaffen? Wir müssen uns anziehen, wir müssen ein paar Sachen zusammenstellen, und wir wissen ja noch nicht einmal, wohin wir müssen.«
    Nach Westfalen. Das ist eine Gegend in Deutschland, teilte der Wolf mit.
    Nicole schlug sich vor die Stirn. »Wo das ist, wissen wir, aber das schaffen wir nicht mal mit ’nem Flugzeug, wenn wir jetzt sofort starten würden! Wie stellst du dir das eigentlich vor? Und wie stellt Sara sich das vor?«
    Zamorra erhob sich.
    »Da gibt’s noch ein weiteres Problem«, sagte er. »Selbst wenn wir es schaffen würden, wie auch immer das geschehen soll - dann wechseln wir also mit diesem Fremden in die andere Dimension hinüber. Und dann? Wir müssen den Drachen erst einmal finden, dann müssen wir ihn erlegen, um ihm die Schuppe abzupflücken, und dann müssen wir auch noch wieder zurück, wissen aber nicht, wann unser unbekannter Gönner und unfreiwilliger Transporthelfer wieder zurückzukehren geruht. Bleibt er nur für wenige Minuten drüben, oder für Jahre? In beiden Fällen nützt es uns nichts. Wir können weder innerhalb weniger Minuten einen Drachen aufspüren und erlegen, noch Jahre auf eine Rückkehrmöglichkeit warten. Bis dahin ist Ted nämlich tot.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich sag’s verdammt ungern«, fuhr er fort. »Es tut mir innerlich weh. Aber es ist sinnlos. Wir schaffen es nicht. Es wäre vergebliche Mühe. Wir könnten uns allenfalls blutige Köpfe holen und schließlich doch nichts erreichen, weil wir zu spät kämen. Nein, Freunde. Wir müssen uns damit abfinden, daß es nicht geht.«
    Dir ist hoffentlich klar, daß du damit für deinen Freund Ted Ewigk das
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