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0455 - Gangstertod durch süßes Gift

0455 - Gangstertod durch süßes Gift

Titel: 0455 - Gangstertod durch süßes Gift
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werden es nicht wagen, hier die Pistole zu ziehen. Auf der Straße kommen lauf end Wagen vorbei.«
    Der Mann schob beide Hände in die Gesäßtaschen. »Okay, ich will dir den Gefallen tun. Aber du musst reden. Je schneller und ausführlicher du das tust, umso rascher wirst du mich wieder los. War Roderick hier?«
    »Ja, die beiden saßen im Trailer.«
    »Roderick und das Mädchen?«
    »Nein, Roderick und der junge Mann.«
    »Kennen Sie den jungen Mann?«
    »Ich habe ihn nie zuvor gesehen.«
    »Okay, die beiden unterhielten sich also miteinander…«
    »Ja, ich weiß nicht, worum es ging, denn ich musste einige Kunden bedienen.«
    »Und dann?«
    »Dann kam Phyllis. Sie sagte, dass sie in der Stadt gewesen sei. Sie schien verstimmt. Ich erklärte ihr, dass Mr. Roderick in der Snack-Bar sitzt und sah, wie sehr sie das überraschte. Sie ging außen rum zum Trailer und blieb an der Tür stehen, mindestens eine Minute lang…«
    »Soll das heißen, sie lauschte?«
    Ramsegger zögerte mit der Antwort. »Ich muss leider annehmen, dass das der Fall war«, meinte er nach kurzer Pause. »Die Lüftungsklappen standen offen. Das Mädchen dürfte keine Mühe gehabt haben, der Unterhaltung zu folgen.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber ich verstehe es nicht«, meinte Ramsegger. »Was interessiert Sie an der Geschichte eigentlich?«
    »Alles«, sagte der Mann.
    »Sie ist schon zu Ende. Phyllis ging nach etwa einer Minute hinein. Ich glaube, es kam zu einem Streit. Ich hörte ein paar Worte, die auf eine Auseinandersetzung schließen ließen. Dann kamen die beide heraus…«
    »Roderick und das Mädchen?«
    »Ja. Sie stiegen in den Lancia und fuhren los.«
    »Wer saß am Steuer?«
    »Das Mädchen.«
    »Was wurde aus dem jungen Mann?«
    »Als ich nach ihm sah, war er verschwunden.«
    »Wie ist Roderick hergekommen?«
    »Mit dem Wagen. Er holte ihn eine Stunde später ab.«
    »Sie haben wirklich Pech«, sagte der Mann.
    »Wieso?«
    »Sie wissen zu viel.« Der Mann zog die Hände aus den Gesäßtaschen. In der rechten Hand hielt er die Pistole. Ramsegger schaute sich um. Die Straßenkreuzung war wie leer gefegt. Über den Asphalt flimmerte die Sonne. Er wandte sich wieder dem Mann zu. »Ich weiß nicht, weshalb…« begann er.
    Weiter kam er nicht.
    Der Mann schoss. Er schoss dreimal hintereinander.
    Dem Stakkato von Schüssen folgte Ramseggers Fall auf den schmutzigen, von Ölflecken bedeckten Betonboden.
    Der Mann schob die Pistole in den Gürtel. Man hörte das Tuckern einer Dieselmaschine, im nächsten Moment tauchte am Horizont ein metallisch schimmernder Truck auf, offenbar ein Kühlwagen.
    Der Mann bückte sich und zerrte Ramsegger in die Glasbox. Zwischen den dunklen schmierigen Ölflecken blieb eine frische rote Blutspur zurück.
    Der Truck ratterte vorbei. Der Fahrer schaute stur geradeaus. Der Mann nahm die Pistole aus dem Gürtel und schob sie zurück in die Gesäßtasche. Er blickte sich um. Dann nahm er das Geld aus der Kasse und verließ die Tankstelle.
    ***
    Als wir ihn fanden, war er noch warm.
    Am Schreibtisch in der kleinen, von unerträglicher .Hitze erfüllten Glasbox saß ein aufgeregter dicker Mann. Er wischte sich beständig mit einem Taschentuch über das Gesicht. An den Achseln und auf der Hemdbrust zeichneten sich riesengroße Schweißflecken ab.
    »Ich habe schon die Polizei verständigt«, sagte er. »Mein Gott, wie konnte das nur passieren. Ausgerechnet Joe. Er war so ein feiner Kerl… schrecklich, einfach schrecklich.«
    Wir hatten inzwischen rekonstruiert, wie es geschehen sein musste. Die blutige Schleifspur machte es uns leicht.
    »Ich war vor einer Viertelstunde schon einmal hier«, erklärte der Dicke, der unablässig mit dem Taschentuch beschäftigt war. »Mein Name ist Kelly. Mel Kelly. Ich bin Farmer. Joe ist ein alter Freund von mir, Himmel, wer kann das nur getan haben? Ob es der Kerl mit den tief liegenden Augen war? Aber dann hätte Joe mich doch daraufhin angesprochen.« Er sprach nicht gerade zusammenhängend, der Schock des Erlebten wirkte noch in ihm nach. »Joe umzubringen. Einfach unvorstellbar…«
    »Was war das für ein Mann?«, unterbrach ich ihn.
    »Er kam mit Joe aus dem Trailer. Sagte kein Wort. Stand nur so herum.«
    »Und was tat Mr. Ramsegger?«
    »Der war ganz normal. Ruhig wie immer. Füllte das Öl nach und gab mir ein paar Ratschläge. Als ich losfuhr, blieb der Fremde bei Joe zurück.«
    »Wie sah er aus?«
    »Schwer zu beschreiben. Ziemlich groß. Etwas kleiner als Sie, würde
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